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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Streitwagen rasten über den Himmel und zogen die Sonne hinter sich her. Drachen brüllten über ihnen und spuckten Flammen, was die Menschen unten in fröhliche Jubelrufe ausbrechen ließ. Feuerwerkskörper wurden hauptsächlich von den Clans hergestellt, und manche sagten, dass Magie darin stecken würde.
    »Oooh«, kam es wie aus einem Mund von der Menge.
    Raisa trieb auf einem Meer aus Heimweh. Königin Marianna leitete das Sonnwendfeuerwerk in Fellsmarch, dessen Geschosse über Hanalea und Lissa und all den anderen Gipfeln explodierten. Im schimmernden Kerzenlicht pflegten sie danach in den Tempel zu gehen, um für die Rückkehr der Sonne zu danken.
    Möge die Sonne zurückkehren, Mutter, dachte Raisa, und meinte es auch so.
    »Was hat dir an der Sonnwendfeier zu Hause am besten gefallen?«, fragte sie und sah Han an.
    »Das Essen«, antwortete er ohne zu zögern.
    »Welches Essen?«, fragte Raisa, die sich an die vollbeladenen, ächzenden Tische im Palast erinnerte.
    »Genug, um satt zu werden«, sagte er einfach nur. Er bettete den Kopf auf einen Arm und nahm ihre Hand.
    Du bist ja ein ganz Frecher, dachte sie, zog ihre Hand aber nicht weg.
    »Vor dem Krieg gab es um den Sonnwendtag herum immer genug zu essen. Die Tempel haben zusätzliche Portionen ausgegeben, und einige der reichen Häuser haben Reste von ihren eigenen Festen verteilt. Seit dem Krieg gibt es nicht mehr so viel, aber es ist immer noch mehr als sonst. Auf den Märkten gab es Spielzeug und Süßigkeiten, in Fett gebackene Honigkuchen und glasierte Sterne, die man sonst, zu einer anderen Jahreszeit, nicht findet. Meine Schwester Mari hat diese Honigkuchen und die Zuckersonnen furchtbar gern gemocht. Ich hätte einen ganzen Bäckereikarren davon organisieren können, und sie hätte immer noch nicht genug gehabt. Ihr Gesicht war über und über mit Puderzucker verschmiert.«
    Er seufzte und schwieg gedankenverloren.
    »Ich vermisse den Schnee«, sagte Raisa und wischte sich mit dem Ärmel ihres Umhangs den kalten Nebel, der inzwischen aufgezogen war, vom Gesicht. »Die Stadt wirkt dann immer wie im Märchen.« Zu diesen Zeiten war ihre Familie oft mit Pferdeschlitten durch die Stadt gefahren, eingehüllt in Pelze und begleitet vom Gebimmel der Glöckchen.
    »Und der Fluss stank nicht mehr ganz so schlimm, wenn er erst mal zugefroren war«, sagte Han.
    Sie lachte. »Da hast du recht.« Obwohl sie völlig unterschiedlich aufgewachsen waren, verband sie doch immerhin der stinkende Fluss.
    »Wir haben uns nachts rausgeschlichen und sind auf Mülleimerdeckeln die Pflastersteinstraße runtergeschlittert, bis die Blaujacken uns verjagt haben«, erzählte er weiter. »Manchmal sind die Blaublütigen in ihren großen Schlitten vorbeigekommen. Wir haben uns mitnehmen lassen, indem wir uns hinten auf die Kufen gestellt haben, bis die Diener uns runtergeknüppelt haben.«
    Raisa stockte der Atem. » Runtergeknüppelt ?«
    »Na ja.« Er sah sie von der Seite an. »Wenn man einigermaßen gut war, haben sie einen nicht getroffen.«
    Eine Reihe von schnellen Explosionen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Himmel zurück. Das war der Höhepunkt der Vorstellung, eine Symphonie aus Licht und knallendem, zischendem Lärm. Dann war es vorbei, und zurück blieben Nachbilder auf den Innenseiten ihrer Augenlider und ein Klingeln in ihren Ohren.
    Sie spürte, wie Han sich neben ihr verlagerte und näher rückte. Sie rührte sich nicht. Am liebsten wäre sie für immer hier oben liegen geblieben, fern von dem Aufruhr, den das Leben da unten für sie bedeutete.
    Schließlich öffnete sie die Augen und sah, dass Han sie anstarrte, und in seinem Blick lag Unentschlossenheit. Genau genommen starrte er ihre Lippen an.
    Er will mich küssen, begriff sie. Aber er denkt an das, was mit Tourant vorhin passiert ist, und er will mich nicht bedrängen.
    »Danke«, sagte sie und richtete sich wieder auf. Und dann war der Moment vorüber. »Mein Sonnwendabend war schließlich doch noch schöner, als ich gehofft hatte. Aber ich gehe jetzt besser wieder zurück.«
    Er stand auf und half ihr hoch, damit sie auf den glitschigen Ziegeln nicht ausrutschte. »Ich gehe mit und sorge dafür, dass du sicher nach Hause kommst.«
    Bis zu diesem Abend hätte sie ein solches Angebot abgelehnt. Trotz Micahs Anwesenheit war Odenford ihr wie ein sicherer Ort vorgekommen, der von der realen Welt irgendwie abgetrennt war. Aber sie hatte sich geirrt.
    Nachdem sie erneut über die Dächer geturnt waren,

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