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Das fahle Pferd

Das fahle Pferd

Titel: Das fahle Pferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sie tun, was wir verlangen.«
    »Würde denn Bournemouth genügen?«
    »Vollkommen. Steigen Sie dort in einem Hotel ab, schließen Sie ein paar Bekanntschaften, lassen Sie sich oft in Begleitung sehen. Sie verstehen: Ein einwandfreier Lebenswandel, das ist es, was von Ihnen gefordert wird.«
    Wiederum musste ich seine schlaffe Hand schütteln.

28
     
    » W illst du wirklich zu einer Séance ins ›fahle Pferd‹ gehen?«, erkundigte sich Rhoda.
    »Weshalb denn nicht?«
    »Ich hätte nie gedacht, dass du dich für so etwas interessieren könntest, Mark.«
    »Das tue ich auch nicht eigentlich«, erklärte ich ehrlich. »Aber diese drei Frauen sind ein so seltsames Gespann, dass sie meine Neugier erweckt haben.«
    Es war gar nicht einfach, so leichthin darüber zu sprechen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Hugh Despard mich forschend betrachtete. Er war ein kluger Mann und hatte selbst ein abenteuerliches Leben geführt – einer jener Menschen, die eine Art sechsten Sinn für Gefahr haben. Ich bin fest davon überzeugt, er spürte auch jetzt eine solche Gefahr. Keinesfalls glaubte er an meine bloße Neugier. Er war sich zweifellos klar darüber, dass ich einen bestimmten Zweck verfolgte.
    Kurz darauf begegneten wir zufälligerweise Thyrza Grey im Dorf.
    »Hallo, Mr Easterbrook, wir erwarten Sie also heute Abend. Hoffentlich können wir Ihnen eine gute Vorstellung bieten. Sybil ist ein wundervolles Medium, aber man weiß nie im Voraus, welche Resultate sich ergeben. Erwarten Sie also nicht allzu viel. Aber um eines bitte ich Sie: Halten Sie die Augen offen. Ein ehrlicher Fragesteller ist uns jederzeit willkommen, aber bloßer Spott ist sehr unangebracht.«
    »Ich wäre sehr gern mitgekommen«, meinte Rhoda. »Aber mein Mann ist so voreingenommen solchen Dingen gegenüber. Sie kennen ihn ja.«
    »Ich hätte es auch gar nicht gestattet«, fiel Thyrza rasch ein. »Ein Außenstehender ist völlig ausreichend.«
    Sie wandte sich wieder mir zu.
    »Haben Sie Lust, vorher eine Kleinigkeit mit uns zu essen? Wir essen nie viel vor einer Séance. Um sieben Uhr also? Gut, wir werden Sie erwarten.«
    Sie nickte lächelnd und entfernte sich gleichgültig. Ich starrte ihr nach und war so vertieft in meine Gedanken, dass ich völlig überhörte, was Rhoda sagte.
    »Verzeih – was sagtest du eben?«
    »Du bist so merkwürdig, seit du zurückgekommen bist, Mark. Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
    »Mir fehlt gar nichts, Rhoda; was sollte denn sein?«
    »Kommst du mit deinem Buch nicht weiter?«
    »Mein Buch?« Im Moment begriff ich gar nicht, worüber sie sprach. »Oh – das Buch! Nein, das macht ganz gute Fortschritte.«
    »Ich glaube, du bist verliebt«, erklärte Rhoda vorwurfsvoll. »Ja, so muss es sein. Liebe hat immer einen schlechten Einfluss auf Männer; sie verwirrt ihren Geist vollkommen. Frauen sind da ganz anders – sie schweben im siebten Himmel und sehen strahlend aus, schöner denn je. Eigentlich komisch, nicht wahr, dass das gleiche Gefühl den Frauen so gut steht, die Männer jedoch zu Schafsköpfen macht?«
    »Besten Dank!«, knurrte ich.
    »Oh, sei mir nicht böse, Mark. Ich bin wirklich froh für dich. Sie ist ja auch sehr nett.«
    »Wer ist nett?«
    »Nun, Hermia natürlich. Ich habe es seit Jahren kommen sehen und sie ist unbedingt die richtige Frau für dich; sie sieht gut aus und ist sehr gescheit – absolut passend.«
    »Das ist so ungefähr das Boshafteste, was du über einen Menschen sagen kannst.« Ich war sehr ärgerlich.
    Rhoda blickte mich an. »Zugegeben«, äußerte sie kurz.
    Dann wandte sie sich ab mit der Bemerkung, sie müsse noch zum Fleischer. Ich erklärte, ich werde einen kurzen Besuch in der Pfarrei machen.
    »Aber nicht, um uns von der Kanzel verkünden zu lassen«, fügte ich höhnisch hinzu.

29
     
    E s war wie ein Nachhausekommen, als ich die Pfarrei betrat. Die Haustür war einladend geöffnet und ich fühlte eine schwere Last von meinen Schultern gleiten.
    Mrs Dane Calthrop kam durch die Hintertür in die Halle; aus unerfindlichen Gründen schleppte sie einen riesigen hellgrünen Plastikkübel.
    »Hallo, Sie sind es!«, rief sie freundlich. »Dacht ich’s mir doch.«
    Ohne eine weitere Bemerkung reichte sie mir den Kübel. Ich hatte keine Ahnung, was ich damit tun sollte, und stand wie angewurzelt da.
    »Auf die Stufen vor der Tür«, erklärte sie ungeduldig, als ob das selbstverständlich wäre.
    Ich gehorchte. Dann folgte ich ihr in das gleiche dunkle Wohnzimmer, in dem wir

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