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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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bestanden. Es war in der Schrift der Clans beschrieben und voller Strichzeichnungen von Amuletten und Talismanen. Dancer zeichnete magische Gegenstände und Embleme der Macht in sein Tagebuch.
    Er hat den Wunsch, Amulette und Talismane herzustellen, immer noch nicht aufgegeben, was auch immer Elena sagen mochte, dachte Han.
    Obwohl er jede Nacht hundemüde war, schlief Han häufig unruhig, das Schlangenstab-Amulett in den Händen. In einigen Nächten wurde er von bizarren Albträumen gequält, in denen er Bilder von Orten sah, an denen er noch nie war, oder von Leuten, die er nicht kannte. Er erinnerte sich nie richtig an diese Träume, aber wenn er aufwachte, war er müde und hatte Kopfschmerzen, als hätte er noch bis spät in die Nacht die magischen Bücher studiert.
    Nach dem Vorfall an der Grenze war Han misstrauisch gegenüber weiteren Ausbrüchen seiner Magie, aber er gewann mehr und mehr die Kontrolle, und es kam zu keinen erneuten Unfällen. Er konnte eine Dornenhecke pflanzen, wohin er wollte. Es war meistens unnötig, aber es war der witzigste Zauber, den er zustande brachte.
    Doch manchmal machte er sich auch über seine Magie Sorgen. Wenn dieses Amulett einmal dem Dämonenkönig gehört hatte, dann war es vielleicht mit dunkler Dämonenmagie beladen. Und wenn der Dämonenkönig es genauso benutzt hatte wie jetzt Han – würde Han dann vielleicht eines Tages eine ebensolche Katastrophe heraufbeschwören?
    Aber diese Sorgen konnten nicht mit der verführerischen Anziehungskraft des Zauberstücks mithalten, mit seiner faszinierenden Fähigkeit, Macht an sich zu ziehen und sie verwandelt zurückzugeben. Die magischen Formeln, an denen er und Dancer sich versuchten, waren einfach und praktisch. Sie brauchten nie Flinte und Stahl, um ein Feuer zu entfachen – sie konnten es aus der Luft beschwören. Sie lernten Zaubersprüche, mit denen sie die Pferde beruhigten und Fische aus den Bächen direkt in ihre Hände lockten. Sie benutzten magische Reiseformeln, um Mücken zu entmutigen und den Regen daran zu hindern, ihre Kleidung zu durchnässen.
    Manchmal zischte es in Han vor Ungeduld, wenn er über ihre zähen Fortschritte frustriert war und sich darüber Sorgen machte, dass sie vielleicht zu viel in zu wenig Zeit lernen mussten. Wie lange würde es dauern, alles zu lernen, was er wissen musste? Und was würde er dann damit anfangen? Als Master den Clans dienen, wie er es versprochen hatte? Den Magierrat im Interesse einer Königin bekämpfen, die ihn verraten hatte und vermutlich ohnehin nicht seine Hilfe wollte? Oder war es möglich, einen Weg zu finden, wie er die Magie für seine eigenen Zwecke nutzen konnte?
    Wenn seine Gabe nur etwas früher freigesetzt worden wäre, dann hätte er seine Mutter und seine Schwester retten können. Aber jetzt kam es ihm wie blanker Hohn vor – er hatte ein Heilmittel in Händen, doch seine Patienten waren bereits gestorben.
    Die Clan-Ältesten scherten sich natürlich nicht darum. Elena Cennestre hatte ihm einst die Armreifen angelegt und ihn damit gebunden, hatte die Magie unterdrückt, die jetzt in ihm wütete. Die Clan-Ältesten hatten zugesehen, wie er auf den Straßen von Ragmarket darum gekämpft hatte, seine Familie zu ernähren, und ihm trotzdem diese Quelle der Macht vorenthalten – bis sie sie für ihre eigenen Zwecke nutzen wollten. Aber da waren seine Mutter und Mari bereits tot.
    Han war bereit, seine Loyalität verschiedenen Personen zu schenken – zum Beispiel Dancers Mutter Willo, der Matriarchin vom Marisa-Pines-Camp, oder Redner Jemson vom Tempel in Southbridge, oder dem Einsiedler Lucius Frowsley, und auch Cat und Dancer. Doch ansonsten würde er abwarten und zusehen, bis er seinen eigenen Vorteil nutzen konnte. Er würde nicht mehr den Narren spielen. Nie mehr.
    Als sie sich der Stadt Ardenscourt näherten, nahm der Verkehr auf der Straße zu. Hier schwärmten so viele Soldaten herum wie in Ragmarket Diebe. Han und Dancer reisten nur tagsüber. Es war besser, bei Tageslicht in einer Menge unterzugehen, als in der Dunkelheit allein zu sein.
    Die Höfe nahe der Hauptstadt waren größer und schienen unter der Aufsicht irgendeines mächtigen Lords zu stehen – vermutlich König Geoff. Bauern schufteten auf den Feldern, ernteten Weizen und Hafer und Bohnen und Heu, während bewaffnete Soldaten Wache hielten. Han fragte sich, ob die Wachen die Bauern beschützten oder sie zum Arbeiten anhielten.
    Apfelbäume stöhnten unter der Last ihrer Früchte,

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