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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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wischte sich den Staub von der Hose und musterte die Bücher auf dem Regal genauer. Es waren alte Bücher. Sehr alte Bücher. Ihnen gegenüber wirkten die von Firesmith frisch und neu. Han zog eines heraus und blätterte vorsichtig die vergilbten Seiten um. Sie waren in einer flüssigen Handschrift beschrieben und in einer Sprache, die Han nicht entziffern konnte. Die Seiten sprudelten vor Bildern über. Es musste sich um einen magischen Text voller Beschwörungen und Gesten handeln.
    Das Letzte, an das er sich erinnerte, war sein Treffen mit Crow in Aediion. Er hatte die Traumwelt von seinem üblichen Platz aus betreten, einige Stockwerke unterhalb von dem, in dem er sich jetzt befand.
    Er musterte die anderen Regale. In den meisten Büchern ging es um magische Formeln und Beschwörungen. Han entdeckte eine Sammlung von Zeitschriften, deren Artikel jeweils auf die Zeit der Großen Zerstörung datiert waren. Auf vielen dieser Bücher lag keinerlei Staub, und der Staub auf dem Boden vor den Regalen war weggefegt worden. Jemand hatte erst kürzlich hier nachgesehen. Alle Bücher trugen das gleiche Emblem – Han spürte es mit seinem Zeigefinger nach. Eine Schlange, die sich um einen Stab wand, der durch eine kunstvolle Krone geschoben wurde. Es sah aus wie sein Amulett. Was hatte das zu bedeuten?
    Han berührte sein Amulett und ließ sämtliche Macht in es hineinfließen, während er über mögliche Erklärungen nachdachte. Schlafwandelte er? War er wahnsinnig? Unzählige Male schon hatte er in der Bayar-Bibliothek geschlafen – aber immer war er am gleichen Ort wieder wachgeworden.
    Da entdeckte Han auf dem Fußboden eine offene Luke mit Klapptür. Er blinzelte nach unten und sah, dass eine Metallleiter zur Ebene darunter führte. Vorsichtig stieg er die Leiter hinunter und hielt dabei das Amulett mit der Hand fest. Im nächsten Stockwerk sah es genauso aus; lauter Bücherregale mit uralten Büchern. Und wieder eine Bodenluke, wieder eine Metallleiter, über die er schließlich vertrauten Boden erreichte – den sechsten Stock der Bayar-Bibliothek, in dem sich auch sein Versteck befand.
    Aber wie war er in den achten Stock gelangt – wenn er doch bisher nicht einmal gewusst hatte, wie man dorthin kam?
    Genau in diesem Moment hörte er Schritte vom fünften Stock hochkommen.
    Han schlich zwischen die Regale und stellte sich so hin, dass er die Treppe sehen konnte. Wenige Momente später tauchte jemand vom Stockwerk darunter auf.
    Es war Fiona Bayar. Sie trug eine Tasche über ihrer Schulter und sah sich um. Ihr Blick glitt über Hans Versteck, dann zu der heruntergelassenen Leiter, die zum siebten Stock führte.
    Han fluchte im Stillen. Er hatte vergessen, sie zurückzuschieben.
    Fiona blieb am Fuß der Leiter stehen. Sie sah sich erneut um und lauschte, den Kopf etwas zur Seite geneigt.
    Han verhielt sich vollkommen still.
    Fiona zuckte mit den Schultern, packte die Leiter und fing an, hochzuklettern.
    Han wusste, dass er diese Gelegenheit nutzen sollte, um zu verschwinden, ehe er bemerkt wurde. Aber seine Neugier war entfacht worden. Was tat Fiona Bayar so hoch oben in der Bibliothek? Wieso schlich sie herum, als wollte sie nicht gesehen werden? Han wartete ein paar Momente, dann folgte er ihr lautlos.
    Als er seinen Kopf vorsichtig durch die Öffnung zum siebten Stock schob, war Fiona nirgends zu sehen. Er hievte sich behände durch die Luke und verschwand zwischen den Regalreihen, um zum hinteren Teil der Bibliothek zu gehen.
    »Was tust du denn hier?«
    Han wirbelte herum, die Hand auf seinem nutzlosen Amulett.
    Fiona stand zwischen ihm und dem Weg zur geöffneten Luke. Ihr üblicherweise makellos weißes Kleid war staubig, und sie hatte einen schwarzen Fleck auf der rechten Wange, fast wie ein Gang-Abzeichen.
    »Lernen«, sagte er. »Lesen. Was sonst sollte ich in einer Bibliothek tun?«
    »Ohne Notizen? Ohne Papier?«
    Han sah auf seine leeren Hände, als würde er sie zum ersten Mal sehen. »Ich hab sie unten gelassen. Waren zu schwer, um sie mit hochzuschleppen.« Es war nicht seine beste Stunde, um zu lügen.
    Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Bist du mir gefolgt?«
    »Nicht absichtlich«, antwortete Han. »Ich habe ein Geräusch gehört und bin hochgekommen, um nachzusehen, was es ist.« Das war schon besser. »Und was machst du hier?« Er wies mit einer Handbewegung auf die Regale mit den zerfallenden Büchern.
    »Lernen«, sagte sie spöttisch. »Lesen. Was sonst?«
    Han hatte nicht vor, jetzt

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