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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Geschrei von zwei Betrunkenen. Trotz seines Wissens über Delphi und die Gebräuche der Delphianer machte er sich im Allgemeinen nicht viel aus Städten – und erst recht nicht aus Menschenmengen. Er war kaum mit dem Essen fertig, da stand er auch schon auf. »Ich gehe nach oben«, erklärte er.
    »Ich habe uns ein Bad bestellt«, sagte Han großzügig. »Geh du zuerst.«
    Dancer musterte ihn argwöhnisch. »Bitte bring dich nicht wieder in Schwierigkeiten, okay?«
    »Ja, Dancer Cennestre .« Ja, Mutter. Han grinste Dancer hinterher, als dieser ihm den Rücken zukehrte und den Schankraum verließ. Er winkte die Kellnerin zu sich und bestellte sich Apfelwein. Er wollte bei klarem Verstand bleiben und seine Hand vom Amulett fernhalten.
    Träge ließ er seinen Blick zum nächsten Tisch schweifen, an dem vier Leute Könige und Gemeine spielten, ein Spiel, das Han nur zu gut kannte. Der Mann, der mit dem Gesicht zu ihm saß, war ein Betrüger – ganz sicher ein Falschspieler. Ein allzu vornehmer Kerl in der Kleidung der ardenischen Flatlander, dessen rundliches Gesicht die Narben eines Pockenangriffs trug. Obwohl es im Schankraum kühl war, wischte er sich immer wieder mit einem großen Taschentuch über die Stirn. Vor ihm stapelten sich Kupferstücke und Girlies und Schuldscheine als Beweis seines Erfolgs.
    Es dauerte nicht lange, da hatte Han sein System durchschaut. Der Falschspieler war auffällig lebhaft für seine Leibesfülle und Größe; unablässig fuchtelte er mit den Händen herum und stiftete so immer wieder Verwirrung. Und diese Verwirrung nutzte er, um falsch auszuteilen, die unterste oder zweite Karte zu nehmen, oder eine Karte in der Hand zu verstecken. Er gewann fast jedes Mal, wenn er selbst austeilte, und außerdem auch etliche Male, wenn er nicht selbst austeilte. Und er verlor gerade oft genug, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen.
    Han beeindruckte das nicht. Der Kerl war nichts weiter als ein durchschnittlicher Falschspieler, der auf rüpelhafte, aggressive Art Erfolg hatte. Andere Spieler, die klug waren, kamen und gingen rasch wieder, sobald sie merkten, dass sie im Nachteil waren. Eine Spielerin jedoch blieb die ganze Zeit über am Tisch und versuchte störrisch, sich ihre Verluste zurückzuholen.
    Sie saß mit dem Rücken zu Han und hatte einen breitkrempigen Hut tief in die Stirn gezogen, den Kragen hochgeschlagen und die Schultern hochgezogen. Han vermutete, dass sie etwa in dem Alter war, in dem man seinen Namenstag feierte, und aufgrund ihrer dunklen Haut und der Locken von den Südlichen Inseln stammte. Unter dem übergroßen Mantel blitzten leuchtende Farben hervor, die auf den Südlichen Inseln bevorzugt wurden, aber ihre Kleidungsstücke passten nicht zusammen, als hätte sie sie irgendwo ausgeliehen, erbettelt oder gestohlen.
    Etwas an ihr kam ihm vertraut vor – die Art und Weise, wie sie den Kopf neigte und auf ihrem Stuhl herumrutschte, wie sie das Bein verlagerte, als könnte sie nicht ruhig sitzen. Han reckte den Hals, aber er konnte keinen Blick auf das Gesicht unter dem Hut erhaschen.
    Er trank seinen Apfelwein und versuchte, das Drama zu ignorieren, das sich da vor ihm abspielte, aber seine Augen wanderten immer wieder zu dem Mädchen und seinen zunehmend verzweifelten Einsätzen zurück. Als der Spielerin das Geld ausging, machte sie mit Schuldzetteln weiter.
    Sie hätte es besser wissen müssen, dachte Han. Jeder, der so viel gewinnt, betrügt.
    Schließlich leerte der Flatlander seinen Bierkrug und stellte ihn laut krachend auf dem Tisch ab. »Nun, ich pack’s jetzt«, sagte er laut. »Mace Boudreaux weiß, dass er gehen sollte, so lange ihm das Glück der Lady noch hold ist.«
    Zwei der Spieler zogen ein finsteres Gesicht, sammelten ihre verminderten Einsätze ein und gingen.
    Das Mädchen von den Inseln stand nicht auf. Sie saß einen Moment lang wie erstarrt da, dann beugte sie sich nach vorn. »N-nein. Spielen wir weiter. Ihr müsst mir die Chance geben, es mir zurückzuholen«, sagte sie. Ihre Stimme klang weich und melodisch im vertrauten Tonfall der Südlichen Inseln.
    Ein aufgeregter Schauder überlief Han, denn die Stimme kam ihm bekannt vor.
    »Tut mir leid, Mädel, aber ich bin fertig«, sagte Mace Boudreaux. »Schätze, das Glück war gegen dich. Zeit zu zahlen.« Er schaufelte das Geld vor sich zusammen und versteckte es an verschiedenen Stellen an seinem Körper. Dann schob er dem Mädchen die Zettel mit den Zahlungsversprechen zu.
    Sie starrte die

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