Das Experiment
Laufe meiner Recherchen hat sich herausgestellt, daß das nur möglich ist, wenn ich dieses Rätsel löse. Da das Beweisstück der Harvard University zur Aufbewahrung übergeben wurde, hoffe ich, daß Sie mir vielleicht weiterhelfen können.«
»Wissen Sie, was es mit dieser Anspielung auf die Hexerei auf sich hat?« fragte Mary.
Kim erklärte ihr, daß Elizabeth während der Hexenprozesse inSalem aufgrund jenes mysteriösen Beweismittels verurteilt worden war.
»Natürlich«, sagte Catherine. »Anhand des Datums hätte mir die Verbindung zu den Hexenprozessen auch selbst auffallen können.«
»Als Mather das zweite Mal auf das Beweisstück Bezug nimmt, nennt er es Elizabeths Hinterlassenschaft«, stellte Mary fest. »Ich finde diese Ausdrucksweise ziemlich merkwürdig. Es könnte bedeuten, daß Elizabeth etwas Anstoßerregendes hergestellt oder erworben hat.«
Kim nickte. Sie erzählte den beiden Frauen von ihrer Vermutung, daß das Beweisstück vielleicht ein Buch oder ein Pamphlet sei; aber natürlich käme auch alles andere in Frage, das man damals mit Hexerei oder Magie in Verbindung gebracht habe.
»Es könnte auch eine Puppe gewesen sein«, sagte Mary.
»Daran habe ich auch schon gedacht«, stimmte Kim ihr zu.
Die beiden Bibliothekarinnen berieten sich kurz miteinander, und dann setzte sich Mary an ihr Terminal und gab den Namen »Elizabeth Stewart« ein.
Als eine lange Liste auf dem Monitor erschien, schöpfte Kim neue Hoffnung. Doch die sollte nicht lange anhalten. Von den aufgelisteten Elizabeth Stewarts war keine mit ihr verwandt, und außerdem hatten sie alle im neunzehnten oder zwanzigsten Jahrhundert gelebt.
Mary versuchte es mit »Ronald Stewart« und kam zu dem gleichen Ergebnis: keinerlei Hinweise auf das siebzehnte Jahrhundert. Schließlich gab sie den Namen »Increase Mather« ein; über ihn gab es massenhaft Material. Doch als sie den Computer nach der Verbindung zwischen Increase Mather und der Stewart-Familie befragte, bekam sie wiederum keine Daten.
»Das überrascht mich gar nicht«, sagte Kim. »Ich hatte von Anfang an keine Hoffnung, daß wir etwas finden würden. Hoffentlich habe ich Sie nicht zu sehr belästigt.«
»Ganz im Gegenteil«, widersprach Catherine. »Ich freue mich, daß Sie uns diesen Brief gezeigt haben. Wenn Sie nichts dagegen haben, würden wir ihn gerne kopieren und das kostbare Stück in unser Archiv aufnehmen.«
»Selbstverständlich können Sie ihn kopieren«, sagte Kim.
»Wenn ich mein Recherchen einmal beendet habe, möchte ich den Brief gerne der Bibliothek überlassen.«
»Das wäre wirklich sehr großzügig«, erwiderte Mary.
»Da ich mich hier im Archiv am meisten für Increase Mather interessiere, bin ich gerne bereit, auch in meinen umfangreichen Aktenordnern noch einmal nach dem Namen Elizabeth Stewart zu suchen«, versprach Catherine. »Mather hat ja in seinem Brief ausdrücklich bestätigt, daß das Beweisstück der Universität zur Aufbewahrung gegeben wurde; so müßte eigentlich irgendwo ein Hinweis darauf zu finden sein. Während der Hexenprozesse hat es hier hitzige Debatten über die sogenannte spirituelle Beweisführung gegeben; darüber haben wir jede Menge Informationen. Ich glaube, daß Mather in Ihrem Brief indirekt auf dieses Thema eingeht. Es gibt also ein Fünkchen Hoffnung, daß ich doch noch etwas finde.«
»Ich bin für jeden Versuch dankbar«, sagte Kim und gab den beiden Frauen ihre private und ihre dienstliche Telefonnummer.
»Aber machen Sie sich nicht zuviel Hoffnungen«, sagte Mary. »Wir sollten Sie wohl noch darauf hinweisen, daß die Chancen minimal sind. Am 24. Januar 1764 hat hier ein großes Feuer gewütet; das ganze Gebäude ging in Flammen auf, und alles wurde zerstört. Es war die größte Katastrophe seit Gründung dieser Bibliothek. Außer Büchern und Bildern haben wir auch eine Kollektion von ausgestopften Tieren verloren und eine ganz besondere Sammlung, die man damals als ›Fundgrube von Kuriositäten‹ bezeichnet hat.«
»Das klingt ja ganz so, als hätte man dort okkultistische und anrüchige Objekte gesammelt«, warf Kim ein.
»Mit Sicherheit«, erwiderte Mary. »Es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß das, wonach Sie suchen, Bestandteil dieser mysteriösen Sammlung gewesen ist; doch das werden wir leider nie erfahren. Der Katalog über die Sammlung ist bei dem Feuer ebenfalls verbrannt.«
»Aber vielleicht stoße ich ja trotzdem noch auf irgendeinen Hinweis«, versuchte Catherine Kim ein bißchen
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