Das Exil Der Königin: Roman
klingen ?, fragte Han sich. Er hatte doch noch gar nicht viel gesagt.
»Solltest du dann überhaupt mit uns sprechen?«, fragte er. »Könnte vielleicht riskant sein.«
Mordra zuckte mit den Schultern. »Sie halten von mir auch nicht viel, weil ich von den unteren Reichen komme. Allerdings habe ich beachtliches Talent, und deshalb mag Dekanin Abelard mich.« Sie streckte ihren Arm aus und zeigte ihm den Saum ihres Gewands. »Ich bin die jüngste Versierte, die es je gegeben hat.«
»Du musst verdammt schlau sein«, stellte Han fest.
»Wenn du klug bist, wird sie auch auf dich aufmerksam werden«, sagte Mordra. »Egal, wer du bist.« Sie warf Dancer einen Blick zu und zuckte mit den Schultern. »Es sei denn, natürlich, du bist ein Kupferkopf.«
Diese Mordra mag zwar klug sein, aber sie plappert einfach heraus, was ihr gerade in den Sinn kommt, dachte Han.
»Vielleicht will ich ja gar keine besondere Aufmerksamkeit«, entgegnete er.
»O doch, die willst du«, widersprach Mordra. »Dekanin Abelard bietet hoffnungsvollen Mystwerk-Studenten nämlich besonderen Unterricht an.«
»Was für Unterricht?«, fragte Han.
Wieder stellte Mordra sich auf die Zehenspitzen und packte seinen Arm, um das Gleichgewicht zu halten. »Verbotene Magie«, flüsterte sie. Ihr warmer Atem kitzelte an seinem Ohr. »Mächtige Zaubersprüche.«
Eine eisige Stimme unterbrach ihre Unterhaltung. »Halt den Mund, Mordra.«
Verblüfft zuckte Mordra zurück und stolperte beinahe. Als Han aufsah, stellte er fest, dass Fiona irgendwie zu ihnen gekommen war, ohne dass er es bemerkt hatte.
»Halt du lieber den Mund«, sagte Mordra, die sich wieder erholt hatte und die Hände zu Fäusten ballte.
»Ständig gibst du Unsinn von dir wie ein betrunkener Neuling«, sprach Fiona weiter und verdrehte die Augen. »Alister ist ein Schläger von der Straße. Er hat kein Interesse an deinem armseligen Fantasieleben.«
»Oh, ich fand es tatsächlich sehr interessant«, sagte Han. »Mordra erzählte gerade, dass …«
»Wie auch immer«, unterbrach ihn Mordra. »Wo wirst du sitzen?«
»Wo Platz ist, schätze ich«, antwortete Han. Weit weg von den Bayars und der Dekanin, hoffte er im Stillen. Und vielleicht auch von Mordra. Sie mochte zwar möglicherweise die Einzige sein, die bereit war, mit ihm zu sprechen, aber ihr Geplapper war entnervend.
»Die Plätze sind festgelegt – wusstest du das nicht? Ich sitze am Tisch der Dekanin«, erklärte Mordra.
»Woher weißt du, wo du sitzt?«, fragte Han. Immer wieder schien es, als würden die anderen über Informationen verfügen, die er nicht besaß.
»Da sind kleine Karten an den Plätzen«, sagte Mordra. »Du solltest herumgehen und nach deiner suchen. Bald ist es so weit, dass wir uns setzen können.«
Wie sich herausstellte, saß Han ebenfalls am Tisch der Dekanin. Zusammen mit den beiden Bayars, Adam Gryphon, einem anderen Versierten und einem weiteren Master. So viel dazu, keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen zu wollen.
Dancer saß an einem Tisch ganz in der Nähe, an dem auch einige von Bayars Leuten Platz nahmen. Sie verdrehten die Augen, wanden sich und lehnten sich weit zurück, als würde er schlecht riechen. Dancer seufzte und setzte seine Händlermiene auf.
Es war, als hätte die Dekanin absichtlich dafür gesorgt, dass sich alle unwohl fühlten.
Han saß zwischen Mordra und Fiona und gegenüber von Micah, der seinerseits neben Master Gryphon saß.
Fiona saß aufrecht und steif da; sie starrte stur geradeaus, als könnte sie sich so einreden, dass Han gar nicht neben ihr saß.
Glücklicherweise beeilte sich die Bedienung, die Suppe aufzutragen.
Es war eine dünne Brühe mit nur wenig Gemüse darin. Nicht gerade ein richtiges Essen, dachte Han überrascht. Er hatte ein etwas üppigeres Mahl erwartet. Er tauchte mit dem Löffel in die Flüssigkeit und pustete vorsichtig. Sie schmeckte rauchig und salzig, wie nach getrockneten Pilzen und Zwiebeln.
Ich hoffe nur, dass es einen Nachschlag gibt, dachte er. Oder zumindest etwas Brot dazu. Er nahm noch einige Löffel, bis er bemerkte, dass er der Einzige war, der bereits aß.
Micah starrte ihn über den Tisch hinweg an; die Fingerspitzen seiner aneinandergelegten Hände formten ein spitzes Dach, und er wölbte eine Braue. Mordra beugte sich zu ihm hin. »Man wartet mit dem Essen, bis alle etwas vor sich stehen haben und die Dekanin uns begrüßt hat«, flüsterte sie – laut genug, dass es auch die Übrigen an den anderen Tischen hören
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