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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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uns alle drei an — wenn man in Betracht zieht, was wir
ihm gegenüber empfunden hatten. Ich konnte nicht einfach Mitch und Sam Forde in diesem Augenblick allein lassen.«
    »Nicht einmal um Ihrer Freundin
willen?« fragte ich. »Angel ist doch wohl Ihre Freundin, oder nicht?«
    »Ich denke, so könnte man sie
bezeichnen.«
    »Es störte Sie nicht, als sie
zugab, daß sie mitten in der Nacht mit Kramer zusammen im Schuppen gewesen
war?«
    Die Freundlichkeit war aus
seinem Gesicht gewichen, und die Höflichkeit würde ihr im nächsten Augenblick
folgen. »Angel ist ein erwachsener Mensch«, sagte er ausdruckslos. »Sie tut,
was sie will.«
    »Oder was Sie wollen — soweit
es Kramer betrifft?« bohrte ich.
    Sein Gesicht verdüsterte sich.
»Was, zum Teufel, wollen Sie damit sagen?«
    »Mich interessiert nur, wieso
ein Bursche in Ihrer Position sich als Kuppler für Kramer hergeben muß«, sagte
ich brutal. » Wieviel andere Mädchen haben Sie ihm vor
Angel verschafft?«
    Ich saß gespannt da, bereit, in
dem Augenblick aufzuspringen, da er Anstalten treffen würde, seine massige
Gestalt um den Schreibtisch herum auf mich zuzubewegen. Das hätte ich
verständlich gefunden, aber statt dessen verwirrte er mich nur noch mehr.
    »Sind Sie übergeschappt ?«
fragte er verdutzt, ohne auch nur einen Finger zu rühren.
    »Ich habe das unmittelbar von
Angel erfahren«, sagte ich kalt. »Sie haben sie vom ersten Augenblick an, als
Sie sie dorthin brachten, ermuntert, nett zu Kramer zu sein. Sie nimmt an, daß
Kramer irgend etwas verdammt Gravierendes über Sie
weiß, denn wenn Sie mit ihm zusammen sind, benehmen Sie sich nicht wie ein
Mann, sondern wie eine Maus.«
    Ein paar Sekunden lang blickte
er mich mit weit offenem Mund an, dann hoben sich plötzlich seine massiven
Schultern, als er in hilfloses Gelächter ausbrach.
    »Das alles hat Ihnen Angel
erzählt?« brachte er mühsam heraus. »Sie muß sich einen Spaß mit Ihnen erlaubt
haben, Lieutenant.«
    »Sie hat es todernst gemeint«,
knurrte ich.
    »Dann muß sie wohl nicht ganz
bei Trost gewesen sein.« Langsam ebbte das Gelächter bis auf ein gelegentliches
hysterisches Gegurgel ab. Er wischte sich die Augen
mit einem Taschentuch. »Das ist das Verrückteste, das ich je gehört habe«,
sagte er schließlich. »Mitch Kramer erpreßt mich dazu, seinen persönlichen
Mädchenhändler zu spielen! Ich habe genug Mühe, für mich selber Mädchen zu ergattern,
glauben Sie mir, um nicht auch noch für ihn auf Talentsuche gehen zu müssen.«
    Ich trank den Rest meines
Whiskys aus, ohne etwas zu schmecken — das Gefühl, heiße Asche im Mund zu
haben, nahm er mir jedenfalls nicht. MacGregor beobachtete mich mit beinahe mitleidigem Ausdruck in den Augen, und das kam
beinahe einer Beschimpfung gleich.
    »Sind Sie sicher, daß Angel Sie
nicht hineinlegen wollte, Lieutenant?« fragte er nüchtern. »Das ist wirklich
das Verrückteste, was ich je gehört habe! Sicher, Mitch hat vielleicht eine
Million mehr auf der Bank als ich, aber mit Spesen zusammen bringe ich es hier
auf rund fünfundzwanzigtausend im Jahr. Ich habe keine Verantwortlichkeiten
außer der, für mein eigenes Vergnügen zu sorgen — ich brauche keinen Cent von
Kramers Geld, Lieutenant. Ich bin hier in Pine City
geboren, und Sie können jede Menge Nachforschungen über mich anstellen, wenn
Sie wollen. Natürlich, Sie werden herausfinden, daß ich einen Haufen Dummheiten
begangen habe, angefangen von Rennen mit alten Wagen auf einer Bundesstraße bis
zu der Sache mit Ihnen gestern morgen — aber
irgendein schreckliches Geheimnis, das Mitch erlauben könnte, mich als Kuppler
für sich zu benutzen? Oh, Mann!« Er brach erneut in hysterisches Gelächter aus.
    Ich fand es hohe Zeit, wegzugehen
und mir irgendwo im geheimen die Wunden zu lecken. »Vielleicht haben Sie
recht«, sagte ich und stand auf. »Vielleicht hat mich Angel nur zum besten
gehabt.« Ich grinste ihn frostig an, und die Anstrengung brachte beinahe mein
gesamtes Nervensystem durcheinander. »Jedenfalls werde ich der Sache
nachgehen.«
    »Natürlich.« Er brachte es
unter großer Anstrengung fertig, sein Gesicht zu glätten. »Es hat mich gefreut,
Sie zu sehen. Schauen Sie doch herein, wann immer Sie wieder Zeit haben,
Lieutenant.«
    »Wenn ich das nächste Mal
wieder eine komische Geschichte auf Lager habe, werde ich es mir angelegen sein
lassen«, brummte ich. »Vielen Dank für den Whisky.«
    Beim Hinausgehen erblickte ich
seine Sekretärin, die mich hinter

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