Das Experiment
besagte, daß sie Ronalds Frau gewesen war.
»Wahrscheinlich hat er wieder geheiratet«, vermutete Kim.
»Ist Elizabeth auch hier begraben worden?« fragte Edward.
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Kim. »Jedenfalls hat mir noch nie jemand ihr Grab gezeigt.«
»Bist du sicher, daß diese Elizabeth tatsächlich existiert hat?« fragte Edward.
»Ich glaube schon, daß sie gelebt hat«, antwortete Kim. »Aber beschwören kann ich es nicht.«
»Schauen wir doch mal, ob wir sie finden«, schlug Edward vor. »Sie müßte doch in diesem Bereich hier begraben worden sein.«
Ein paar Minuten suchten sie schweigend den Friedhof ab; Kim ging in die eine Richtung, Edward in die andere.
»Edward!« rief Kim plötzlich.
»Hast du sie gefunden?« rief Edward zurück.
»Nicht direkt.«
Edward ging zu ihr. Sie stand vor einem Grabstein, der so ähnlich aussah wie der von Ronald. Er zierte das Grab eines gewissen Jonathan Stewart, der laut Inschrift der Sohn von Ronald und Elizabeth Stewart gewesen war.
»Zumindest wissen wir nun, daß sie gelebt hat«, bemerkte Kim.
Sie suchten noch eine halbe Stunde weiter, konnten das Grab von Elizabeth aber nicht finden. Schließlich gaben sie auf und gingen zurück zum Auto. Wenig später hielten sie vor dem alten Haus.
»Du hast recht«, sagte Edward, während er das Gebäude betrachtete. »Es sieht dem Hexenhaus wirklich sehr ähnlich. Es hat den gleichen massiven Schornstein, das gleiche steile Giebeldach und die gleichen rautenförmigen Fenster. Am auffallendsten aber ist, daß auch bei diesem Haus die zweite Etage über die erste hinausragt. Ich frage mich, was sich die Architekten dabei gedacht haben.«
»Das weiß wahrscheinlich niemand so genau«, sagte Kim. »Die alte Krankenstation im Peabody-Essex-Institut sieht genauso aus.«
»Die Verzierungen an dem Vorsprung sind bei diesem Haus jedenfalls noch feiner gearbeitet als am Hexenhaus«, stellte Edward fest.
»Wer auch immer sie gedrechselt hat, muß ein Meister seines Faches gewesen sein«, stimmte Kim ihm zu.
»Es ist ein bezauberndes Haus«, sagte Edward. »Es ist noch um Klassen raffinierter als die Burg.«
Sie schlenderten langsam um das alte Gemäuer herum und bestaunten die vielen Details, die ihnen erst bei genauerem Hinsehen ins Auge fielen. Hinter dem Haus entdeckte Edward ein weiteres, frei stehendes kleines Gebäude. Er wollte von Kim wissen, ob es auch schon so alt sei.
»Ich glaube, ja«, antwortete Kim. »Man hat mir erzählt, daß es für die Tiere war.«
»Ein Ministall also«, staunte Edward.
Als die beiden zur Eingangstür zurückkehrten, mußte Kimetliche Schlüssel ausprobieren, bevor sie schließlich den passenden fand. Sie stieß die Tür auf, die genauso laut quietschte wie das alte Tor am Eingang des Stewartschen Anwesens.
»Klingt ja wie in einem Spukhaus«, bemerkte Edward.
»Sag bitte nicht so etwas«, protestierte Kim.
»Du glaubst doch nicht etwa an Gespenster?« wollte Edward wissen.
»Sagen wir mal, ich respektiere sie«, erwiderte Kim und lachte. »Bitte, du gehst vor.«
Edward trat ein und blieb in einer kleinen Diele stehen. Vor ihm war eine Wendeltreppe, die nach oben führte. Auf beiden Seiten waren Türen. Die rechte Tür führte zur Küche, die linke in den Salon.
»Wo fangen wir an?« fragte Edward.
»Du bist der Gast«, sagte Kim.
»Dann inspizieren wir zuerst den Salon.«
Ein riesiger, mindestens zwei Meter breiter Kamin beherrschte den Raum. Hier und da standen einige koloniale Möbelstücke, ein paar Gartengeräte und anderer Kleinkram lagen herum. Am interessantesten schien ihnen ein Himmelbett, dessen kunstvoll bestickte Vorhänge noch original erhalten waren.
Edward ging zum Kamin und schaute in den Rauchabzug. »Scheint zu funktionieren«, stellte er fest. Dann betrachtete er die Wand über dem Kaminsims. Er trat ein paar Schritte zurück und nahm die Stelle noch einmal genauer ins Visier.
»Siehst du dieses blasse, rechteckige Muster?« fragte er.
Kim stellte sich neben ihn in die Mitte des Zimmers und betrachtete ebenfalls die Wand. »Ja«, sagte sie. »Sieht so aus, als ob da mal ein Bild gehangen hätte.«
»Das glaube ich auch«, stimmte Edward ihr zu. Er befeuchtete seine Fingerspitze und versuchte die Umrißlinie zu verwischen. Vergeblich. »Das Bild muß ziemlich lange da gehangen haben«, sagte er. »Sonst hätte der Rauch nicht diese deutlichen Umrisse hinterlassen.«
Sie verließen den Salon und gingen die Treppe hinauf. Neben dem
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