Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1
komisch«, sagte er. »Ihr habt doch gar keinen Computer bei euch, oder?«
»Nein«, sagte Fang. »Nicht mal ein Handy.«
»Was ist mit einem Palmtop?«, fragte der Hacker.
»Nichts«, antwortete ich. »Wir sind eher die Null-Technik-Typen. Ein Papiertaschentuch wäre schon ein Riesenschritt für uns.«
»Und was ist mit einem Memory Chip?«, bohrte er nach.
Mir stockte der Atem. Beinahe unwillkürlich wanderte mein Blick zu Fang.
»Was für eine Art von Memory Chip?«, fragte ich.
»Na, irgendeiner«, erklärte der Hacker. »Irgendwas, das meine Festplatte stört.«
»Könntest du denn Zugang zu dem Chip bekommen, wenn wir einen hätten?«, fragte ich vorsichtig.
»Wenn ich wüsste, was er ist, schon möglich«, sagte er. »Was für einen hast du denn?«
»Er ist klein und viereckig«, sagte ich, ohne ihn anzuschauen.
»So groß?« Der Hacker hielt seine Finger ungefähr einen Zentimeter auseinander.
Ich nickte.
»Mal sehen. Wo ist er?«
Ich holte tief Luft. »In mir. Eingepflanzt. Ich habe ihn beim Röntgen gesehen.«
Entsetzt starrte er mich an. Dann schaltete er den Laptop aus und machte den Deckel zu. »Man hat so einen kleinen Memory Chip in dich eingepflanzt ?«
Ich nickte. Offenbar was das schlimmer als Läuse.
Er trat einige Schritte zurück. »So ein Chip ist echt ätzend«, sagte er langsam, als sei ich total blöd. »Es könnte die NSA sein. Damit will ich nichts zu tun haben. Hör mal, bleibt mir vom Leib! Sonst ist der Geheimdienst noch hinter mir her.« Er hob die Hände und verzog sich in die Dunkelheit. »Ich hasse sie! Ich hasse sie!« Dann war er in den Eingeweiden der Tunnel verschwunden.
»Bis später«, flüsterte ich. »Du möchte ich auch nicht sein.«
Fang blickte mich verdrießlich an. »Dich kann man auch nirgend wohin mitnehmen.«
Ich wünschte, er wäre nicht so verletzt – dann hätte ich ihm eine knallen können.
120 Wir versuchten etwas zu schlafen – bei Gott, das hatten wir nötig. Ich döste ein. Aber ich schlief nicht richtig , das wusste ich genau. Aber ich war auch nicht richtig wach.
Es war, als hätte mich eine andere Dimension aufgesaugt, wo ich zwar meinen Körper spüren konnte und wusste, wo ich war, aber mich nicht rühren, auch nicht sprechen konnte. Ich war in einem Film und betrachtete mich und alles, was um mich geschah. Ich ging einen dunklen Tunnel hinunter – oder der Tunnel glitt an mir vorbei, und ich stand still. An beiden Seiten rauschten Züge vorbei. Demnach war ich in einem U-Bahn-Tunnel.
Ich dachte: Okay, U-Bahn-Tunnel. Und?
Dann sah ich eine Haltestelle. Thirty-third Street. Das Gebäude des Instituts war an der Thirty-first Street. In der Dunkelheit das Wachtraums im Tunnel sah ich ein schmutziges, verrostetes Gitter. Ich sah, wie ich das Gitter hochhob. Stinkendes Wasser gurgelte unten. Pfui – es war das Abwassersystem unter der Stadt.
Hallo!
Unter einem Regenbogen …
Bingo, Max , sagte meine Stimme.
Jetzt waren meine Augen auf. Fang betrachtete mich besorgt. »Was nun?«
»Ich weiß, was wir machen müssen«, erklärte ich. »Alle aufwachen!«
121 »Hier entlang«, sagte ich und marschierte in dem dunklen Tunnel voran. Es war, als sei eine genaue Karte auf meine Netzhaut gedruckt und überlagerte das, was ich sah, sodass ich nur dem eingezeichneten Pfad folgen muste. Wenn dieser Karteneffekt für immer Teil meines Leben sein sollte, würde ich den Verstand verlieren, aber im Moment war er ziemlich hilfreich.
Ach ja, eines sollte ich noch erwähnen – ich hatte Angst, furchtbare Angst, mehr Angst als je zuvor im Leben, wusste aber nicht so richtig weshalb. Vielleicht wollte ich die Wahrheit nicht erfahren. Außerdem pochte mein Kopf, was mich auch verrückt machte. Näherte ich mich meinem Verfallsdatum? Würde ich sterben? Würde ich einfach umkippen und diese Welt und meine Freunde verlassen?
»Hat die Stimme dir davon erzählt, Max?«, fragte Nudge.
»So ungefähr«, antwortete ich.
»Super«, hörte ich Iggy murmeln, aber ich ignorierte ihn. Jeder Schritt brachte uns dem Institut näher – das spürte ich. Endlich würden wir die Antworten auf unsere Fragen erhalten – und vielleicht den schlimmsten Kampf unseres Lebens austragen. Aber unsere Neugier übte einen unwiderstehlichen Zwang aus: Wer waren wir? Wie hatten sie uns von unseren Eltern fortgeschafft? Wer hatte uns die Vogel-DNA eingepflanzt und warum? Vor der Elternfrage scheute ich zurück. Ich war nicht sicher, ob ich es ertragen konnte, die
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