Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1
Welt zerstören , sagte die Stimme. Denk darüber nach!
116 »Schaut mal, wer hier am Strand ist.«
Eine tiefe weiche Stimme, voller Bosheit, weckte mich in der Nacht aus dem Schlaf. Mein Körper verspannte sich wie ein Langbogen. Ich wollte aufspringen, aber ein großer Fuß in einem Stiefel presste mich nieder.
Ari. Immer Ari.
In der nächsten Sekunde waren Fang und Iggy wach. Ich streckte die freie Hand aus und weckte Nudge.
Ein Adrenalinstoß schoss durch meine Adern und verknotete die Muskeln. Angel wachte auf und legte einen Senkrechtstart ohne Anlauf hin. Sie presste Celestine an sich und schwebte ungefähr sieben Meter über uns. Ich sah, wie sie umherblickte, sah, wie sich auf ihrem Gesichtchen blankes Entsetzen abzeichnete.
Auch ich blickte umher.
Und mir stockte der Atem.
Wir waren von Erasern umzingelt, mehr Erasern als ich je zuvor gesehen hatte. Buchtstäblich Hunderte und Aberhunderte. Ich konnte es nicht fassen, dass sie derartige Mengen dieser widerlichen Wesen gezüchtet hatten.
Ari beugte sich herunter und flüsterte: »Du bist so hübsch, wenn du schläfst – und wenn dein Mund zu ist. Aber wie schade, dass du deine Haare abgeschnitten hast.«
»Wenn ich deine Meinung hören will, frage ich dich«, fuhr ich ihn an und wehrte mich gegen seinen Stiefel.
Er lachte, bückte sich und strich mir mit einer Klaue übers Gesicht. »Ich mag die Temperamentvollen.«
»Weg von ihr!« Fang stürzte sich auf Ari und überraschte ihn. Ari wog locker hundert Pfund mehr als Fang, aber Fang war wütend und blutrünstig. In diesem Zustand war er wirklich zum Fürchten.
Iggy und ich wollten ihm helfen, aber Eraser packten uns sofort.
»Nudge, Gasman!«, schrie ich. »Jetzt!«
Ohne Fragen zu stellen, sprangen die beiden hoch und flogen zu Angel hinauf. Eraser griffen nach ihren Beinen, aber die beiden waren schneller. Ich war so stolz, besonders, als Nudge wütend die Zähne zeigte.
Ich wehrte mich mit Händen und Füßen, aber drei Eraser hielten mich fest. »Fang!«, schrie ich, aber er war außer Hörweite und in den Kampf mit Ari verstrickt. Dieser fuhr Fang mit seinen Klauen übers Gesicht und hinterließ parallele rote Linien.
Wir sechs sind übermenschlich stark, aber wir haben nicht die schiere Muskelmasse eines ausgewachsenen Erasers. Fang war total unterlegen, trotzdem gelang es ihm, Ari das Schlüsselbein zu brechen.
Ari schrie und fletschte die Zähne. Dann holte er aus und versetzte Fang einen Faustschlag gegen den Kopf. Sein Kopf flog seitwärts. Er schloss die Augen und stürzte wie eine bleierne Ente zu Boden.
Ari packte Fangs Kopf und schlug ihn gegen einen Stein. Und dann noch mal.
»Lass ihn in Ruhe! Hör auf! Bitte , hör auf!«, schrie ich. Rote Nebel der Wut waberten vor meinen Augen. Ich wehrte mich gegen die Eraser, die mich festhielten. Dem einen trat ich kräftig gegen den Spann. Er fluchte und verdrehte mir den Arm, bis mir die Tränen über die Wangen liefen.
Fang öffnete die Augen einen Spalt. Als er Ari über sich sah, nahm er Sand und warf ihn in Aris Gesicht. Dann kam Fang auf die Beine und trat Ari mit aller Kraft gegen die Brust. Ari taumelte zurück und hustete. Dann erholte er sich schnell und rammte Fang einen Ellbogen gegen den Mund. Blut spritzte aus Fangs Mund, und er ging wieder zu Boden.
Ich weinte und konnte nicht mehr sprechen, weil ein Eraser seine haarige Pranke über meinen Mund gelegt hatte.
Dann beugte sich Ari über Fang. Er hatte das Maul offen. Die scharfen Fänge waren bereit, Fang die Kehle zu zerfetzen. »Hast du genug vom Leben?«, stieß er hervor.
O Gott, o Gott, o Gott! Nicht Fang, nicht Fang, nicht Fang –
»Ari!«
Meine Augen wurden groß. Diese Stimme kannte ich nur allzu gut.
Jeb. Mein Adoptivvater. Jetzt mein schlimmster Feind.
117 Kochend vor Wut sah ich, wie Jeb Batchelder locker durch die Menge der Eraser schritt und sie teilte, als sei er Moses und sie das Rote Meer. Es war bizarr, ihn so zu sehen – ich war so daran gewöhnt, ihn zu betrauern, nicht, ihn abgrundtief zu verachten.
Ari hielt inne. Sein stinkendes Maul war direkt über Fangs Hals. Fang war bewusstlos, atmete aber noch.
»Ari!«, sagte Jeb noch mal. »Du hast deine Befehle.«
Jeb kam auf mich zu, dabei behielt er Ari im Auge. Nach endlosen Sekunden zog sich Ari langsam, ganz langsam von Fang zurück. Dieser lag widernatürlich zusammengekrümmt im Sand.
Jeb blieb vor mir stehen.
Er hatte mir das Leben mehr als ein Mal gerettet. Er hatte unser aller
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