Das falsche Opfer
meinen persönlichen
Gebrauch. Es paßt gut zu Al, nicht wahr?«
»Al
Wheeler?« Wieder lag in ihrer Stimme dieser heisere, spöttische Unterton. »Sie
meinen, wir werden es uns recht gemütlich miteinander machen, Lieutenant, wie?
Ich würde an Ihrer Stelle den Glauben an Schinken mit Ei nicht so einfach ins
Reich der Phantasie hineinmanövrieren, Al.«
»Wieso
— tue ich das?« sagte ich, völlig erfolglos die beleidigte Unschuld spielend.
Eine
Viertelstunde später parkte ich den Healey vor ihrem Appartementhaus, das einst
bessere Tage gesehen und einen Haufen noch schlechtere vor sich hatte. Die
Gegend gehörte zu der Sorte, für die man Geld braucht, um dort zu wohnen, aber
auch wiederum nicht übermäßig viel; und wenn man auf einen grünen Zweig
gekommen war, so zog man schnellstens aus. Die Wohnung selbst lag im zweiten
Stock, der nur über die Treppe zu erreichen war. Und als wir eintraten, stellte
ich fest, daß das Mobiliar genau einer möblierten Wohnung entsprach — man hatte
die Möglichkeit, sich zu setzen und so weiter, aber die Atmosphäre war
eindeutig negativ. Irgendwie war ich enttäuscht, ich hatte mir von Angel etwas
Exotischeres erwartet, vielleicht ein Tigerfell oder so etwas.
»Ich
bezeichne das hier als mein Zuhause«, sagte sie freundlich, während sie die
Wohnungstür hinter sich schloß. »Es ist eine miese Bude, aber die Miete ist
annehmbar, und was kann ein armes, schwer arbeitendes Mädchen mehr verlangen?«
»Sie
— arbeiten?« fragte ich ungläubig.
»Klingt
das so seltsam?« Sie hob die Brauen. »Ich bin Fotomodell.«
»Ich
dachte immer, die wissen vor Geld nicht wohin — nichts als Dachgartenwohnungen
und Nerzmäntel.«
»Das
ist vielleicht in New York und Beverley Hills möglich«, sagte sie gleichmütig,
»aber nicht in Pine City, mein Freund. Ich gehöre zu
den Mannequins, die die Unaussprechlichen vorführen.«
»Unterwäsche?«
sagte ich, schnell begreifend.
»Büstenhalter,
Höschen, Korsagen, Slips — Sie haben es ausgesprochen.« Ihre Augen funkelten,
während sie eine graziöse Drehung vor mir beschrieb. »Ich habe nämlich die
richtige Figur dafür, Al. Oder ist Ihnen das noch nicht aufgefallen?«
»Es
ist mir aufgefallen«, sagte ich heiser.
»Es
gilt als nicht ganz seriös«, fuhr sie fort, »aber es zahlt sich aus.« Sie
kramte in ihrer Handtasche nach einem Päckchen Zigaretten, zog eine heraus und
zündete sie sich an. »Ich habe Wodka und Scotch. Was möchten Sie?«
»Scotch
auf Eis, ein bißchen Soda, danke«, sagte ich. »Soll ich die Drinks
zurechtmachen?«
»Großartig!«
sagte sie. »Ich trinke Wodka auf Eis.« Dann verschwand sie in die Küche und
kehrte ein paar Sekunden später mit Soda und Eis zurück.
Ich
füllte die Gläser, gab ihr ihren Wodka und ließ mich dann vorsichtig auf die
etwas nervös dreinblickende Couch nieder, die sicher nur deshalb durchhing,
weil sie einen Minderwertigkeitskomplex aus der Zeit übrigbehalten hatte, als
sie bei einem Psychoanalytiker Dienst getan hatte — das hoffte ich jedenfalls.
Angel setzte sich mir gegenüber in einen abgewetzten Sessel und betrachtete
mich mit einem bewußt ausdruckslosen Blick in ihren dunkelblauen Augen.
»Ich
bin überzeugt, daß Sie ein perfekter Gentleman sind, Al«, sagte sie leichthin,
»aber daß Sie mich aus Sally Kramers Klauen gerettet haben, war keine reine
Donquichotterie —. Stimmt’s? Ich wette, Sie dachten, das würde eine gute
Gelegenheit abgeben, mir einen Haufen Fragen zu stellen.«
»Vorübergehend
dachte ich, es wäre eine gute Gelegenheit«, sagte ich bedrückt. »Aber dann
haben Sie meine Phantasievorstellungen im Keim erstickt, und nun sind
vermutlich Fragen das einzige, was übriggeblieben ist.«
»Zusammen
mit Schinken und Ei«, sagte sie und lächelte. »Vielleicht sollten wir als erstes essen? Sie
können sich hier amüsieren und zu Tode trinken, während ich in der Küche
arbeite.«
In unwahrscheinlich kurzer Zeit
hatte sie den Schinken und die Eier zu einem Omelett von gewaltiger Größe
verarbeitet, das, sofern es kein Phantasiegebilde war, keiner Raketenabschußbasis bedurfte, um aus der Welt geschafft zu
werden. Als wir mit dem Essen fertig waren, füllte ich erneut unsere Gläser und
trug sie hoffnungsvoll in Richtung der Couch. Angel nahm mir ihr Glas geschickt
aus der Hand, während ich an ihrem Sessel vorüberging, und lächelte mich süß
an.
»Das war ein hübscher Versuch,
Herzblättchen«, sagte sie nachsichtig, »aber Sie
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