Das Exil Der Königin: Roman
flüsterte Micah ihr ins Ohr. »Ich habe sie auf meinem Weg nach oben beseitigt. Sonst wäre ich schon früher da gewesen.«
KAPITEL VIERUNDDREISSIG
Überraschungen
H an wartete vom verabredeten Zeitpunkt an eine ganze Stunde lang in der Schildkröte . Vielleicht hat sie ja Probleme, wegzukommen, dachte er. Vielleicht hat Korporal Byrne sie unter Arrest gestellt.
Oder Rebecca und ihr Korporal hatten sich tatsächlich geküsst und wieder vertragen, und Han war aus dem Spiel.
Han war kein Narr, aber er hätte vermutet, dass die Küsse, die er und Rebecca ausgetauscht hatten, aufrichtig gewesen waren. Und Rebecca wirkte nicht so, als würde sie ihm ohne Erklärung den Laufpass geben.
Und was war mit dem Kadettenball? Sollte er davon ausgehen, dass es dabei bleiben würde, bis er etwas anderes hörte?
Schließlich ließ er eine Nachricht auf dem Tisch zurück und stapfte die Treppe wieder hinunter. Linc sah ihn voller Mitgefühl an. »Ärger?«
Han zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Er dachte daran, nach Grindell zu gehen, aber er wollte Rebecca nicht noch mehr Probleme bereiten. Oder dort auftauchen, wo er nicht erwünscht war.
Also ging er nach Hampton zurück, nickte Blevins zu, der im Gemeinschaftsraum war, und stieg die Treppe hoch. Er hoffte, dass Dancer in seinem Zimmer war. Die ganze Nacht davor war er weg gewesen, was nicht ungewöhnlich war. Manchmal schlief er in der Schmiede von Firesmith, wenn er versuchte, ein Projekt zu Ende zu bringen. Han hatte ihm noch nicht einmal erzählen können, was in Aediion passiert war.
Als Han im vierten Stock ankam, fand er kostbare Steine und Metallstücke auf dem Tisch liegen, und der Tee, der im Becher daneben stand, war noch warm. Dancer selbst war jedoch nirgends zu sehen. Aber er war ganz eindeutig da gewesen und hatte gearbeitet, und zwar vor nicht allzu langer Zeit.
Tatsächlich standen zwei Becher auf dem Tisch.
Die Tür zu Dancers Zimmer war geschlossen. »He! Dancer?« Han versuchte, die Tür zu öffnen, stellte aber fest, dass sie von innen verriegelt war.
»Komm nicht rein«, rief Dancer. Han hörte Geraschel und Geschlurfe auf der anderen Seite der Tür.
»Na ja, das kann ich ja wohl auch kaum, wenn der Riegel vorgeschoben ist. Bist du schon so früh im Bett?«
Jetzt hörte er gedämpftes Geflüster, und er riss seine Hand von der Türklinke zurück. »Tut mir leid«, rief er und machte einen Schritt zurück. »Äh … tut mir wirklich leid.«
Er hatte gar nicht gewusst, dass Dancer mit jemandem ausging, aber andererseits behielt er selbst solche Dinge auch eher für sich.
Han setzte sich an den Arbeitstisch und begann, halbherzig im Faulk zu blättern. Er vermutete, dass er die Dinge auch allein lernen konnte, aber es würde nicht das Gleiche sein. Er legte das Buch zur Seite und zog die Aufzeichnungen aus Gryphons Unterricht heran, konnte aber nicht verhindern, dass seine Gedanken immer wieder zu Rebecca zurückkehrten.
Ein paar Minuten später öffnete sich Dancers Tür, und sein Freund streckte den Kopf heraus. »Ich dachte, du hättest heute Privatunterricht. Du bist früh zurück.«
»Rebecca ist nicht gekommen«, erklärte Han und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht lag es an diesem Zwischenfall am Dienstag in ihrem Wohnheim. Du weißt schon, die Sache mit Befehlshaber Byrne.«
Dancer lehnte sich gegen den Türrahmen. »Hmmm.«
»Willst du mich vorstellen?«, fragte Han und nickte in Richtung von Dancers Zimmer.
Dancer warf einen Blick über seine Schulter. »Willst du vorgestellt werden?«, fragte er.
Einen Moment später streckte ein Mädchen den Kopf durch die Tür.
Es war Cat.
»Oh«, sagte Han. »Nun. Wann wolltet ihr es mir sagen?«
»Es ist noch ganz neu«, erwiderte Dancer. »Wir wollten abwarten, bis wir wissen, ob es funktioniert.«
Han musste sich Mühe geben, nicht zu grinsen. »Und?«
»Halt bloß den Mund, Cuffs Alister.« Cat stapfte an ihm vorbei, die Nase hoch in die Luft gereckt, während sie sich durch die Locken fuhr.
»He, nun, ich will es wissen«, beharrte Han. »Ich meine, das Letzte, was ich gehört habe, war, dass du ihn hasst. Und da ihr beide Freunde von mir seid, finde ich es …«
»Wenn du es unbedingt wissen musst, es ist in Ordnung «, sagte Cat und ließ sich in einen Stuhl plumpsen. Sie streckte die Beine aus und zog die bloßen Zehen nach unten. Dann legte sie den Kopf zurück und sah Dancer aus zusammengekniffenen Augen an. »Er macht sich gut.«
»Schön zu hören, dass das
Weitere Kostenlose Bücher