Das Exil Der Königin: Roman
Sloats panisches Pferd und löste den Fuß des toten Soldaten aus dem Steigbügel. Am Waldrand sammelten sich Schatten und näherten sich, einige zogen die Leichen derjenigen Wachen hinter sich her, die zu den Bäumen geflohen waren. Auf einmal standen ein halbes Dutzend Demonai in ihren fast unsichtbaren Reiseumhängen auf der Wiese.
Zwei von ihnen kamen direkt auf Raisa zu. Den einen, der groß war und einen durchdringenden Blick hatte, erkannte sie sofort: Es war Reid Demonai, genannt Nightwalker. Seine schulterlangen Haare waren mit farbenprächtigen Bändern zu vielen einzelnen Zöpfen geflochten. Raisa hatte ihn bei den Demonai kennengelernt, auch wenn er sich nicht allzu häufig im Lager aufgehalten hatte. Obwohl er nur zwei Jahre älter war als Raisa, war er bereits zu einer Legende geworden – hitzköpfig und tödlich und Gegenstand der vielfältigen Gerüchte, die die Mädchen im Camp verbreiteten.
Tatsächlich hatte Raisa während ihrer Zeit im Demonai-Camp einer kurzen Romanze mit ihm nicht widerstehen können. Bis sie herausgefunden hatte, dass eine Romanze mit Reid bedeutete, sich jeden Tag aufs Neue gegen ein unermesslich großes Ego behaupten zu müssen.
Das Mädchen neben ihm schien in Raisas Alter zu sein, und sie bewegte sich mit einer leichten, langbeinigen Anmut, um die Raisa sie beneidete. Ihre dunklen Locken kamen ohne den Schmuck von irgendwelchen Bändern aus, und obwohl sie in den Farben der Demonai gekleidet und vollständig bewaffnet war, trug sie kein Kriegeramulett um den Hals.
»Finde heraus, ob noch irgendeiner von ihnen lebt«, sagte Reid zu dem Mädchen, das daraufhin wegging und sich neben den nächsten gefallenen Soldaten kniete.
»Prinzessin Raisa, wie geht es Euch?«, fragte Reid so ruhig, als würden sie sich bei einem Herbstfest treffen.
Seine Augen verrieten ihn dennoch. Sie glänzten vor Aufregung und wilder Freude. Sein Gesicht und seine Kleidung waren mit dem Blut der Blaujacken bespritzt, aber der Demonai-Krieger wirkte regelrecht aufgekratzt. Nightwalker war geradezu versessen auf tödliche Auseinandersetzungen.
»Haben die Vale-Bewohner Euch etwas getan?«, fragte er und sah sie von oben bis unten an. Er musterte ihre Kadetten-Uniform. »Ich habe gesehen, wie der Soldat Euch geschlagen hat.« Er streckte eine Hand aus und berührte mit dem Daumen Raisas Mundwinkel. Dann wischte er sich das Blut an seiner Hose ab.
»Es geht mir gut, Nightwalker«, sagte Raisa, leckte an ihrem Finger und rieb sich mit den Händen über das Gesicht. »Bitte nehmt meinen Dank für Euren Dienst gegenüber dem Geschlecht der Grauwölfe an.«
Reid neigte den Kopf und nahm den ihm zustehenden Dank entgegen, während er sie auf eine Weise ansah, die die meisten Mädchen unwiderstehlich fanden.
Raisa spürte, dass Amon zu ihr getreten war, und drehte sich um. Er hatte sein Hemd und seinen Schwertgürtel gefunden und beides wieder angelegt. Aus der Wunde an seiner Schulter sickerte Blut durch den Stoff.
»Korporal Byrne, das hier ist Reid Demonai, genannt Nightwalker«, sagte Raisa. »Korporal Byrne ist Mitglied meiner Leibwache«, erklärte sie Reid.
»Ihr seid ein Sohn von Edon Byrne?«, fragte Reid. Als Amon nickte, sagte Reid: »Ich kenne Euren Vater. Ein ehrlicher Mann des Vales.« Es klang, als wäre so etwas selten zu finden.
»Ist ein Heiler bei Euch?«, fragte Raisa. »Korporal Byrne ist verwundet.«
»Das ist nicht nötig, Hoheit«, sagte Amon mit ausdrucksloser Stimme. »Es ist nichts Ernstes.«
Reids Blick flackerte von Raisa zu Amon. »Ihr habt gut gekämpft, Korporal«, gestand Reid ihm zu. »Nachdem Ihr – äh – erst einmal befreit wart.«
Die jüngere Kriegerin kehrte zurück, nachdem sie ihre Untersuchung beendet hatte. »Sie sind alle tot«, sagte sie.
»Schade«, bedauerte Reid. »Ich hätte gern wenigstens einen von ihnen befragt.« Er machte eine knappe Kopfbewegung zu dem Mädchen neben sich. »Das ist Digging Bird vom Marisa-Pines-Camp, eine angehende Kriegerin. Ihre Pfeile haben heute drei Feinde getroffen.«
Das Mädchen neigte den Kopf, während ihre Wangen sich röteten.
Digging Bird leidet unter einem schlimmen Fall von Reid-Demonitis, dachte Raisa. »Du hast gut gekämpft«, lobte sie und lächelte die Kriegerin an. »Ich bin sicher, es dauert nicht lange, und du wirst den Namen der Demonai und ihr Amulett tragen.«
»Danke, dass Ihr uns geholfen habt«, sagte Amon in seinem unablässigen Drang, ehrlich zu sein. »Ich wäre jetzt tot, wenn Ihr
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