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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Demonai, das begriff Raisa, wäre nur zu glücklich, wenn es einen Krieg gäbe. Genau das ist es, wofür er lebt.

KAPITEL VIER
Delphi
    B ergstädte sind alle anders, dachte Han.
    Bergstädte sind alle gleich.
    In einer Bergstadt bestimmt die Geografie die Architektur. Die Häuser und sonstigen Gebäude von Delphi standen dicht zusammengedrängt, als wären sie über die Hänge nach unten gerutscht und auf den freien Platz am Fluss gestolpert.
    Häuser, die am Berghang errichtet worden waren, versprachen auf den ersten Blick mehr, als sie halten konnten: Hatten sie vorne vier große Etagen, gab es hinten nur eine kleine. Sie erinnerten Han an grell angemalte Straßenmädchen, die schon bessere Tage gesehen hatten. Sie standen mit dem Rücken zum Berg und breiteten ihre langen Röcke über den Talboden aus, während ihre schmutzigen Unterröcke in den Gossen hingen. Die Straßen waren schmal und verwinkelt und gepflastert – mit Steinen, die es in den Bergen in Hülle und Fülle gab und die billig waren.
    Die Straßen, die der felsigen Kanwa-Schlucht abgerungen worden waren, wanden sich wie trunken um kleinste Hindernisse herum – und manchmal verloren sie ihren Weg auch gänzlich. Zumindest kam es Han so vor, auch wenn ein Fremder von Ragmarket das Gleiche denken mochte.
    Es war schon dunkel, als sie schließlich nach ihrem schwierigen Abstieg in der Stadt ankamen. Eine erstickende Rauchwolke machte die Luft dick und das Atmen schwer.
    »Es stinkt schlimmer als in Southbridge«, stellte Han fest und rümpfte die Nase. Aber immerhin war es ein anderer, unvertrauter Gestank.
    »Man verbrennt hier Kohle, um zu heizen und zu kochen«, erklärte Dancer. »Der Rauch verfängt sich im Tal. Es ist im Winter noch schlimmer, wenn die Feuerstellen Tag und Nacht brennen.«
    In dieser Stadt wohnte Geld. Zur Straße hin gelegene Paläste und wohlhabend aussehende Reihenhäuser vermischten sich mit Läden, Geschäftshäusern und eher bescheidenen Behausungen. Einige Häuser, deren Außenwände aus gebrannten Ziegeln und behauenen Steinen bestanden, zogen sich über ganze Blocks hinweg.
    »Minenbesitzer«, erzählte Dancer. »Aber sogar die Minenarbeiter verdienen hier gutes Geld. Der Krieg in Arden hat den Markt für Eisen und Kohle angeheizt, und die Preise sind hoch. Averill Demonai sagt, dass die Delphianer sich an der stinkenden Luft nicht stören. Für sie ist es, als würden sie Geld einatmen. Es ermöglicht ihnen, ihre eigene Armee zu unterhalten und sowohl von Arden als auch von den Fells unabhängig zu sein.«
    Je mehr sie sich der Stadtmitte näherten, desto bevölkerter wurden die Straßen, und Han musste an die Markttage in Fellsmarch denken.
    Die Menschen hier waren vollkommen verschieden. Da waren dunkelhäutige Männer und Frauen aus Bruinswallow, die die lockere, gestreifte Kleidung der Südländer trugen. Es gab Leute von den Südlichen Inseln mit ihrer dunklen Haut, dem kunstvollen Schmuck und den üppigen schwarzen Haaren, sowie die langbeinigen Menschen von den Nördlichen Inseln mit ihren hellen Haaren und den blauen Augen. Einige von ihnen hatten Auren. Die verschiedensten Sprachen prallten in den Straßen aufeinander, und aus den Schenken und Tavernen drang exotische Musik nach draußen.
    Es gab noch mehr Beweise dafür, dass der Krieg hier zu Wohlstand führte – elegante Läden mit allen möglichen Waren, Schmuckgeschäfte mit glitzernden Auslagen, Imbiss-Restaurants mit exotischen Angeboten und faszinierenden, würzigen Gerüchen. Hans Magen knurrte, und ihm wurde der Mund wässrig.
    »Suchen wir uns etwas zu essen«, sagte er und widerstand der Versuchung, einem Straßenverkäufer ein Stück Salzbrot zu klauen. Der Hunger schien immer wieder seine alten Gewohnheiten hervorzukitzeln, aber er war klug genug, nicht ausgerechnet in einem unbekannten Gebiet etwas mitgehen zu lassen, ohne einen Schimmer von den Fluchtmöglichkeiten zu haben.
    Du musst nicht stehlen, um etwas zu essen zu bekommen, erinnerte er sich und berührte den Geldbeutel in der Innentasche seiner Leggings, als wäre er ein Talisman.
    Obwohl sich diese Stadt ein Stück weiter südlich befand als Fellsmarch, wirkte sie dunkler, da alles von einer Rußschicht überzogen war, die das Licht in sich einsaugte.
    »Gibt es hier gar keine Laternenanzünder?«, fragte Han, während sie auf ihren müden Ponys durch einen Fetzen Licht ritten, der von einer schmalen Ladenkirche ausströmte, die an drei Seiten von hohen Stufen gesäumt war. Ein

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