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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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mußt«, sagte Stanton. »Diese Theorie ist doch nur eine Rechtfertigung für den ganzen Aufwand, den du betreibst. Für mich machst du keinen Finger krumm – nicht einmal, wenn ich dich mit Geld überschütten will.«
    Edward seufzte. »Also gut«, sagte er. »Wenn du es genau wissen willst: Als Neurowissenschaftler bin ich einfach davon fasziniert, daß das Drama von Salem möglicherweise von einem Halluzinogen verursacht worden sein könnte.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Stanton. »Allerdings muß man kein Neurowissenschaftler sein, um sich für die Geschichte zu interessieren. Die Faszination, die von dieser Hexengeschichte ausgeht, ist durchaus universell.«
    »Aha, der Unternehmer gibt sich als Philosoph«, bemerkte Edward lachend. »Vor fünf Minuten hätte ich das noch für unmöglich gehalten. Erklär mir doch mal, was du mit ›universeller Faszination‹ meinst.«
    »Hexengeschichten sind schaurig und zugleich verlockend«, erklärte Stanton. »Die Leute lieben so etwas. Du kannst dieses Phänomen vielleicht mit den ägyptischen Pyramiden vergleichen, die eben nicht nur ein paar Steinhaufen sind; sie verkörpern viel mehr. Für uns sind sie wie ein Tor in die Welt des Übernatürlichen.«
    »Da bin ich aber anderer Meinung«, widersprach Edward und packte die Schmutzprobe wieder ein. »Ich bin Wissenschaftler und auf der Suche nach einer rationalen Erklärung.«
    »Was für ein Unsinn«, seufzte Stanton resigniert.
    Als sie die Divinity Avenue in Cambridge erreichten, hielt er an, und Edward stieg aus. Bevor er die Tür zuschlug, mahnte Stanton ihn noch einmal, unbedingt den Genetrix-Prospekt zu lesen.
    Edward ging um die Divinity Hall herum und betrat die Biologielabors der Harvard University. Die Fachbereichssekretärin wies ihm den Weg zum Büro Kevin Scrantons. Kevin und er waren zusammen an der Universität von Wesleyan gewesen, doch sie hatten sich nicht mehr gesehen, seit Edward in Harvard unterrichtete.
    Sie plauderten zehn Minuten über die alten Zeiten, dann erst stellte Edward die drei Behälter auf den Schreibtisch.
    »Ich möchte dich bitten zu prüfen, ob in dem Schmutz irgendwelche Claviceps-purpurea-Sporen sind«, sagte Edward.
    Kevin nahm einen der Behälter und öffnete den Deckel. »Und warum willst du das wissen?« fragte er, während er die Probe betastete.
    »Darauf würdest du im Traum nicht kommen«, erwiderte Edward. Er erzählte Kevin, wo er die Proben entnommen hatte unddaß sie womöglich mit den Hexenprozessen von Salem in Verbindung gebracht werden konnten. Mit Rücksicht auf Kim verschwieg er den Namen Stewart.
    »Klingt ja wirklich spannend«, sagte Kevin, als Edward mit seiner Geschichte fertig war. Dann stand er auf und begann die feuchte Schmutzprobe für eine mikroskopische Untersuchung zu präparieren.
    »Ich würde gerne einen kleinen Artikel in Science oder Nature darüber veröffentlichen«, sagte Edward. »Vorausgesetzt natürlich, daß wir tatsächlich Claviceps-Sporen nachweisen können.«
    Kevin schob das feuchte Präparat unter sein Mikroskop und sah sich die Probe genau an. »Ich kann jede Menge Sporen erkennen, aber das ist natürlich nicht ungewöhnlich.«
    »Und wie kann man feststellen, ob auch Claviceps-Sporen darunter sind?« wollte Edward wissen.
    »Da gibt es verschiedene Möglichkeiten«, erklärte Kevin. »Wie schnell brauchst du das Ergebnis?«
    »So schnell wie möglich«, erwiderte Edward.
    »Eine DNA-Analyse wäre ziemlich zeitaufwendig«, sagte Kevin. »Wahrscheinlich befinden sich in jeder Probe drei- bis fünftausend verschiedene Sporenarten. Wenn wir ganz sicher sein wollen, daß auch Claviceps-Sporen dabei sind, müßten wir versuchen, Claviceps zu züchten. Das wird zwar nicht ganz einfach sein, aber ich werde mein Bestes versuchen.«
    Edward erhob sich von seinem Stuhl. »Tu, was du kannst. Und vielen Dank einstweilen.«
     
    Kim gönnte sich eine kurze Verschnaufpause. Da ihre Hände in sterilen Handschuhen steckten, mußte sie ihren Arm zu Hilfe nehmen, um sich die Haare aus der Stirn zu streichen. Auf der chirurgischen Intensivstation war es wie immer sehr hektisch zugegangen. Die Arbeit erforderte zwar viel Kraft, aber Kim empfand sie als sehr befriedigend. Doch jetzt war sie erschöpft und sehnte sich nach ihrem Feierabend; in zwanzig Minuten hatte sie Dienstschluß. In diesem Moment wurde ihre kurze Pause jäh unterbrochen, als Kinnard Monihan einen neuen Patienten auf die Station brachte.
    Gemeinsam mit ein paar anderen Schwestern,

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