Das Exil Der Königin: Roman
schwarz gewandeter Geistlicher mit einer goldenen, aufgehenden Sonne auf dem Gewand fegte Blätter und Schmutz von der Türschwelle, sodass der Abfall wie Regen über ihren Köpfen zu Boden schwebte.
Dancer schüttelte den Kopf. »Keine Laternen und keine Laternenanzünder«, sagte er. Er fingerte an seinem Amulett herum und beschwor eine Blüte aus Licht auf den Fingerspitzen, während Han ihm neidisch zusah. Er berührte sein eigenes Zauberstück. Macht wanderte knisternd seinen Arm hinunter und explodierte in Flammen, die halb über die Straße schossen und andere Passanten erschreckten.
Verlegen schob Han die verantwortliche Hand unter den anderen Arm.
»Dämonen!«, rief jemand in der Allgemeinen Sprache. »Zauberer! Frevler!« Han sah überrascht auf und stellte fest, dass der schwarz gekleidete Priester die Stufen hinunter auf sie zulief, den Besen wie eine Waffe über dem Kopf schwingend und das Gesicht vor Wut verzerrt.
Ragger wich zur Seite, rollte mit den Augen und zeigte dem zornigen Priester die Zähne. Han gab ihm die Fersen, und das Pony machte einen Satz nach vorn und brachte ihn aus der Gefahrenzone hinaus. Dancer zog den Kopf ein und zerrte Wicked zur Seite, als der Besen an ihm vorbeizischte.
Der Priester schrie hinter ihnen her. »Gräuel! Werkzeuge des Bösen! Hinweg, ihr üblen Handlanger des Zerstörers!« Er schüttelte den Besen in ihre Richtung und schien zu glauben, dass er sie damit vertrieben hatte.
»Halt’s Maul, du mistige Krähe von Malthus, oder ich zerstöre dich «, rief ein stämmiger, bärtiger Minenarbeiter dem Priester zu. Allgemeines Gelächter folgte seinen Worten. Der Priester zog sich unter Pfiffen und Buhrufen in die Kirche zurück.
»Was hatte denn das zu bedeuten?«, fragte Han, als sie weit genug weg waren, um sich in Sicherheit zu fühlen. »Man hat mich schon auf alle möglichen Weisen beschimpft, aber noch nie als Werkzeug des Bösen bezeichnet.«
»Willkommen bei der Kirche von Malthus«, antwortete Dancer grinsend. »Der staatlichen Kirche von Arden. Sie haben einen Fuß in der Tür von Delphi, aber ich habe den Eindruck, dass sie hier nicht sonderlich beliebt sind.«
Redner Jemson hatte in der Tempelschule von Southbridge über die Kirche von Malthus gesprochen. Nach der Katastrophe der Großen Zerstörung war das uralte Reich der Sieben Reiche zerbrochen. In den Fells hatte sich der alte Glaube gehalten; die Tempel verankerten ihn, indem die Tempelsprecher auf den Dualismus von Schöpfer und Zerstörer hinwiesen und von den Spirit Mountains erzählten, in denen die toten und heiligen Königinnen hausten.
In Arden war nach der Großen Zerstörung ein einflussreicher Redner aufgetaucht, der den uralten Glauben zurechtgestutzt und in eine neue Richtung gelenkt hatte. Der heilige Malthus hatte die Große Zerstörung auf das Missfallen des Schöpfers an den Amulettschwingern zurückgeführt, die die Zerstörung verursacht hatten. Magie, lehrte er, sei keine Gabe, sondern das Werkzeug des Zerstörers, und Magier waren Dämonen, die in seinen Diensten standen. Verführt von Magiern, waren die Königinnen der Fells genauso schuldig. Besonders Königin Hanalea wurde als eine Art wunderschöne Hexe betrachtet – eine Dirne, der es an jeglichem Skrupel fehlte.
Seither war die Kirche von Malthus als Staatskirche von Arden erblüht.
»Glaubst du, man wird uns in Arden genauso begrüßen?«, überlegte Han.
Dancer grinste trocken. »Ich glaube, je weniger wir in Arden mit Magie herumspielen, desto besser.«
Das war neu für Han – die Vorstellung, dass Magie etwas Sündhaftes war. Die Clans verachteten die Magier, aber das hatte eher mit der Geschichte zu tun und dem Missbrauch von Macht. Die Clans hatten schließlich ihre eigene Magie.
Nur der Dämonenkönig – Alger Waterlow, Hans Vorfahre – wurde für eindeutig böse gehalten.
»Das da sieht gut aus«, sagte Han und deutete auf ein zweigeschossiges Gebäude mit einem breiten Vorbau, auf dem sich Einheimische und Soldaten tummelten. Die Taverne hieß Zum Trunkenen Schaf , und das Holzschild davor zeigte ein grinsendes Schaf, das einen Becher Bier hob.
Han hatte einen Blick für Tavernen und Schänken. Sie waren schon früh seine zweite Heimat gewesen – wo alles zusammenkam, Essen, Trinken und leichte Einnahmen. Er konnte schon an dem Geruch und der Kundschaft erkennen, welche Wirtshäuser einen Besuch wert waren.
Er und Dancer stiegen ab. Dancer blieb bei den Pferden, während Han sich seinen
Weitere Kostenlose Bücher