Das Experiment
nicht ersetzen sollte, dann würde er sich beim nächsten Mal keine Vorwürfe machen müssen.
Er nahm den Topf mit dem Efeu und trug ihn in die Küche, um ihn in der Spüle zu wässern, auch wenn er vermutete, dass es dafür bereits etwas zu spät war.
Er zog an einem der schlaffen Blätter, das sofort abriss. „Tut mir Leid, Kumpel, ich bin wohl für so was nicht der Richtige.“
Einige Zeit später kehrte er wieder in die Küche zurück, sah in den Kühlschrank und rümpfte sofort angewidert die Nase. Was auch immer er zuletzt in Klarsichtfolie verpackt haben mochte, es war mittlerweile zu etwas Grünem, Schleimigem geworden. Mit spitzen Fingern warf er das Etwas in den Mülleimer und schlug die Kühlschranktür zu.
Er sah sich um und stellte fest, dass alles verstaubt war und die Wohnung leer wirkte. Er seufzte. Dies war einer von den Augenblicken, in denen er sich wünschte, jemand würde ihn begrüßen, wenn er nach Hause kam. Er musste an seine letzte Beziehung denken und gelangte zu der Ansicht, dass vertrocknete Pflanzen und verstaubte Möbel doch nicht so schlimm waren. Außerdem musste er vor Montag nicht im Büro erscheinen, womit er Zeit genug hatte, um Ordnung zu schaffen.
Zufrieden darüber, dass er alle seine Probleme gut unter Kontrolle hatte, griff er nach dem Telefon. Für heute Abend würde er eine Pizza bestellen, morgen sollte jemand vorbeikommen und das Apartment auf Vordermann bringen. Außerdem würde er Lebensmittel einkaufen und seine Kleidung in die Reinigung bringen. Vielleicht konnte er heute Abend noch seinen Bruder anrufen, den er seit Monaten nicht mehr gesprochen hatte. Und er durfte nicht vergessen, im Pflegeheim anzurufen und sich nach der Verfassung seiner Mutter zu erkundigen. Er fehlte ihr nicht, aber ihm fehlte der Mensch, der sie einmal gewesen war, bevor sie an Alzheimer erkrankt war. Was er im Moment in seinem Leben dringend nötig hatte, war weniger Chaos, aber ganz bestimmt keine Freundin, die alles nur noch komplizierter machen würde.
Nachdem er geduscht und gegessen hatte, widmete er sich seiner Post. Rechnungen waren zu bezahlen, und zwar besser heute als morgen. Er setzte sich auf das Sofa und nahm sich die Post vor, um sie zu sortieren. Die Rechnungen landeten links, die Zeitungen vor seinen Füßen, Persönliches rechts von ihm, und die Werbung wanderte in den Mülleimer.
Als er gut die Hälfte vorsortiert hatte, fiel ihm ein Umschlag von FedEx auf. Er sah auf den Absender und musste lächeln. Er war von Georgia. Fast im gleichen Moment korrigierte er sich, da sie nun Schwester Mary Teresa war, auch wenn sie für ihn immer Tommy Dudleys kleine Schwester Georgia bleiben würde.
Er legte die übrigen Briefe zur Seite und öffnete den Umschlag. Einige kopierte Zeitungsartikel fielen ihm entgegen, dazu ein handgeschriebener Brief von Georgia, den er rasch las.
Fast augenblicklich verschwand das Lächeln von seinen Lippen. Er setzte sich ruckartig aufrecht hin und las ihre Bemerkungen noch einmal, ehe er sich mit den Kopien befasste, auf denen sie die wichtigsten Stellen bereits markiert hatte.
„Zum Teufel“, murmelte er und sah noch einmal auf den Brief. Beim letzten Satz stockte ihm der Atem.
Sully, hilf mir bitte. Ginny oder ich könnten die Nächste sein.
Er sprang auf und eilte ins Schlafzimmer. Sein Adressbuch lag noch immer auf der Kommode, auf die er es in der letzten Woche geworfen hatte. Während er nach der Telefonnummer des Sacred Heart Convent suchte, verspürte er ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Sicherlich würde Georgia seinen Anruf entgegennehmen und dann darüber lachen, dass er zu schnell die falschen Schlussfolgerungen gezogen hatte. Ganz sicher. Wenn er erst einmal ihre Stimme hören würde, dann …
„Sacred Heart Convent, was kann ich für Sie tun?“ fragte eine Frauenstimme und unterbrach seinen Gedankengang.
„Ich muss mit Georgia … ich meine, mit Schwester Mary Teresa reden“, stammelte er.
Die Frau am anderen Ende schnappte nach Luft, dann sagte sie: „Einen Augenblick.“
Aus dem Hintergrund hörte er jemanden tuscheln, und als sich eine andere weibliche Stimme meldete, wusste er, dass etwas nicht in Ordnung war.
„Mutter Oberin hier. Wer spricht da, bitte?“
„Mein Name ist Sullivan Dean, ich bin ein Freund der Familie von Schwester Mary Teresa. Ich muss sie dringend sprechen.“
„Tut mir Leid, aber …“
„Bitte“, drängte Sully. „Es ist sehr wichtig.“
Die Frau seufzte, und als sie
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