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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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konnten. Gekicher erklang im Raum.
    Han legte seinen Löffel hin; er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss.
    Es stellte sich heraus, dass die Suppe gar nicht das eigentliche Essen war. Sie war nur vorab serviert worden. Das Essen selbst bestand aus gebratenen Wachteln und Kartoffeln und Karotten und kleinen Kuchen und in Branntwein getränkten, flambierten Früchten und drei verschiedenen Weinen und süßem Likör in kleinen Gläschen.
    Niemand sonst hatte Apfelwein mit an den Tisch genommen.
    Obwohl Han versuchte, sich danach zu richten, was die anderen taten, kam es immer wieder vor, dass er die falsche Gabel benutzte, etwas in der falschen Reihenfolge aß oder die falsche Soße zur falschen Speise nahm. Mordra pflegte ihn dann in ihrem scheinbaren Flüsterton zu berichtigen, woraufhin der Saal in leises, krampfhaftes Gelächter ausbrach.
    Die Einzigen, die nicht lachten, waren Dekanin Abelard, Dancer, Mordra und Fiona.
    Fiona?
    Obwohl sie während des Essens Wein trank, aß sie nur wenig. Mit einem Stirnrunzeln schob sie das Essen so lange auf ihrem Teller hin und her, bis die Bedienung es schließlich mitnahm. Sie trommelte mit den Fingern auf den Tisch und rutschte unruhig auf ihrem Platz herum.
    Hat die Tatsache, dass sie neben mir sitzen muss, ihr so sehr den Appetit verhagelt?, dachte Han.
    Mehrmals beugte Master Gryphon sich nach vorn und versuchte, Fiona in ein Gespräch zu verwickeln, aber sie wirkte abwesend, als würde sie ihn kaum hören.
    Schließlich beugte sie sich über Han hinweg zu Mordra hin. »Hör endlich auf!«, zischte sie, als Mordra gerade ihren Mund öffnete, um wieder etwas zu sagen – vermutlich weil Han gerade sein Brötchen mit Butter bestreichen wollte und das falsche Messer dafür zu nehmen drohte.
    »Was?« Mordra blinzelte sie an.
    »Gerade du solltest das Verhalten eines anderen Menschen nicht ständig verbessern!«, fuhr Fiona sie an. Ihre Stimme klang so spröde wie Stahl zur Sonnenwende. »Du bist eine einzige Katastrophe.«
    Mordra reckte ihr Kinn vor. »Ich habe nur versucht …«
    »Halte dich von Alister fern, oder du wirst noch mehr zur Außenseiterin werden«, warnte Fiona sie.
    »Haltet jetzt beide den Mund!«, explodierte Han und schlug mit den Händen auf den Tisch, sodass das China-Porzellan klirrte und Wein aus den Gläsern schwappte. »Es ist leichter, inmitten einer Schlägerei in einer Schenke zu essen als zwischen euch beiden zu sitzen.«
    Augenblicklich wurde es totenstill im Raum.
    Fiona schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Dekanin Abelard, bitte entschuldigt mich. Ich fühle mich nicht gut.« Ohne einen Blick zurückzuwerfen, rauschte sie aus dem Saal.
    Han sah zu Micah hinüber, der ihn mit zusammengekniffenen Augen abschätzend anstarrte. Gryphon starrte Fiona nach, bis sie durch die Tür verschwunden war, dann richtete er seinen unheimlichen Blick auf Han. Sein Gesicht war blass und wütend. Dekanin Abelard stützte die Ellenbogen auf den Tisch, legte das Kinn in ihre Hände und verzog die Lippen zu einem schwachen Lächeln.
    Han hörte jetzt ebenfalls auf zu essen; er wollte keine weiteren Lektionen mehr von Mordra hören. Sie plapperte weiter, und er antwortete in kurzen Sätzen.
    Schließlich war das ewig lange Essen vorbei. Die Studenten und die Fakultätsangehörigen bildeten gesprächige Grüppchen. Han und Dancer verließen den Saal durch die Hintertür, um jeglichen Kontakt mit anderen zu vermeiden.
    »Und das hier müssen wir jeden Monat mitmachen?«, stöhnte Han, der spürte, wie das üppige Essen wie ein Amboss in seinen Bauch lag. »Bei den blutigen Gebeinen.«
    »Fiona Bayar und Mordra deVilliers haben um dich gekämpft ?« Der Wind raschelte über ihnen in den Zweigen, und Dancer zog den Kragen hoch. Als Han ihn finster anstarrte, fügte er hinzu: »Es sah zumindest danach aus.«
    »Ich habe keine Ahnung, was das alles sollte«, sagte Han. »Fiona will nicht, dass irgendwer mit uns redet. Vielleicht will sie uns noch mehr isolieren, als wir es ohnehin schon sind.«
    »Vielleicht will sie dich für sich allein haben«, vermutete Dancer.
    »Ha.« Sie gingen einen Moment schweigend weiter. »Ich frage mich, wer in Abelards Unterricht geht«, grübelte Han. »Ich frage mich, was sie vorhat.«
    Als sie an der Seite von Mystwerk House entlanggingen, flackerte kurz ein Licht unter der Galerie auf und erregte Hans Aufmerksamkeit. Er blinzelte und konnte in den Schatten die Silhouette von jemandem in einem langen Gewand ausmachen. Ein

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