Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1
Leben gerettet. Er hatte mir beigebracht zu lesen, wie man Rühreier macht, wie man Autos kurzschließt. Früher hatte ich an ihm gehangen, als sei er der Atem in meiner Lunge. Er war meine einzige Konstante, meine einzige Gewissheit.
»Begreifst du es jetzt, Max?«, fragte er freundlich. »Siehst du die unglaubliche Schönheit des Spiels? Kein Kind, kein Erwachsener, niemand hat je erfahren, was du empfindest. Verstehst du jetzt, weshalb all das notwendig ist?«
Der Eraser, der mich festhielt, nahm seine Hand von meinem Mund, damit ich sprechen konnte. Sofort räusperte ich mich und spuckte aus. Dabei traf ich Jebs Schuh.
»Nein«, sagte ich ruhig, obwohl ich im Inneren schrie und zu Fang laufen wollte. »Ich begreife es nicht. Ich werde es nie verstehen. Ich will raus aus alldem.«
Sein herzzerreißend vertrautes Gesicht verzog sich, als würde er gleich die Geduld mit mir verlieren. »Aber ich habe dir doch gesagt, dass du die Welt retten wirst«, sagte er. »Das ist der Zweck deiner Existenz. Glaubst du, ein normales, nicht trainiertes vierzehnjähriges Mädchen könnte das schaffen? Nein. Du musst die Beste sein, die Stärkste, die Klügste. Du musst absolute Spitze sein. Maximum. «
Ich gähnte und verdrehte die Augen, weil ich wusste, dass er das hasste. Jeb biss vor Ärger die Zähne zusammen. »Versage ja nicht«, sagte er dann mit harter Stimme. »In New York hast du dich okay gehalten, aber du hast auch ernste, ziemlich blöde Fehler gemacht. Fehler schaden dir. Triff bessere Entscheidungen.«
»Du bist nicht mehr mein Dad, Jeb«, sagte ich und versuchte so hasserfüllt wie möglich zu klingen. »Du bist nicht für mich verantwortlich. Ich tu, was ich will. Ich habe mir selbst den Namen gegeben: Maximum Ride.«
»Ich werde immer für dich verantwortlich sein«, erklärte er barsch. »Wenn du glaubst, dass du tatsächlich selbst dein Leben bestimmst, dann bist du offenbar nicht so intelligent, wie ich geglaubt habe.«
»Entscheide dich«, fuhr ich ihn an. »Entweder bin ich die Größte oder nicht. Na, was jetzt?«
Er gab mit der Hand ein Zeichen, und die Eraser ließen mich und Iggy los. Ari drehte sich um, grinste gemein und blies mir eine Kusshand zu.
Ich spuckte nach ihm. »Daddy liebt mich immer noch am meisten!«, zischte ich. Er lief dunkelrot an.
Er ging mit geballten Fäusten schnell einen Schritt in meine Richtung, aber die anderen Eraser stießen ihn unsanft zurück. Sie schoben ihn zu einem der großen Felsen am Ende unseres Strandes. Jeb war bei ihnen. Nein, er war einer von ihnen.
118 Meine Schulter brannte wie die Hölle, als ich zum Strand hinunterlief. Zuvor hatte ich Fang abgetastet, ob er sich den Hals gebrochen hatte. Dann drehte ich ihn behutsam um. Blut tropfte aus seinem Mund.
»Fang, du musst aufwachen«, flüsterte ich.
Die anderen liefen zu uns. »Er sieht echt übel aus«, sagte der Gasman. »Er sollte zum Arzt.«
Nichts schien gebrochen zu sein – außer vielleicht der Nase –, aber er war immer noch ohne Bewusstsein. Ich legte seinen Kopf in meinen Schoß und tupfte mit meinem Sweatshirt die Blutstreifen von seinem Gesicht.
»Wir könnten ihn tragen, du und ich«, sagte Iggy. Seine langen, schmalen Finger glitten über Fang und ertasteten jede Beule und das Blut.
»Und wohin?«, fragte ich. Ich hörte die Bitterkeit in meiner Stimme. »Wir können ihn ja nicht einfach so ins Krankenhaus bringen.«
»Kein Krankenhaus«, murmelte Fang, immer noch mit geschlossenen Augen.
Mann, war ich erleichtert!
»Fang!«, sagte ich. »Wie schlimm ist es?«
»Ssiemlich ssslimm!«, antwortete er undeutlich. Dann stöhnte er, als er versuchte, sich auf die Seite zu legen.
»Nicht bewegen!«, befahl ich ihm, aber er drehte den Kopf und spuckte Blut in den Sand. Dann hob er die Hand und spuckte etwas hinein. Erst danach öffnete er die Augen.
»Zahn«, erklärte er. »Fühl mich echt scheiße.« Dann berührte er die Beulen am Hinterkopf.
Ich versuchte zu lächeln. »Du siehst aus wie eine Miezekatze«, meinte ich und malte Schnurrhaare auf meinem Gesicht, um ihm zu zeigen, wo Aris Klauen ihn verletzt hatten. Er blickte mich sauer an.
»Fang, ich bin ja nur froh, dass du lebst!«, sagte ich, dann versagte mir fast die Stimme. »Wenn du lebst, bist du auch bald wieder okay.«
Ohne Warnung beugte ich mich zu ihm hinunter und küsste ihn auf den Mund. Einfach so.
»Aua«, sagte er und berührte seine geplatzte Lippe. Dann starrten wir uns beide schockiert an.
Ich wurde
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