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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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in lauter kleine Räume unterteilt, die an Zellen erinnerten. Überall standen Weinregale an den Wänden. Vor jedem dieser Verliese war eine Eisentür, die oben mit einer vergitterten Luke versehen war.
    »Hier hat jemand einen seltsamen Humor gehabt«, bemerkte Edward, während sie den düsteren Gang entlanggingen. »Das einzige, was hier noch fehlt, sind Foltergeräte.«
    »Mein Bruder und ich fanden das früher überhaupt nicht komisch«, sagte Kim. »Daß wir hier nichts zu suchen hatten, mußte uns Großvater nicht zweimal sagen. Wir wären nicht im Traum auf die Idee gekommen, freiwillig hier runterzugehen.«
    »Und all diese Truhen sind vollgestopft mit alten Dokumenten?« wollte Edward wissen. »So wie oben auf dem Dachboden?«
    »Ja«, erwiderte Kim. »Voll bis obenhin.«
    Edward blieb stehen und stieß die Tür zu einem der zellenähnlichen Räume auf. Die Weinregale waren größtenteils leer und mit Aktenschränken, Bücherregalen und Truhen verbaut worden. Er zog eine der wenigen Flaschen aus dem Regal.
    »Mein Gott!« rief er. »Jahrgang achtzehnhundertsechsundneunzig! Der Wein dürfte ganz schön wertvoll sein.«
    Kim schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich«, sagte sie. »Wahrscheinlich ist der Korken längst zerbröselt. Seit einem halben Jahrhundert hat sich niemand mehr um den Wein gekümmert.«
    Edward legte die verstaubte Flasche zurück und zog die Schublade eines Aktenschrankes heraus. Er griff in den Papierberg und zog ein Zolldokument aus dem neunzehnten Jahrhundert hervor. Beim nächsten Versuch hielt er einen Seefrachtbrief aus dem achtzehnten Jahrhundert in den Händen.
    »Hier ist anscheinend nie etwas sortiert worden«, stellte er fest.
    »Das stimmt leider«, gestand Kim. »Was die Papiere angeht, herrscht das absolute Chaos. Jedesmal, wenn die Stewarts ein neues Haus gebaut haben und umgezogen sind, mußten alle Papiere mitwandern. So ist im Laufe der Jahrhunderte alles durcheinandergeraten.«
    Um ihre Aussage zu bekräftigen, öffnete sie eine andere Schublade und zog ein weiteres Dokument heraus, einen Seefrachtbrief. Sie reichte ihn Edward und wies ihn auf das Datum hin.
    »Das gibt’s doch gar nicht!« rief er. »Sechzehnhundertneunundachtzig. Das war ja noch drei Jahre vor der großen Hexenhysterie.«
    »Da siehst du, was hier für ein Durcheinander herrscht«, sagte Kim. »Wir haben drei Papiere herausgezogen, und jedes stammt aus einem anderen Jahrhundert.«
    »Ich glaube, das hier ist die Unterschrift von Ronald«, bemerkte Edward und zeigte Kim den Schriftzug auf dem Dokument. Sie stimmte ihm zu.
    »Ich habe eine Idee«, sagte sie. »Du hast mich so neugierig gemacht, daß ich wirklich gerne mehr über diese mysteriöse Hexengeschichte erfahren möchte. Vor allem möchte ich wissen, was meiner Vorfahrin Elizabeth widerfahren ist. Vielleicht findet sich ja in diesen alten Papieren etwas über sie.«
    »Du meinst, warum sie zum Beispiel nicht auf dem Familienfriedhof beerdigt wurde?« fragte Edward.
    »Das und vieles mehr«, erwiderte Kim. »Ich möchte gerne wissen, was es mit dieser ganzen Geheimnistuerei auf sich hat. Mich interessiert auch, ob man sie wirklich hingerichtet hat. Du hast ja vorhin selber gesagt, daß sie in dem Buch, das du mir gegeben hast, gar nicht erwähnt wird. Je mehr ich darüber nachdenke, desto geheimnisvoller kommt mir die ganze Geschichte vor.«
    Edward ließ seinen Blick durch die Zelle schweifen. »Es wird eine Ewigkeit dauern, das alles durchzuarbeiten«, stellte er fest. »Und am Ende könnte sich herausstellen, daß es pure Zeitverschwendung war, weil die meisten Dokumente Geschäftsunterlagen sind.«
    »Aber es wäre eine Herausforderung«, entgegnete Kim. Sie war zunehmend von ihrer Idee begeistert und wühlte schon wieder in einer Schublade. »Ich glaube, es würde mir wirklich Spaß machen, hier herumzustöbern. Es wäre eine neue Erfahrung der Selbstfindung für mich – oder, wie du drüben im alten Haus gesagt hast, eine Möglichkeit, meinen Vorfahren näherzukommen.«
    Während Kim weiter in den Papieren blätterte, schaute Edward sich weiter im Weinkeller um. Er knipste die Taschenlampe an, weil die meisten Glühbirnen längst ihren Geist aufgegeben hatten. Edward steckte seinen Kopf durch die Tür der hintersten Zelle und leuchtete in den Raum hinein. Auch hier schien es vor allem Aktenschränke, Regale, Truhen und Kisten zu geben. Doch im hintersten Winkel des Raumes lehnte etwas an der Wand, das ihn neugierig machte: Es sah aus

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