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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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aus.
    »Ziemlich beeindruckend«, rief Edward, während Kim sich an dem schweren Vorhängeschloß zu schaffen machte. »Das Gelände sieht nicht besonders einladend aus.«
    »Früher haben sich alle reichen Leute in solch wuchtigen Festungen verschanzt«, rief Kim zurück. »Sie demonstrierten damit, daß sie echte Feudalherren waren.« Als sie das Vorhängeschloß entfernt hatte, schob sie das Tor auf; die verrosteten Scharniere quietschten laut in den Angeln.
    Kim stieg wieder ein, und sie fuhren durch das Tor. Nach ein paar weiteren Kurven mündete der Weg in ein großes, mit Gras bewachsenes Feld. Edward hielt noch einmal an.
    »Mein Gott«, staunte er. »Jetzt verstehe ich, warum du von Feudalherren geredet hast.«
    Aus dem weitläufigen Feld erhob sich ein riesiges, mehrstöckiges Haus mit Ecktürmen, Zinnen und zahlreichen Verzierungen. In dem schiefergedeckten Dach waren zahlreiche Mansardenfenster mit reichverzierten Vorsprüngen eingebaut. Auf allen Seiten des Gebäudes ragten Schornsteine in den Himmel.
    »Eine interessante Mischung der unterschiedlichsten Stilrichtungen«, stellte Edward fest. »Stellenweise sieht es aus wie einemittelalterliche Burg, andererseits erinnert es an ein Herrenhaus im Tudorstil, und teilweise wirkt es sogar wie ein französisches Schloß. Wirklich imposant.«
    »Meine Familie hat es immer ›die Burg‹ genannt«, erklärte Kim.
    »Das kann ich gut verstehen«, sagte Edward. »Nachdem du mir das Haus als ein riesiges, zugiges, altes Gemäuer beschrieben hast, hätte ich nie gedacht, daß es so prachtvoll ist. So ein Haus gehört eigentlich in eines der Millionärsviertel von Newport.«
    »An der Küste nördlich von Boston stehen noch etliche von diesen großen, alten Herrenhäusern«, sagte Kim. »Einige wurden natürlich abgerissen, aber viele sind restauriert und zu Apartmenthäusern umgebaut worden. Im Moment ist der Markt für solche Häuser allerdings ziemlich flau. Vielleicht verstehst du jetzt, weshalb mein Bruder und ich das Haus eher als einen Klotz am Bein empfinden.«
    »Und wo ist das alte Haus?« wollte Edward wissen.
    Kim zeigte nach rechts. In der Ferne war undeutlich ein dunkelbraunes Haus zu erkennen, das von Birken umgeben war.
    »Und was ist das da hinten links für ein Gebäude?« fragte Edward.
    »Das war einmal die Mühle«, erklärte Kim. »Aber sie ist schon vor langer Zeit zu einem Stall umgebaut worden.«
    Edward fuhr langsam weiter, hielt aber nach ein paar Metern wieder an. Er hatte eine Mauer entdeckt, die das Feld begrenzte und fast ganz mit Unkraut überwuchert war.
    »Und was ist das?« fragte er und zeigte auf die Mauer.
    »Dahinter ist der alte Familienfriedhof.«
    »Das gibt’s doch gar nicht«, entfuhr es Edward. »Können wir uns den Friedhof ansehen?«
    »Ja, warum nicht?«
    Sie stiegen aus und kletterten über die Mauer. Den ursprünglichen Eingang konnten sie nicht benutzen, weil stachelige Brombeersträucher den Weg versperrten.
    »Es sieht so aus, als ob die meisten Grabsteine zerbrochen sind«, stellte Edward fest. »Aber sie scheinen noch nicht lange kaputt zu sein.« Er hob ein abgebrochenes Stück Marmor auf und betrachtete es.
    »Vandalismus«, erklärte Kim. »Wir können nicht viel dagegen tun, weil niemand hier lebt.«
    »Es ist eine Schande«, sagte Edward und versuchte das Datum auf dem Stein zu entziffern: 1843. Darüber war der Name Nathaniel Stewart in den Stein gemeißelt worden.
    »Meine Familie hat ihre Angehörigen ungefähr bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts auf diesem Friedhof bestattet«, erklärte Kim.
    Gemächlich durchquerten sie das überwucherte Gelände. Je weiter sie vordrangen, desto schlichter und älter wurden die Grabsteine.
    »Ist Ronald Stewart auch hier begraben worden?« fragte Edward.
    »Ja«, antwortete Kim und führte ihn zu einem einfachen, abgerundeten Grabstein, auf dessen Flachrelief ein Totenkopf eingearbeitet worden war. Darunter standen die Worte: Hier ruht Ronald Stewart, Sohn von John und Lydia Stewart. Gestorben am 1. Oktober 1734 im Alter von 81 Jahren.
    »Er ist einundachtzig geworden«, staunte Edward. »Muß ein gesunder Bursche gewesen sein. Um so ein hohes Alter zu erreichen, muß er ziemlich schlau gewesen sein und sich die Ärzte vom Leibe gehalten haben. Damals waren viele Ärzte für ihre Patienten genauso tödlich wie die Krankheiten, die sie eigentlich bekämpfen wollten.«
    Neben dem Grab von Ronald befand sich das Grab von Rebecca Stewart. Die Inschrift auf dem Stein

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