Das Exil Der Königin: Roman
Gelegenheit warten, mich zu töten?«
Micahs Gesicht verhärtete sich, und seine Lippen wurden weiß. »Mein Vater weiß genauso gut wie ich, dass eine Heirat zwischen uns politisch gesehen das Vernünftigste ist. Er wird es akzeptieren.«
Versuchst du mich zu überzeugen oder dich selbst?, dachte Raisa.
»Also schön«, sagte sie. »Du gewinnst. Ich werde dich heiraten, wenn das bedeutet, dass die Nachfolge unverändert bleibt.«
Micah stand da und sah sie eine ganze Zeit lang an, als versuchte er herauszufinden, was sich hinter der Maske dieses Mädchens verbarg. »Vielleicht«, sagte er schließlich mit einem schiefen Lächeln, »sollten wir unseren Handel mit einem Kuss besiegeln.«
Er legte ihr seine Hände auf die Schultern und zog sie näher zu sich heran, schlang die Arme dann um sie und drückte seine Lippen auf ihre.
Dies ist eine Prüfung, dachte Raisa, und sie gab sich alle Mühe, um sie zu bestehen. Micah legte ebenfalls eine ganze Menge in den Kuss. Danach war sie gerötet und atemlos, und Micah sah sie zuversichtlich an.
»Wir werden also in ein paar Stunden aufbrechen«, sagte er. »Ich muss meine Sachen packen und dem Stallknecht Bescheid geben. Reitest du immer noch diese gescheckte Stute?«
Sie nickte; Hoffnung keimte in ihr auf. War es möglich, dass Micah ihr so sehr vertraute, dass er ihr gestattete, ihre Sachen allein zu holen?
»Ich hole dein Pferd«, fuhr Micah fort, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Du wirst mit dem auskommen müssen, was du anhast. Alles andere kannst du von Fiona ausleihen. Wir werden schnell und mit leichtem Gepäck reisen.«
Als wenn mir Fionas Sachen passen würden.
Micah fischte unter seinem Umhang eine kleine, verkorkte Flasche mit einer purpurroten Flüssigkeit hervor. Ein winziger Kupferbecher war daran mit einer Kette befestigt. Er schüttelte das Fläschchen, damit sich der Inhalt vermischte, entkorkte es und goss etwas ein.
»Hier«, sagte er und reichte ihr den kleinen Becher. »Trink das.«
Sie schnüffelte unglücklich an dem Gebräu. Es hatte einen scharfen, süßlichen Geruch, wie Dessertwein. »Was ist das?«
»Etwas, das dafür sorgt, dass du dich still verhältst, bis wir aufbrechen, da meine magischen Künste bei dir anscheinend nicht mehr wirken.« Als sie ihn finster anblickte, zuckte er mit den Schultern. »Ich bin nicht so dumm, dir zu trauen, Raisa.«
»Wieso sollte ich dir trauen? Ich weiß nicht, was da drin ist. Vielleicht willst du mich vergiften.«
Micah verdrehte die Augen. »Du bist nicht wirklich in der Position, irgendwelche Bedingungen zu stellen.«
»Was ist mit den Attentätern unten?«, fragte sie. »Wenn mich das hier bewusstlos macht, wirst du deine Hände beschäftigt haben und ich bin hilflos.«
»Ich werde schon mit ihnen klarkommen. Und jetzt trink, bevor sie raufkommen und nach uns suchen.«
Raisa sah keinen anderen Weg, als das purpurrote Gebräu hinunterzuschütten. Also tat sie es. Es schmeckte auch so wie Dessertwein, mit einem leicht bitteren Nachgeschmack. »Batiskraut«, riet sie.
Micah nickte. »Tut mir leid. Man kriegt davon hinterher furchtbare Kopfschmerzen.«
»Trägst du immer Batiskraut mit dir herum?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe es bis jetzt noch nicht wirklich benötigt.«
Batiskraut wirkte schnell, und Raisa war eine kleine Person. Es dauerte nicht lange, und ihr Kopf begann sich zu drehen. Wölfe scharten sich um sie, als wollten sie versuchen, sie zu stützen und aufrecht zu halten. Sie grub ihre Finger in ihre dicken Felle und versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben.
Wartete Han auf sie? War er wohl in ihr Wohnheim gegangen und suchte sie dort?
Niemand wusste, wo sie war.
Würde Amon in der Lage sein zu sagen, wohin sie gegangen war, und ihr folgen?
»Komm bloß nicht auf dumme Gedanken, während ich schlafe, Bayar«, murmelte sie.
Er seufzte. »Ich kann die Gedanken nicht kontrollieren, die ich bekomme«, erwiderte er. »Aber mach dir keine Sorgen, wir haben unser Leben lang Zeit, sie in die Tat umzusetzen.« Er schob seine Arme unter sie, hob sie hoch und bedeckte sie mit seinem Umhang. Sie fühlte sich schummerig, ihre Glieder waren schlaff und schlapp, und Wogen von Schläfrigkeit rollten über sie hinweg. Sie hörte Micahs Herz an ihrem Ohr klopfen, als sie die Stufen hinuntergingen und durch die Tür traten.
Raisa versuchte, den Kopf zu heben und sich umzusehen, aber sie konnte die Kraft dafür nicht aufbringen. »Wo sind sie? Die Attentäter?«
»Schon tot«,
Weitere Kostenlose Bücher