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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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unmöglich. Georgia konnte nicht schwimmen. Sie hatte Angst vor Wasser. Sie wäre niemals so nahe herangegangen, dass sie hätte ertrinken können!“
    Die Mutter Oberin dachte zurück an das Gespräch mit dem FBI-Agenten, der zuvor angerufen und behauptet hatte, jemand habe Schwester Mary umgebracht. Konnte das wirklich sein?
    „Leider ist es wahr; sie ertrank im Fluss“, sagte sie schließlich.
    „Das glaube ich nicht“, erwiderte Ginny mit bebender Stimme. „War jemand bei ihr? Sie muss ins Wasser gestoßen worden sein!“
    „Oh mein Gott! Sie wissen gar nicht, was Sie da reden! Pater Joseph hat es selbst gesehen. Er hat ihr zugerufen, sie solle zurückgehen, aber sie schien gar nicht zu wissen, dass er in Sichtweite war.“
    Ginny spürte, wie sich ihre Kehle zusammenschnürte.
    „Was hat er gesehen?“
    „Nun … dass sie gesprungen ist. Direkt in den Fluss, der Hochwasser führte. Niemand konnte sie noch retten. Jetzt können wir nur noch dafür beten, dass ihre Seele nicht verloren ist.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Sie hat sich das Leben genommen, meine Liebe. Selbsttötung wird von der Kirche nicht gutgeheißen. Ich fürchte, ihre Seele ist für Gott verloren.“
    Es war zehn nach elf, als Ginny wieder in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen, und das auch nur, weil das Telefon klingelte. Sie stand mit verheulten Augen auf und ging zum Telefon. Ihre Hand lag auf dem Hörer, als ihr der Satz aus Georgias Brief in Erinnerung kam.
    Geh nicht ans Telefon, es sei denn, du weißt mit völliger Sicherheit, wer anruft.
    Voller Panik riss sie den Telefonstecker aus der Dose und begann zu zittern. Das war Wahnsinn! Was hatte Georgia bloß gemeint? Es gab zu viele ungeklärte Fragen. Sie musste mit jemandem reden, aber mit wem?
    Harry Redford kam ihr als Erster in den Sinn. Er war nicht nur ihr Boss, sondern auch der Mann, der unter dem größten Druck stets so gelassen blieb, wie sie es bei niemandem sonst beobachtet hatte. Sie stolperte ins Badezimmer und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, bis sie sich einigermaßen unter Kontrolle hatte. Einige Minuten später verließ sie die Wohnung. Ja, am besten wandte sie sich an Harry, er würde schon wissen, was zu tun war.
    Harry Redford sah Ginny Shapiro ins Gesicht und hielt die sarkastische Bemerkung zurück, die ihm auf der Zunge lag. Er stand auf, drückte sie sanft in einen Sessel und schloss die Tür zu seinem Büro.
    „Was?“
    Ginny sah ihn an und suchte Zuflucht in der Vertrautheit seines zerfurchten Gesichts, dann reichte sie ihm den Umschlag, den Georgia ihr geschickt hatte.
    „Was soll das alles bedeuten?“ brummte er, als er die Papiere auf seinem Schreibtisch ausbreitete.
    „Ich weiß es nicht“, sagte Ginny und begann erneut zu weinen. „Harry, ich habe entsetzliche Angst.“
    Harry las zuerst den Brief, dann überflog er die kopierten Zeitungsausschnitte. Schließlich sah er auf, den Brief von Schwester Mary Teresa noch immer in der Hand.
    „Und was sagt deine Freundin dazu, diese … Schwester Mary Teresa?“
    Wieder kamen Ginny die Tränen.
    Harry stöhnte leise auf und reichte ihr eine Box Kosmetiktücher.
    „Hier, nimm schon“, murmelte er. „Schnäuz dir die Nase und dann erzähl mir, was los ist. Du
hast
doch mit ihr gesprochen, oder?“
    „Sie ist tot.“
    Harry beugte sich ungläubig vor. „Seit wann?“
    „Den genauen Zeitpunkt habe ich nicht erfahren, aber es ist geschehen, kurz nachdem sie mir das geschickt hat.“ Ginny atmete bebend ein. „Harry … ich habe Angst.“
    „Das kann ich gut verstehen.“ Er runzelte die Stirn, dann fuhr er sich durch sein dichtes angegrautes Haar. „Erzähl mir von diesen Frauen. Was genau war das für eine Verbindung zwischen euch?“
    „Wir waren alle in derselben Privatschule nördlich von New York. Dort bin ich ja aufgewachsen.“
    „Gut, ihr wart also in derselben Klasse.“
    „Nicht nur das, wir waren auch noch in einer speziellen Klasse.“
    „Was für eine Klasse war das?“
    Ginny wischte ihre Augen trocken. „Als wir sechs Jahre alt waren, erhielten wir speziellen Unterricht. Für besonders Begabte, wie es damals hieß. Wir waren sieben Schülerinnen.“ Sie deutete auf die Liste der Namen in Georgias Brief. „Abgesehen von mir sind sie alle tot, und sie sind innerhalb der letzten Monate gestorben.“
    Harry wurde bleich. „Verdammt“, murmelte er. Er sah wieder auf den Brief. „Wer ist Sullivan Dean?“
    „Ich weiß nicht. Das wollte ich Georgia …

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