Das Exil Der Königin: Roman
von deinen eigenen Wünschen. Unabhängig von der Tradition. Du kannst das tun, was klug ist. Wenn du uns gehen lässt, wird Korporal Byrne deine Beschwerde zu seinem Vater und der Königin bringen. Er wird ein Fürsprecher für dich sein, für euch, und ich werde es auch sein.«
Raisa wurde plötzlich klar, dass es angesichts ihres selbst gewählten Exils möglicherweise gar nicht so leicht sein würde, dieses Versprechen einzuhalten. Aber sie würde einen Weg finden. Irgendwie. Sie würde diesen Tag überleben.
Sie kehrte zum Feuer zurück und hockte sich vor Dimitri hin. »Was wird deinem Volk wohl mehr nützen – uns zu ermorden oder uns gehen zu lassen?«
»Dieses Mädchen spricht mit einer Zauberzunge«, sagte Leili zu Dimitri. »Wieso sollten wir ihr glauben?«
Dimitri verschränkte die Hände vor der Brust und klopfte sich mit den Fingerspitzen ans Kinn. Er dachte nach.
Dann sprach Adoni, der vielleicht spürte, dass sein Neffe schwankte. »Lord Dimitri, wir könnten Korporal Byrne gehen lassen. Dadurch würde Hauptmann Byrne in deiner Schuld stehen. Die Übrigen könnten wir töten.« Er starrte Raisa finster an, als wollte er ihr mitteilen, dass sie auf dieser Liste ganz oben stand.
»Das ist nicht akzeptabel«, sagte Amon. »Ich bin verantwortlich für mein Tripel. Ich werde nicht allein wegreiten und die anderen zum Sterben zurücklassen. Glaubt ihr, mein Vater würde es begrüßen, wenn ich als Feigling zu ihm zurückkehre?«
»Es ist deine Entscheidung«, sagte Leili und zuckte mit den Schultern. »Bleib hier und stirb mit ihnen, wenn du darauf bestehst.«
Dimitri starrte Raisa an, als suchte er in ihrem Gesicht nach irgendwelchen Hinweisen. Dann sah er an ihr vorbei zu der Stelle im Wald, wo die graue Wölfin wartete, deren grüne Augen sich auf die Menschen am Feuer richteten. Dimitri versteifte sich, er blinzelte und rieb sich die Augen.
Raisa drehte sich um und folgte seinem Blick. Die Wölfin stand auf, schüttelte sich und trottete in den Nebel davon. Als Letztes verschwand ihr bürstenähnlicher Schwanz.
Dimitri erhob sich abrupt; sein Gesicht war bleich und entschlossen. »Leili, Adoni. Unterhalten wir uns einen Moment allein.« Sie gingen ein kleines Stück weg, und eine lebhafte Diskussion brach zwischen ihnen aus.
»Geh jetzt einfach«, sagte Amon zu Raisa. »Ich werde sie ablenken, damit du verschwinden kannst.«
»Nein«, erwiderte Raisa entschlossen. »Ich bleibe. Er braucht die Chance, die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn ich weglaufe, wird es wie ein Trick aussehen, und sie werden dich und die anderen töten.«
»Wir sind wahrscheinlich so oder so umzingelt«, murmelte Amon und blinzelte in den Nebel. »Du bist verrückt, das weißt du, oder?« Er unterließ es, sie dabei anzusehen.
Nein, nicht verrückt, dachte Raisa. Ich bin wütend. Ich bin es leid, und ich bin entsetzt über das, was im Namen des Grauwolf-Geschlechts passiert ist.
Die drei Wasserläufer kehrten zum Feuer zurück. Adoni und Leili wirkten auf schmerzliche Weise unglücklich, was Raisa Hoffnung machte.
»Ich bin zu einer Entscheidung gekommen«, verkündete Dimitri. »Wir werden dich und deine Kadetten am Leben lassen, Korporal, damit du unsere Beschwerden zu deinem Vater bringen kannst und er seinen Einfluss bei der Königin nutzen kann. Ihr gebt mir beide euer Wort, dass ihr das auch wirklich tun werdet?« Er sah von Amon zu Raisa. »Die Zauberzunge auch?«
»Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um eure Belange vorzutragen«, sagte Raisa und biss sich auf die Lippe, als sie begriff, dass sie damit ganz und gar nicht wie ein Soldat klang.
»Wo findest du nur solche Kadetten wie sie, Korporal?«, fragte Dimitri und wölbte eine Braue. Er wandte sich an Adoni und Leili. »Geht und holt die anderen Soldaten«, befahl er. »Ich warte hier bei den Highlandern.« Als sie zögerten, fügte er hinzu: »Wie ich schon sagte, sie sind nicht unsere Feinde.«
Dimitris Berater verließen das Lager, warfen aber noch einen Blick über die Schulter zurück zu ihnen.
Dimitri wartete, bis sie ganz außer Hörweite waren, dann sagte er: »Eine unserer Gruppen brachte von einem Plünderungszug auch Neuigkeiten aus den Highlands mit. Sie sagten, die Erbprinzessin der Fells wäre weggelaufen.« Er sah Raisa direkt an.
Amon verlagerte sich leicht nach vorn, um sich zwischen Raisa und Dimitri zu bringen.
»Was glaubt ihr wohl, warum sie weggegangen ist?«, fragte Dimitri und sah Raisa immer noch
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