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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Parkplätze. Und von Kevin aus kann ich den Shuttle-Service zu meinem Labor nehmen. Von da komme ich zu Fuß nach Hause. Das ist einer der Vorteile, wenn man so nahe am Harvard Square wohnt.«
    Edward stieg an der Ecke Kirkland Street/Divinity Avenue aus. Er blieb noch einen Moment auf dem Bürgersteig stehen und blickte Kim nach, bis sie nicht mehr zu sehen war. Edward wußte, daß er sich verliebt hatte, und er genoß dieses Gefühl in vollen Zügen. Leichten Herzens ging er die Divinity Avenue hinauf. Am liebsten hätte er laut gesungen. Er hatte das wohltuende Gefühl, daß Kim ihn ebenfalls sehr gerne mochte. Er konnte nur hoffen, daß es so bleiben würde.
    Als Edward bei den Biologielaboren ankam, war es noch nicht einmal acht Uhr. Auf der Treppe überlegte er, ob Kevin überhaupt schon da wäre. Doch seine Bedenken waren unbegründet. Kevin arbeitete bereits fleißig über seinen Reagenzgläsern.
    »Gut, daß du da bist«, sagte Kevin. »Ich hätte mich heute auch bei dir gemeldet.«
    »Hast du Claviceps-purpurea-Sporen gefunden?« fragte Edward gespannt.
    »Nein«, erwiderte Kevin. »Keine Claviceps-Sporen.«
    »So ein Mist!« fluchte Edward und ließ sich auf einen Stuhlfallen. Er war enttäuscht und hatte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. Er hatte sich insgeheim gewünscht, Kim das positive Ergebnis sozusagen als ein kleines Geschenk der Wissenschaft überreichen zu können und ihr so die Möglichkeit zu eröffnen, Elizabeth zu rehabilitieren.
    »Nun guck nicht so traurig aus der Wäsche«, sagte Kevin. »Ich habe zwar keine Claviceps-Sporen gefunden, dafür aber jede Menge andere Schimmelpilze. Einer von denen, die ich züchten konnte, sieht so ähnlich aus wie der Claviceps-purpurea-Pilz, aber er gehört zu einer bisher noch unbekannten Spezies.«
    »Mach keine Witze«, staunte Edward. Daß sie offensichtlich doch etwas entdeckt hatten, heiterte ihn wieder etwas auf.
    »Natürlich ist das nicht gerade überraschend«, fuhr Kevin fort. Edward fiel sofort wieder die Kinnlade herunter. »Wir kennen zur Zeit etwa fünfzigtausend verschiedene Pilzarten. Viele Experten gehen aber davon aus, daß es in Wirklichkeit zwischen hunderttausend und einer viertel Million verschiedene Spezies gibt.«
    »Du willst mir also sagen, daß die Entdeckung dieses neuen Pilzes unbedeutend ist«, stellte Edward trocken fest.
    »Das kann ich nicht beurteilen«, entgegnete Kevin. »Vielleicht findest du den Schimmelpilz sogar hochinteressant. Er ist nämlich ein Askomyzet wie Claviceps und entwickelt ebenfalls Sklerotien.«
    Kevin nahm ein paar dunkle Klumpen von seinem Tisch und reichte sie Edward, der sie zwischen den Fingern rollte. Die Klümpchen sahen aus wie dunkle Reiskörner.
    »Ich glaube, du solltest mir mal erklären, was es mit diesem Sklerotium auf sich hat«, forderte Edward seinen Freund auf.
    »Sklerotium ist ein hartes, sporenbildendes Pilzfadengeflecht, das bestimmte Pilze entwickeln«, erklärte Kevin. »Im Gegensatz zu den einfachen, einzelligen Sporen ist ein Sklerotium vielzellig und enthält sowohl Pilzfilamente als auch Speicherstoffe.«
    »Und warum glaubst du, daß mich das interessieren könnte?« wollte Edward wissen. Er fand, daß die Klumpen in seiner Hand den Körnern im Roggenbrot sehr ähnlich sahen. Als er sich eins unter die Nase hielt, stellte er fest, daß sie absolut geruchlos waren.
    »Weil das Claviceps-Sklerotium bioaktive Alkaloide enthält, die Ergotismus verursachen können«, erklärte Kevin.
    »Tatsächlich?« rief Edward. Er saß plötzlich kerzengerade und nahm das Sklerotium zwischen seinen Fingern noch einmal gründlich in Augenschein. »Wie stehen denn die Chancen, daß dieses kleine Körnchen die gleichen Alkaloide enthält wie Claviceps?«
    »Das ist die große Frage«, erwiderte Kevin. »Aber ich glaube, sie stehen ganz gut. Es gibt nämlich gar nicht so viele Pilze, die Sklerotien bilden. Und diese neue Spezies scheint dem Claviceps purpurea wirklich sehr ähnlich zu sein.«
    »Warum probieren wir es nicht einfach mal aus?« fragte Edward.
    »Was, um Himmels willen, meinst du damit?« wollte Kevin wissen. Er warf Edward einen Blick zu, als ahnte er schon, was jetzt kommen würde.
    »Warum mixt du uns nicht einfach ein kleines Gebräu aus diesen Kügelchen, und wir probieren, wie es wirkt?« schlug Edward vor.
    »Ich hoffe, das meinst du nicht ernst«, entgegnete Kevin.
    »Doch«, stellte Edward klar. »Ich meine es vollkommen ernst. Ich will wissen, ob dieser neue

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