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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Keller zu werfen, doch er konnte kaum etwas erkennen.
    »Er hat seine Drohungen nie ernst gemeint«, sagte Kim. »Er wollte mich nur ärgern. Eigentlich durften wir hier gar nicht spielen, und er wußte genau, daß ich Angst hatte. Du weißt doch, wie Kinder sind; es macht ihnen Spaß, sich gegenseitig einen Schrecken einzujagen.«
    »Ich habe eine Taschenlampe im Auto«, sagte Edward. »Ich gehe und hole sie.«
    Als er mit der Lampe zurück war, kletterte er die Leiter hinunter. Von unten sah er zu Kim hinauf und fragte, ob sie nicht runterkommen wolle.
    »Soll ich wirklich?« fragte sie. Dann stieg sie ebenfalls hinab und blieb neben Edward stehen.
    »Es ist kühl, feucht und muffig«, stellte er fest.
    »Das kann man wohl sagen«, bemerkte Kim. »Was sollen wir hier unten?«
    Der Keller war klein. Er umfaßte nur den Bereich unter der Küche. Die Wände waren aus flachen Steinen mit etwas Mörtel gemauert. Der Boden war aus Lehm. An der hinteren Wand standen mehrere Behältnisse, deren Seitenwände zum Teil aus Steinen, zum Teil aus Holz waren. Edward ging näher an die großen Kisten heran und leuchtete mit seiner Taschenlampe hinein. Kim blieb dicht neben ihm.
    »Du hast recht«, sagte Edward. »Hier wurden die Vorräte aufbewahrt.«
    »Was für Vorräte sie wohl damals hatten?« fragte Kim.
    »Äpfel, Mais, Weizen, Roggen«, vermutete Edward. »Vielleicht auch Milchprodukte. Die Schinken haben sie wahrscheinlich im Anbau zum Trocknen aufgehängt.«
    »Ist ja interessant«, bemerkte Kim ohne große Begeisterung. »Hast du alles gesehen?«
    Edward beugte sich über einen der Vorratsbehälter und kratzte etwas von dem angetrockneten Schmutz ab. Dann rollte er das Klümpchen zwischen seinen Fingern. »Die Erde ist feucht«, stellte er fest. »Ich bin zwar kein Botaniker, aber ich gehe jede Wette ein, daß der Claviceps purpurea hier prächtig gedeihen würde.«
    Jetzt wurde auch Kim neugierig und wollte wissen, ob man den Pilz irgendwie nachweisen könne.
    Edward zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise«, erwiderte er. »Das hängt davon ab, ob man hier tatsächlich Claviceps-Sporen findet. Ein Freund von mir ist Botaniker. Ich könnte ein bißchen von dem Zeug hier mitnehmen und ihn bitten, sich die Proben mal anzusehen.«
    »In der Burg finden wir bestimmt ein paar passende Behälter«, sagte Kim.
    »Okay, sehen wir mal nach.«
    Sie verließen das alte Haus und machten sich auf den Weg zur Burg. Sie ließen das Auto stehen und gingen zu Fuß durch das kniehohe Gras. Heuschrecken sprangen vor ihnen auf, Schmetterlinge und Bienen tummelten sich im warmen Sonnenschein.
    »Manchmal sehe ich in der Ferne Wasser glitzern«, bemerkte Edward.
    »Das ist der Danvers River«, erklärte ihm Kim. »Früher reichte das Feld bis an das Ufer des Flusses.«
    Sie näherten sich der Burg, und Edwards Ehrfurcht vor dem Gebäude wuchs mit jedem Schritt. »Es ist noch viel imposanter, als ich gedacht habe«, sagte er. »Da drüben ist ja sogar so etwas wie ein Burggraben.«
    »Man hat mir erzählt, daß der Architekt sich vom Schloß Chambord in Frankreich hat inspirieren lassen«, erklärte Kim. »Die Burg ist wie ein ›U‹ geformt; die Gästezimmer sind im linken Flügel untergebracht und die Räume fürs Personal im rechten.«
    Sie überquerten die Brücke, die über den ausgetrockneten Graben führte. Während Edward die gotischen Verzierungen am Eingangsportal bewunderte, kämpfte Kim wieder mit den zahlreichen Schlüsseln an ihrem Bund. Es dauerte eine Weile, bis sie schließlich den richtigen gefunden hatte und die Tür öffnen konnte.
    Sie betraten eine eichengetäfelte Eingangshalle und gingen durch einen Bogen in den großen Salon. Der riesige Raum war zwei Stockwerk hoch, an jeder Seite befand sich eine Feuerstelle im gotischen Stil. Die Fenster hatten die Ausmaße von Kirchenfenstern; zwischen ihnen führte eine breite Treppe nach oben. Von oben her fiel durch ein Buntglasfenster mit einer Fensterrose ein ungewöhnlich helles Licht in den Raum.
    Edward gab einen undefinierbaren Laut von sich. »Das ist einfach unglaublich«, sagte er ehrfürchtig. »Du hast mir gar nicht erzählt, daß sogar die Möbel noch hier sind.«
    »Wir haben alles so gelassen, wie es war«, erklärte Kim.
    »Wann ist dein Großvater denn gestorben?« fragte Edward. »Wenn man die Einrichtung betrachtet, fühlt man sich in die zwanziger Jahre zurückversetzt.«
    »Er ist in diesem Frühjahr gestorben«, antwortete Kim. »Mein Großvater war

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