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Das fahle Pferd

Das fahle Pferd

Titel: Das fahle Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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deponiert, sodass sie also auch kein passendes Objekt für einen Diebstahl sein konnte.«
    »Gibt es noch andere Hesketh-Dubois? Söhne vielleicht?«
    »Ich sagte schon, sie hatte keine Kinder. Sie hatte wohl einen Neffen und eine Nichte, aber die tragen nicht den gleichen Namen. Ihr Mann war einziges Kind.«
    Corrigan dankte mir und versicherte, ich habe ihm sehr geholfen. Er blickte auf seine Uhr und bemerkte vergnügt, er müsse jetzt gehen, um jemandem den Bauch aufzuschlitzen. Damit trennten wir uns.
    Nachdenklich ging ich nachhause. Es war mir aber unmöglich, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, und schließlich rief ich, einem plötzlichen Impuls folgend, David Ardingly an.
    »David? Hier ist Mark. Ich möchte Sie um eine kleine Auskunft bitten. Wie heißt diese Poppy, die gestern Abend mit Ihnen war, mit vollem Namen?«
    »Wollen Sie mir das Mädchen ausspannen?« David amüsierte sich bei diesem Gedanken und ich ging darauf ein.
    »Ach, Ihre Auswahl an jungen Freundinnen ist so groß, dass Sie ruhig auf eine verzichten können, mein Lieber!«
    »Aber Sie haben doch selbst schon schwer zu tragen… ich dachte immer, die Sache mit Hermia sei ernsthaft.«
    Ernsthaft – wie genau dieses Wort mein Verhältnis zu Hermia charakterisierte. Merkwürdig, dass mir das noch nie aufgefallen war. Bisher war es mir immer als selbstverständlich erschienen, dass Hermia und ich eines Tages heiraten würden. Ich mochte sie recht gern und wir hatten so viel Gemeinsames…
    Aus einem unerklärlichen Grund musste ich plötzlich laut gähnen, als ich mir die Zukunft vorstellte. Hermia und ich würden uns ernsthafte Vorstellungen im Theater ansehen – wir würden über Kunst, über Musik sprechen… Kein Zweifel, Hermia war eine ideale Gefährtin dafür.
    »Aber nicht viel Vergnügen dabei«, sagte mir eine innere Stimme. Ich war entsetzt über mich.
    »Hallo, schlafen Sie eigentlich?«, rief David.
    »Nicht im Geringsten«, gab ich zurück. »Um die Wahrheit zu sagen: Ich fand Ihre Freundin Poppy sehr erfrischend.«
    »Stimmt! Aber sie darf nur in kleinen Dosen genossen werden, sonst… na ja. Ihr richtiger Name ist Pamela Stirling und sie arbeitet in einem jener höchst feudalen Blumengeschäfte in Mayfair. Sie kennen die Sorte: drei tote Zweige, eine Tulpe mit zurückgeschlagenen Blütenblättern und ein geflecktes Lorbeerblatt. Kostenpunkt: drei Pfund.«
    Er gab mir die Adresse des Geschäftes.
    »Führen Sie Poppy aus und amüsieren Sie sich gut dabei«, meinte er betont onkelhaft. »Sie ist die richtige Erholung nach des Tages Müh und Plage. Das Mädchen weiß nichts, kennt nichts; eine vollkommen hohle Nuss. Sie wird alles glauben, was Sie ihr erzählen. Nebenbei: Sie ist sehr tugendhaft, also wiegen Sie sich nicht in falschen Hoffnungen!«
    Er lachte und legte den Hörer auf.

11
     
    E twas beklommen öffnete ich die Tür zu dem großen Blumengeschäft. Der durchdringende Gardenienduft nahm mir fast den Atem. Die Verkäuferinnen in ihren hellgrünen Kitteln verwirrten mich, denn sie sahen alle aus wie Poppy.
    Doch endlich entdeckte ich sie; sie war eben dabei, eine Adresse zu notieren, und ließ sich vom Kunden die Straße buchstabieren. Es schien ein schwieriges Geschäft für sie zu sein. Dann hatte sie noch einige Mühe, das Wechselgeld auf fünf Pfund richtig herauszugeben. Als sie schließlich frei war, trat ich auf sie zu.
    »Sie erinnern sich an mich? Wir haben uns im ›Fantasia‹ getroffen – mit David Ardingly«, begann ich.
    »O ja«, gab sie zurück, doch ihre Augen glitten unsicher über mein Gesicht.
    »Ich wollte Sie etwas fragen…« Plötzlich fühlte ich Zweifel in mir aufsteigen. »Aber vielleicht wäre es besser, wenn ich ein paar Blumen kaufte?«
    Wie ein Automat, bei dem man auf den richtigen Knopf gedrückt hatte, sagte sie sofort: »Wir haben sehr schöne Rosen, heute frisch bekommen.«
    Überall standen Rosen herum. »Vielleicht von diesen gelben? Wie teuer sind sie?«
    »Sie sind wirklich sehr preiswert – nur fünf Shilling das Stück.«
    Ich schluckte, doch dann verlangte ich sechs Stück.
    »Und vielleicht ein paar von diesen sehr, sehr hübschen Blättern dazu?«, schlug sie vor.
    Ich schaute mir zweifelnd die sehr, sehr hübschen Blätter an, die bereits am Verwelken waren. Statt ihrer wählte ich einige Asparaguszweige, was mich sofort in Poppys Achtung sinken ließ.
    »Ja, ich wollte Sie etwas fragen«, kam ich auf mein Anliegen zurück, während sie reichlich ungeschickt die

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