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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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und rümpfte die Nase. »Weißt du irgendetwas über ihre Familie?«
    »Ihre Beziehungen sind nicht ganz so gut, wie ich es gern gehabt hätte«, sagte Han ironisch. »Aber Königin Marianna war gerade beschäftigt.«
    »Königin Marianna?« Crow sah verwirrt aus. Dann hellte sich seine Miene auf. »Oh, ja. Natürlich.«
    So brillant er auch sonst war, manchmal hinkte Crow einen gewaltigen Schritt hinterher, besonders dann, wenn es darum ging, Hans Scherze zu verstehen. Vielleicht war der Humor von Blaublütigen anders. Crow war ja durchaus witzig, aber sein Witz hatte immer eine bittere Schärfe.
    Crow ließ nicht locker. »Bist du sicher, dass Rebecca wirklich …?«
    »Sie war Hauslehrerin bei den Bayars«, unterbrach ihn Han. »Anscheinend war sie gut genug für sie .«
    »Bei den Bayars?«, fragte Crow und versteifte sich. »Sie arbeitet für Aerie House?«
    » Früher . Jetzt ist sie hier in der Schule.«
    »Woher weißt du, dass sie keine Spionin ist?«, fragte Crow. »Oder eine Attentäterin?«
    »Das weiß ich auch nicht«, sagte Han. »Aber es ist nicht gerade so, als würde sich alle Welt darum reißen, mir etwas beizubringen. Ich musste regelrecht auf die Knie gehen, um wenigstens sie dazu zu bringen. Wir treffen uns jetzt seit einem Monat, und ich bin noch nicht tot.«
    »Nun«, räumte Crow ein, »wir werden sehen. Ich hoffe, dass du zumindest vorsichtig bist.« Er beäugte Han kritisch. »Dein Kleidergeschmack hat sich verbessert. Deine Art zu sprechen auch.«
    Han verdrehte nur die Augen. Zuerst hatte es ihn nicht wirklich interessiert, wie ein Blaublütiger zu werden – abgesehen davon, dass es Crows Preis dafür war, ihn zu unterrichten. Aber jetzt begriff er, wie viel es in dieser Hinsicht zu lernen gab. Und wie sich ihm dadurch Türen öffnen konnten.
    Aus welchen Gründen auch immer, jedenfalls kam er jetzt besser mit Crow zurecht. Seine schulmeisterlichen Sticheleien hatten in letzter Zeit an Schärfe verloren. Er hatte auch das Curriculum erweitert und andere, feinsinnigere Aspekte der Magie mit aufgenommen, die über Amulettzauber hinausgingen. Han konnte erkennen, dass Crow diese Sachen liebte und dass er es genoss, jemanden zu haben, mit dem er sein Wissen teilen konnte. Wenn Han eine schwierige Beschwörung meisterte, pflegte Crow das Gesicht gen Himmel zu heben und zu sagen: »Dieser Junge ist brillant! Wirklich und wahrhaftig!« Das war vielleicht auch ein bisschen ironisch gemeint, aber es war trotzdem immer noch ein Kompliment.
    Han verglich Crow mit Rebecca – seiner anderen Privatlehrerin. Er bewunderte ihr Rückgrat, auch wenn es ihm manchmal in die Quere kam. Er versuchte, nicht zu sehr bei ihren grünen Augen zu verweilen, die sich strahlend von ihrer kupferfarbenen Haut abhoben, oder bei ihren Knöcheln, die unter den langen Röcken aufblitzten. Er bemerkte alles – die Art, wie sie die dunklen Brauen zusammenzog und sich auf die Unterlippe biss, wenn sie nachdachte; die Art, wie sie mit den Händen gestikulierte, wenn sie sprach; die Konturen ihres Körpers unter der Schmutzfinken-Uniform.
    Er hatte sie wissen lassen, dass er an ihr interessiert war. Für gewöhnlich genügte das vollkommen, aber sie ignorierte seine Hinweise schon seit Wochen. Vielleicht lief das ja bei Blaublütigen anders.
    Oder vielleicht hatte sie auch einfach keine Lust, mit einer zum Magier gewordenen Straßenratte auszugehen.
    »Sprechen wir darüber, wie man am wirtschaftlichsten mit seiner Macht umgeht«, riss Crow ihn aus seinen Gedanken und bedeutete ihm, dass es an der Zeit war, zur Sache zu kommen. »Man kann die Macht auf eine wirksame Art und Weise einsetzen, sodass man sie nicht mit verhältnismäßig geringen Aufgaben vergeudet.«
    »Auf wirksame Art und Weise«, wiederholte Han pflichtbewusst.
    »Zum Beispiel erfordert es weniger Macht, jemand anderen zu überreden, eine Aufgabe für einen zu erledigen, als es mithilfe der Magie selbst zu tun. Du kannst einen Felsen zum Explodieren bringen, aber du kannst auch jemanden durch magische Beeinflussung dazu bringen, ihn mit der Spitzhacke zu zertrümmern. Die zweite Möglichkeit erfordert weniger Macht von dir, besonders dann, wenn die andere Person nur einen schwachen Willen hat.«
    »Weniger Machteinsatz für die Person mit der Spitzhacke bei gleichem Effekt«, fasste Han zusammen.
    »Natürlich.« Crow wischte den Punkt als völlig selbstverständlich beiseite. »Ein anderes Beispiel. Man kann den jungen Bayar entflammen, was beachtliche

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