Das Exil Der Königin: Roman
sagte Cat und starrte Micah nach. »Alles ist egal.« Und dann ging sie mit hängenden Schultern wieder davon, als müsste sie das Gewicht der ganzen Welt tragen.
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
Zwischen Traum
und Wirklichkeit
H an fingerte an seinem Amulett herum, während sein Verstand sich mit den Worten der Beschwörungsformel abmühte.
»Nun?« Crow stand mit verschränkten Armen da und klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. »Willst du es noch mal versuchen oder nicht?«
»Mein Amulett lässt nach«, sagte Han. »Vielleicht sollte ich es besser noch mal probieren, wenn ich zurückgegangen bin.«
»Wenn ich nicht sehen kann, wie du es tust, wie soll ich dann wissen, ob du es richtig machst?«, fragte Crow. »Es ist nicht sicher genug, wenn du unbeaufsichtigt experimentierst. Also, wenn du nicht genügend Ausdauer dafür hast, dann …« Er zuckte mit den Schultern.
»Ist das alles, was du kannst? Angriffszauber? Schulterklopfen und irgendwelche Gemeinheiten? Ich hab langsam das Gefühl, dass ich damit bis obenhin vollgestopft bin.« An manchen Tagen hatte Han richtiggehend das Bedürfnis, sich innerlich zu reinigen.
Crow verdrehte die Augen. »Welche anderen Zaubersprüche möchtest du denn lernen?«
Han dachte einen Moment über eine Alternative nach. »Ich weiß nicht – Liebeszauber?«
Crow musterte ihn mit leicht zur Seite geneigtem Kopf. »Du hast sicherlich keine Probleme damit, für die Erfüllung deiner körperlichen Bedürfnisse zu sorgen, Alister«, stellte er trocken fest. »Alles darüber hinaus ist sowieso reine Illusion – ein Märchen, das man Narren und Romantikern erzählt.«
Han wölbte die Brauen. »Du bist ein zynischer Kerl, weißt du das?«
»Hör zu«, sagte Crow, und der Blick seiner kühlen, blauen Augen fixierte Han. »Du musst Prioriäten setzen. Aerie House wird dich weiter verfolgen. Sie werden so lange hinter dir her sein, bis du das Problem für immer beseitigt hast.«
»Diese Beschwörung mit den Schädlingen hat funktioniert«, entgegnete Han. »Micah Bayar und seine Vettern sind in ein anderes Wohnheim gezogen.«
»Natürlich hat sie funkioniert, Alister«, antwortete Crow. »Ich habe nur etwas gegen die Taktik, für die du dich entschieden hast. Man beantwortet einen Anschlag auf sein Leben nicht mit einem Schlag auf die Hand. Oder einem Witz.« Er schloss die Augen und sammelte sich. »Ich glaube nicht, dass du wirklich verstehst, in welcher Gefahr du dich befindest. Aber ich habe schon zu viel in dich investiert. Ich will nicht mit jemand anderem noch mal ganz von vorn anfangen müssen.«
»Ich weiß, was ich tue«, beharrte Han. »Ich will meine Feinde nur einfach aus dem Weg haben.«
»Du kannst es dir nicht leisten, feinfühlend zu sein.«
Das ist es nicht, wollte Han sagen. Ich habe schon früher getötet. Hautnah und persönlich und unappetitlich. Ich habe keine magische Falle für meine Feinde hinterlassen, die sie sauber und ordentlich zum Verstummen gebracht hätte, während ich weit weg war.
Als Han nicht antwortete, sprach Crow weiter. »Sie werden dich niemals in Ruhe lassen, das weißt du, so lange du das Amulett noch besitzt. Und wenn die Bayars dich töten, wird es nicht mein Fehler gewesen sein.«
»Ich suche ja nach einem Lehrer, in Ordnung?«, sagte Han, den Crows Stichelei allmählich ärgerte. »Aber es ist nicht – es ist nicht so einfach, einen zu finden.« Er wollte nicht, dass irgendjemand von Mystwerk wusste, dass er Unterricht in Sachen Blaublütigkeit nahm. Schließlich war es nicht gerade so, als hätte er irgendwelche echten Freunde, abgesehen von Dancer und Cat.
»Was weißt du über die Waffenkammer der Begabten Könige?«, fragte Han, um das Thema zu wechseln.
Crow starrte Han ausdruckslos an. »Wieso willst du das wissen?«, fragte er schließlich zurück.
»Wir haben im Unterricht darüber gesprochen. Glaubst du, dass sie wirklich existiert hat?«
Crow zuckte mit den Schultern und machte sich an seinen Ärmelaufschlägen mit den parallel verlaufenden Knopfreihen zu schaffen. »Ich bin überzeugt davon, dass sie einmal existiert hat. Aber ob sie das immer noch tut, ist unklar.«
»Einige Leute sagen, dass die Bayars sie hätten.«
»Einige Leute sind Narren«, erwiderte Crow. »Wenn die Bayars im Besitz der Waffenkammer wären, gäbe es keine Möglichkeit mehr, sich ihnen zu widersetzen.«
»Ich glaube, sie suchen nach ihr«, sagte Han und wartete auf Crows Reaktion.
Crows Blick flackerte zu Hans Amulett und
Weitere Kostenlose Bücher