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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment
Autoren: Robin Cook
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aufzutreiben?« fragte Edward, um das Thema zu wechseln.
    Kim schüttelte den Kopf. »Nein, nicht im geringsten. Ich habe sie einfach gestern nach der Arbeit beim Anwalt abgeholt.«
    Sie fuhren zunächst auf der Route 93 nach Norden und bogen dann auf die Route 128 nach Osten ab. Auf den Straßen war so gut wie kein Verkehr.
    »Ich fand es übrigens sehr nett gestern abend«, bemerkte Edward.
    »Ich auch«, gestand Kim. »Nochmals danke schön für die Einladung. Aber als ich heute morgen über unser Gespräch nachgedacht habe, habe ich mir doch leichte Vorwürfe gemacht; du bist ja kaum zu Wort gekommen. Ich glaube, ich habe viel zuviel über mich und meine Familie geredet.«
    »Willst du dich etwa schon wieder entschuldigen?« fragte Edward.
    »Oh, mein Gott!« rief Kim lachend und schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Ich glaube, ich bin wirklich ein hoffnungsloser Fall.«
    »Wenn sich überhaupt einer zu entschuldigen hätte«, gluckste Edward, »dann ich. Schließlich habe ich dich endlos mit Fragen bombardiert, von denen die meisten sicher viel zu persönlich waren.«
    »Überhaupt nicht«, entgegnete Kim. »Ich hoffe nur, daß ich dir keinen Schrecken eingejagt habe, als ich dir von diesen Angstattacken erzählt habe, unter denen ich in meinen ersten College-Monaten gelitten habe.«
    »Aber ich bitte dich«, entgegnete Edward. »Jeder von uns hat doch irgendwann einmal mit solchen Ängsten zu tun. Vor allem wahrscheinlich die Leute, die immer das Gefühl haben, anderen helfen zu müssen – zum Beispiel Ärzte. Ich habe selbst schon solche Angstattacken gehabt. Vor jeder Prüfung ging es mir hundeelend, dabei war ich eigentlich immer gut vorbereitet und habe nie schlechte Noten bekommen.«
    »Ich war zeitweise vollkommen außer Gefecht gesetzt«, gestand Kim. »Eine Zeitlang habe ich mich nicht einmal mehr getraut, Auto zu fahren; ich hatte Angst davor, einen Panikanfall zu bekommen, wenn ich hinterm Steuer sitze.«
    »Hast du denn keine Medikamente gegen die Anfälle genommen?« fragte Edward.
    »Doch«, erwiderte Kim. »Ich habe Xanax genommen, aber nicht sehr lange.«
    »Hast du es mal mit Prozac probiert?« fragte Edward.
    Kim sah ihn entsetzt an. »Aber nein!« entgegnete sie. »Warum sollte ich Prozac nehmen?«
    »Weil du unter Angstattacken und deiner Schüchternheit gelitten hast«, erklärte Edward. »Prozac hätte gegen beides helfen können.«
    »Prozac stand nie zur Debatte«, sagte Kim. »Und selbst wenn es mir jemand empfohlen hätte – ich hätte es auf keinen Fall genommen. Man kann doch nicht starke Tabletten schlucken, bloß weil man schüchtern ist. Man sollte nur Medikamente nehmen, wenn man ernsthaft krank ist, und nicht, um seine Alltagskrisen zu bewältigen.«
    »Entschuldigung«, sagte Edward. »Ich wollte dich nicht kränken.«
    »Du hast mich nicht gekränkt«, stellte Kim klar. »Aber ich habe eine feste Meinung, wenn es um dieses Thema geht. Als Krankenschwester kriege ich ständig mit, wie viele Menschen viel zu viele Medikamente schlucken. Die Pharmaindustrie will uns ständig einreden, daß es für jedes Problemchen die passende Pille gibt.«
    »Im Grunde stimme ich dir zu«, sagte Edward. »Doch als Neurowissenschaftler weiß ich, daß das Verhalten und der Gemütszustand eines Menschen auf bestimmte biochemische Prozesse im Kopf zurückzuführen sind. Und soweit man diese Prozesse mit sauberen psychotropen Medikamenten beeinflussen kann, habe ich inzwischen eine andere Einstellung zu dem Thema.«
    »Was meinst du mit ›sauberen‹ Medikamenten?« fragte Kim.
    »Ich meine damit Medikamente, die keine oder fast keine Nebenwirkungen haben«, erklärte Edward.
    »Aber alle Medikamente haben doch Nebenwirkungen«, entgegnete Kim.
    »Im Prinzip hast du schon recht«, gab Edward zu. »Aber manche Nebenwirkungen sind so minimal, daß sie in Relation zu ihrem möglichen Nutzen als ein durchaus annehmbares Risiko betrachtet werden können.«
    »Genau dieses Argument ist es wahrscheinlich, weshalb sich so leidenschaftlich über das Thema streiten läßt«, warf Kim ein.
    »Oh, da fällt mir gerade etwas ganz anderes ein«, rief Edward. »Ich habe die beiden Bücher mitgebracht, von denen ich dir erzählt habe.« Er griff nach hinten, fand die Bücher auf dem Rücksitz und legte sie Kim in den Schoß.
    »Ich habe in den Aufzeichnungen über die Hexenprozesse von Salem nachgelesen, ob dort etwas über deine Vorfahrin steht«, sagte er. »Aber im Register habe ich keinen Hinweis auf
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