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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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nicht daran gewöhnt, in einem Klassenzimmer zu sitzen«, erzählte Dancer. »In den Camps lernen wir, indem wir bei jemandem ausgebildet werden – ein Student pro Lehrer.«
    »Und wieso bist du dann hergekommen?«, fragte Cat und hielt ihren Blick auf die Schüssel gerichtet. »Ich hab hier noch keine andern Kupferköpfe gesehen.«
    »Sie lehren hier auch nicht das, was wir an Clan-Berufungen kennen«, erklärte Dancer. »Es würde ihnen also nichts bringen.«
    Cat zuckte mit den Schultern. »Nach allem, was ich gehört hab, verbringt ihr eure Zeit damit, Babys zu stehlen, Tiere in Ungeheuer zu verhexen und Gifte und Hexenstücke herzustellen.« Sie leckte die Butter von ihrem Brot. »Kein Wunder, dass die Leute euch nicht mögen, wenn ihr ins Flatland geht.«
    »Halt den Mund, Cat«, knurrte Han. »Quatsch nicht über Dinge, von denen du nichts weißt.«
    »Die Magiebegabung der Clans bezieht sich auf magi-sche Materialien, die Heilkünste und die Erdmagie«, fuhr Dancer geduldig fort. »Hohe Magie – das, was die Magier tun – gilt nicht als Clan-Berufung. Deshalb musste ich hierher kommen.« Sein Gesicht wirkte unberührt, als würden Cats Sticheleien und Beleidigungen einfach von ihm abprallen.
    »Manche sind übrigens der Meinung, dass die Leute, die von den Südlichen Inseln stammen, auf ihren Inseln bleiben sollten«, sagte Han, der das Gefühl hatte, Dancer verteidigen zu müssen, da dieser das nicht selbst tat. »Machen wir also das Beste daraus. Es muss doch an der Tempelschule irgendetwas geben, das dir gefällt.«
    Cat kaute an ihrem Fingernagel. »Musik«, sagte sie widerstrebend. »Es gibt Basilkas und Flöten und Harfen und Orgeln und Cembalos. Und Chöre. Ständig gibt es Liederabende. Masterin Johanna hat mir noch eine Basilka ganz für mich allein gegeben. Ich kann sie behalten, solange ich an dieser Schule bin. Sie sagte, dass sie auch Master haben, die mir auf den anderen Instrumenten Unterricht geben können. Ist ganz allein meine Entscheidung.« Sie stopfte sich eine Handvoll Weintrauben in den Mund. »Aber sie nervt mich ständig, dass ich auch so einen Liederabend mache. Aber vor den anderen Leuten spielen … Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    Diese Johanna ist klug, dachte Han, wenn sie bereits gemerkt hat, dass man bei Cat nur über die Musik was erreichen kann.
    »Du bist angenommen worden und bis hierher gekommen«, sagte Dancer. »Du solltest diese Chance nutzen. Ich würde dich gern spielen hören.«
    Cat zuckte gereizt und drehte eine aus ihrem Zopf abstehende Haarlocke zwischen den Fingern herum. »Hab keine Ahnung, wie lange ich hier sein werde. Es ist sinnlos, mich in irgendwas zu verwickeln, das nicht ewig dauert, oder?«
    Han warf seine Serviette mit einer heftigen Bewegung auf den Tisch. »Es gibt nichts und niemanden, wohin du so eilig zurückmüsstest, oder? Deshalb sind wir alle hier. Wir haben zu Hause nichts und niemanden.«
    »Du hast doch keinen Schimmer, wer ich bin und warum ich hier bin.« Cat stand auf und stapfte aus dem Speisesaal.
    »Das stimmt allerdings«, gab Han zu und sah ihr kopfschüttelnd nach. Dann drehte er sich zu Dancer um. »Du musst das nicht einfach so hinnehmen, wenn sie sich derart über die Clans auslässt.«
    »Ist schon in Ordnung. Es ist nicht schlimmer als das, was ich auch schon im Vale gehört habe.« Dancer schob seine Schüssel weg. »Willst du jetzt in die Bibliothek gehen?«
    Han schüttelte den Kopf. »Später. Vielleicht nach dem Abendessen. Ich gehe jetzt erst nach Hampton und bringe meine Bücher aufs Zimmer, und dann muss ich Abelard aufsuchen.« Er verdrehte die Augen. »Wozu ich überhaupt keine Lust habe.«
    Han überquerte den Kolleghof zu Hampton House. Das Wohnheim wirkte verlassen; die Studenten waren entweder noch im Speisesaal oder bereits wieder auf dem Weg in den Unterricht. Beschwingt lief er die vier Treppen hoch zum obersten Stock. Als er den Absatz erreichte, trat ein stechender Geruch in seine Nase. Exkremente. Er hielt sich den Ärmel vor das Gesicht und sah den Flur in beide Richtungen entlang. Die Tür zu seinem Zimmer stand auf. Mit gezogener Messerklinge ging er lautlos über den Gang; mit der anderen Hand hielt er sein Amulett fest. Er neigte den Körper leicht nach vorn und streckte vorsichtig den Kopf über die Schwelle, um einen Blick in sein Zimmer zu werfen.
    Es war vollständig verwüstet worden. Jemand hatte seine Kleidung aus der Truhe gezerrt und in Stücke gerissen, seine Bücher waren aus dem

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