Das ewige Lied - Fantasy-Roman
Umgebung deutlich und nicht verschwommen, und im nächsten Moment stellte sie fest, dass auch ihre Ohren wie über Wasser funktionierten, denn sie hörte deutlich und klar die Stimme des Aquanten: „Willkommen in Aquien, junge Bardin!“
Der Wasserbewohner stellte sich ihnen schließlich als Kallabul vor – zumindest war das der Teil des Namens, den Jayel verstehen konnte. Der Rest der Worte, die aus dem Mund des Aquanten drangen, bestand aus schrillem Gequietsche und Geblubber. „Sehr ... erfreut...“, stammelte Jayel.
Sie war noch immer vollkommen überrascht von der unerwarteten Wendung, die ihre Reise genommen hatte. Auch Daphnus an ihrer Seite schien noch immer nicht glauben zu können, dass er sich im Wasser befand und trotzdem normal sehen, hören, atmen und sprechen konnte. Da er nun nicht mehr kurz vor dem Erstickungstod stand, sog er vorsichtig die Luft durch die Nase ein und versuchte zu verstehen, wie es kam, dass das Wasser um ihn herum weiterhin existierte, jedoch vor seinen Körperöffnungen wie Mund und Nase halt machte. Jayel tastete an ihrem Körper entlang. Ihre Kleidung war – nass, gewiss, aber nicht von Wasser durchdrungen, und erstaunlicherweise schien der Stoff bereits zu trocknen.
Kallabul beobachtete die beiden Menschen grinsend. „Die Wirkung unserer Elementarkugeln ist immer wieder erstaunlich“, sagte er.
Daphnus blickte ihn an: „Aber wie..?“
Der Aquant winkte gelassen ab: „Oh, ein recht simpler Elementarumkehrzauber, den die Kugeln bewirken. Sie umgeben ihren Träger mit dem Element, in dem sie sich gerade nicht befinden. Dazu müssen sie natürlich polarisiert auf zwei Elemente sein, nicht wahr?“
„Äh ja“, sagte Jayel und kam sich ein bisschen dumm vor.
„Von einem solchen Zauber habe ich noch nie gehört!“, warf Daphnus misstrauisch ein.
Der Aquant lächelte herablassend. „Sicher, weil eure primitiven Magiekenntnisse noch nicht bis zu dieser Stufe des Astralen vorgedrungen sind“, sagte er. „Die Magie der Aquanten ist um einige hundert Jahre älter. Der Weise Plaquatantiu hat einst 500 Jahre seines Lebens aufgewandt, um diesen Spruch zu erforschen und damit einen Weg zu finden, uns an der Luft überleben zu lassen.“
Jayel schüttelte verwundert den Kopf. Sie hatte gehört, dass die Lebensspanne der Aquanten weit über die eines Menschen hinausging, aber 500 Jahre als Spanne eines einzigen Lebens – unvorstellbar.
„Kommt jetzt“, sagte Kallabul, „wir müssen uns auf den Weg machen, damit wir den königlichen Hof rechtzeitig zu Beginn des Festes erreichen.“ Er drehte sich um und ging über den Meeresboden auf die Tiefen des Ozeans zu. Die Bardin und der Magier folgten ihm zögernd. Das Laufen unter Wasser hatte etwas seltsam Schwebendes an sich, denn obwohl sie mit Leichtigkeit unter Wasser blieben und nicht nach oben getrieben wurden – wohl ebenfalls eine Auswirkung der Elementarkugeln – fühlten die beiden doch ihr eigenes Körpergewicht kaum. Sie kamen nur sehr langsam vorwärts, so dass Jayel sich fragte, wie lange sie auf diesem Weg zum Hof des Königs brauchen würden. Doch kurz darauf sah sie etwas Erstaunliches: Kallabul hatte mittels einer ungewöhnlichen Muschel, die er aus der Tasche gezogen und an die Lippen geführt hatte, einen schrillen Pfiff ausgestoßen. Kurz darauf erschien ein seltsames Gefährt: Eine große Muschel, die wie ein Wagen mit einer Deichsel versehen worden war und vor die ein großer Hammerhai gespannt war – ein Tier, das sie aus Büchern kannte. Jayel betrachtete den großen Raubfisch neugierig. Er machte keinerlei Anstalten, sie anzugreifen, sondern der seltsam geformte Kopf wandte sich ihnen ruhig zu. Kallabul begann in der seltsamen, quietschenden Sprache der Aquanten auf das Tier einzureden, und zu Jayels Schrecken schien der Hai sogar darauf zu antworten.
Kallabul bedeutete ihnen, sich in die seltsame Kutsche hineinzusetzen. „Beeilt euch“, sagte er ungeduldig, „das Fest hat offenbar bereits begonnen.“
Jayel und Daphnus gehorchten. Sobald auch Kallabul zu ihnen in die Muschel hineingeklettert war, setzte sich der Hai in Bewegung. Bewundernd betrachtete Jayel seine geschmeidigen Bewegungen. Sie hätte das elegante Tier gerne einmal ohne das lästige Hindernis des Zaumzeugs schwimmen sehen. Offenbar bestand jedoch Grund zur Eile, doch angesichts der ständig neu auf sie einstürzenden Eindrücke musste sich Jayel immer wieder daran erinnern, dass sie in kaiserlichem Auftrag hier war und der
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