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Das Falsche in mir

Das Falsche in mir

Titel: Das Falsche in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Bernuth
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Laden verschwinden.
    Ich hasse es, dass er mich immer allein lässt.
    Ich hasse es, allein mit mir und meinen Gedanken zu sein. Gleich darauf verachte ich mich aus tiefstem Herzen für dieses kindische und dumme Gefühl. Schließlich setze ich mich wieder an den Computer und tue etwas, das sich als furchtbarer Fehler erweisen könnte.
    Ich schreibe Silvia eine Nachricht, ob sie vielleicht auch Freitag im »Jensen« sei und wir uns dort sehen könnten. Ich sei mit ein paar Freunden da und würde mich sehr freuen.
    Der Plan ist natürlich, sie ins »Jensen« zu locken, von wo aus sie zum Club im Haager Weg gehen wird. Der Plan ist, dass sie dieses Vorhaben dann wieder über ihre von allen Freunden einsehbare Pinnwand ankündigt und damit den eventuellen Täter anlockt. Mein Finger schwebt über der Enter-Taste undbewegt sich wieder weg. Ich lösche die Nachricht gerade noch rechtzeitig.
    Ich erinnere mich an Freitagnacht vor dem Club. Nicht nur der Club, die ganze Gegend war voller Menschen. Niemand könnte dort einen Mord begehen. Nicht zu dieser Zeit. Nicht Freitagnacht.
    Nein, natürlich nicht Freitagnacht.
    Anne verschwand an einem Mittwoch. Leute in ihrem Alter machen nicht an einem beliebigen Mittwoch die Nacht durch, jedenfalls dann nicht, wenn sie am nächsten Tag einen langen Schultag vor sich haben. An einem Mittwoch dürfte das Areal also viel leerer sein.
    Ich sehe nach, an welchem Wochentag Karen verschwunden ist. An einem Donnerstag. Auch kein Tag, an dem man normalerweise lange ausgeht. Ich recherchiere die Öffnungszeiten des Clubs. Und tatsächlich: Mittwoch und Donnerstag hat er zwar geöffnet, aber nur bis zwei. Irgendwie muss Leander Kern Anne und Karen dazu gebracht haben, zum Club am Haager Weg zu gehen, obwohl an diesen beiden Tagen dort nicht besonders viel los ist, was beide Mädchen zweifellos gewusst haben.
    Wie hat er das geschafft? Waren die Mädchen in ihn verliebt?

4
    Um sechs Uhr morgens stehen sie vor Birgit Salfelds Tür für die zweite Hausdurchsuchung. Es schneit erneut, winzige, ergiebige Flocken, die liegen bleiben werden. In den kleinen Straßen liegt der Schnee mindestens zwanzig, dreißig Zentimeter hoch.
    Vereinzelt hört man das Dröhnen der Schneeräummaschinen, die die Hauptstraßen abfahren.
    Alle anderen Geräusche sind dumpf, wie in Watte gepackt.
    Sina haucht in die Luft, in den zarten Schleier der Flocken, die sich überall absetzen, in den Wimpern, in den Haaren, auf dem Flaum über den Lippen, wie ganz feiner Sand.
    »Wir werden die Mädchen erschrecken«, sagt sie.
    »Das können wir nicht ändern«, sagt Gronberg. Er trägt eine Skimütze und darüber die Kapuze eines Anoraks mit türkis-schwarzem Muster, dessen beste Zeit mindestens zwanzig Jahre zurückliegt. Wenn das Ding jemals eine beste Zeit hatte.
    Hinter Gronberg stehen drei Polizisten.
    »Wir haben den Computer der Salfelds«, sagt Sina.
    Sie haben den Computer von ihren Experten durchchecken lassen, ohne etwas zu finden. Aber das war keine große Überraschung, schließlich hat ihn das Ehepaar gemeinsam genutzt. Wenn auch selten, weil beide Computer an ihren Arbeitsstellen haben.
    So die Aussage Birgits. Sina nennt sie schon seit einiger Zeit im Stillen Birgit; unter anderen Umständen hätten sie befreundet sein können.
    Hat Ihr Mann ein internetfähiges Smartphone?
    Jeder hat das.
    Also ja.
    Ja.
    Hat er es dabei?
    Hier ist es jedenfalls nicht .
    Sie haben den Anbieter des Smartphones, die Telefonlisten. Außer mit seiner Familie und seinem Büro gab es keine Telefonate, keine SMS . Seinen Computer im Büro haben sie ebenfalls durchsucht. Nach dubiosen Webseiten, Kinderpornos, Gewalt.
    Nichts.
    Aber war das ein Wunder?
    Hat Ihr Mann noch ein weiteres Endgerät?
    Endgerät?
    Computer, Notebook, was immer! Sie wissen doch genau, was ich meine.
    Werden Sie nicht unverschämt.
    Und?
    Ich glaube nicht . Dabei hat sich ihr Gesicht verschlossen und Sina hat gewusst, dass sie jetzt nicht mehr mit Gronberg kooperieren würde. Aber Gronberg hat überhaupt nichts gemerkt.
    Sie glauben nicht oder Sie wissen es genau?
    Was genau?
    Ob er ein …
    Ich glaube nicht.
    Ihr Mann hat ein Arbeitszimmer …
    Ja, aber da war er doch kaum jemals drin. Da hat er nur Akten aufbewahrt.
    Akten?
    Ja, die, die Sie mit ins Revier genommen haben! Kriegen wir die vielleicht irgendwann zurück?
    Kommen wir zum …
    Wenn es etwas zu tun gab, hat er sich an den Computer imWohnzimmer gesetzt. Da haben wir unsere beiden

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