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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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er wollte abwarten, was sich daraus noch entspinnen würde.
    »Bleiben wir doch noch etwas«, schlug er vor und strich sich erneut Butter auf das weiche Brot, das es in dieser Schenke gab und das so ganz anders schmeckte als ihre harte Wegzehrung.
    Dancer zuckte mit den Schultern und nickte; aber er gähnte, um seinem Wunsch noch etwas mehr Nachdruck zu verleihen.
    Der Priester hatte sich jetzt seinen außergewöhnlichen Zwicker auf die Nase gesetzt und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Als er Han und Dancer ansah, erstarrte er plötzlich und fixierte sie. Seine Augen wirkten durch die Gläser unnatürlich groß und eulenähnlich.
    Der Priester nahm den Zwicker ab und starrte die beiden finster an. »Sünder!«, rief er. »Götzendiener!«
    Han und Dancer saßen einen langen Moment wie gelähmt da. »Glaubst du, er meint uns?«, zischte Dancer durch die Zähne, ohne seine Lippen zu bewegen.
    »Wie kann er wissen, dass wir Sünder sind?«, flüsterte Han zurück und versuchte, eine Miene höflicher Verwirrung aufzusetzen. War das der Zweck des Zwickers? Sünder ausfindig zu machen?
    Der Priester erhob sich mit rauschenden Gewändern und kam auf sie zugestapft, den einen Arm weit von sich gestreckt, während er in der anderen Hand seinen Sonnenanhänger hielt – so, wie ein Magier es mit einem Amulett tun mochte. »Bereut, Nordlinge«, rief er. »Bereut und öffnet euch der heiligen Kirche, und ihr werdet gerettet werden.«
    Han stand auf und nickte in Richtung Treppe. Vielleicht würde sich der Mann beruhigen, wenn sie sich einfach nach oben zurückzogen, wie Dancer es vorgeschlagen hatte.
    »Hört auf damit, Vater Fossnaught«, sagte der ebenfalls magiebegabte Soldat und lächelte. »Wenn Ihr alle Sünder von hier vertreibt, wird es bald keine Kundschaft mehr geben.«
    Zwei andere Soldaten standen jetzt auf, packten das Buch von Vater Fossnaught und reichten es ihm. »Geht nach Hause und betet für sie, ja?«, schlug einer von ihnen vor.
    Der Priester verschwand, nicht ohne düstere Blicke über die Schulter zurückzuwerfen.
    »Danke«, sagte Han zu dem magiebegabten Soldaten. »Tut er so was oft?«
    »Vater Fossnaught ist harmlos – nur ein bisschen übereifrig in seinem Bestreben, die gute Botschaft der Kirche von Malthus auch anderen zu überbringen«, erklärte der Soldat. »Es ist hoffentlich nichts passiert.« Er streckte eine Hand aus, und Han drückte sie, während er sich fragte, ob der Soldat den Stich der Magie spüren konnte.
    Abgesehen davon, dass die Hand des Fremden Macht verströmte, war sie durch den ständigen Umgang mit Waffen voller Schwielen. »Ich bin Marin Karn«, stellte er sich vor. »Ich geb euch ’ne Runde aus wegen der Unannehmlichkeiten.« Er deutete zur Theke. »Apfelwein, ja?«
    Han nickte; er sah keine Möglichkeit, der Einladung zu entkommen. Am liebsten hätte er abgelehnt, und er wusste, dass es Dancer genauso ging. Wären sie doch sofort nach oben gegangen, dann hätte es diesen Zwischenfall gar nicht erst gegeben. Aber jetzt kam es ihm klug vor, diejenigen, die sich zu ihren Gunsten eingemischt hatten, nicht zu kränken. Erst recht nicht, da es Soldaten waren. Und schon gar nicht, da Karn möglicherweise wusste, dass sie die Gabe hatten.
    Karn holte zwei Krüge Apfelwein von der Theke.
    »Also, eurer Sprache nach zu urteilen, seid ihr beiden wirklich aus dem Norden«, sagte Karn und zog einen Stuhl zu ihrem Tisch. »Was führt euch nach Arden?«
    »Wir sind Händler«, antwortete Han und hielt sich damit an ihre einstudierte Geschichte. Er nahm einen Schluck von dem Apfelwein, der jetzt überraschenderweise eher bitter als süß schmeckte. Lag vielleicht an den Rückständen, die sich am Boden des Fasses gesammelt hatten. »Wir haben die besten Stoffe, Perlen und Applikationen, die man in den ganzen Sieben Reichen finden kann. Hast du vielleicht eine besondere Freundin? Wir haben ausgefallene Dinge, mit denen du das Herz einer jeden Dame für dich gewinnen kannst.«
    Karn schüttelte den Kopf. »Nein, ich hab keine Freundin.« Er musterte Han genauer, dann beugte er sich dichter zu ihm. »Ihr beiden habt nicht zufällig irgendwelche Zauberstücke bei euch, oder?«
    Han schüttelte den Kopf. »So etwas ist in den Flatlands doch nicht erlaubt.«
    Karn lachte. »Ich wollt’s nur wissen, Junge. Musste fragen. War nicht bös gemeint.«
    »Du und deine Kameraden«, sagte Dancer. »Seid ihr Männer des Königs?« Vermutlich fragte Dancer sich, ob Karn in irgendeinem

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