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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zuvor, soweit ich weiß«, sagte er. »Mitch ist nicht der Typ, der sich an
jemandes Schulter ausweint. Aber, Mann — so wie Sally ihn immer hingehalten
hat, kann ich völlig begreifen, daß er sich um Angel bemüht hat!«
    »Das ist eben, was mich an der
>Alten-Kameraden<-Theorie verwirrt«, sagte ich. »Ich dachte, Angel wäre MacGregors Freundin.«
    »War sie auch — am Anfang«,
sagte er beiläufig. »Ich weiß nicht genau, was vorgefallen ist, aber bald
wußten alle, daß sie Stu nur noch als Aushängeschild
benutzte und daß die große Romanze ihres Lebens Mitch Kramer war.«
    »Ich kenne MacGregor erst seit gestern«, sagte ich, »aber ich habe mich weiß der Himmel in ihm
getäuscht. Das letzte, wofür ich ihn gehalten hätte, ist ein gleichmütiger Bursche,
der sich von jemandem sein Mädchen unter der Nase wegstehlen läßt, ohne auch
nur zu mucksen.«
    » Stu macht sich was aus Frauenzimmern, sicher«, Forde zuckte die Schultern. »Aber sie berühren ihn nicht weiter. Wenn also Angel sich
aus Mitch mehr als aus ihm machte, so scherte er sich wahrscheinlich nicht
weiter drum.«
    »Ich habe eine andere Version
gehört, Sam«, murmelte ich. »Nämlich, daß Kramer etwas über MacGregor weiß — etwas so Schlimmes, daß er veranlaßt ist, genau das zu tun, was ihm
befohlen wird — zum Beispiel Kramer ein neues Mädchen zu beschaffen, wenn er
eines möchte. Wenn Kramer MacGregors Mädchen möchte,
dann nimmt er es, und alles, was MacGregor zu tun
bleibt, ist gute Miene zum bösen Spiel zu machen.«
    Forde starrte mich ein paar Sekunden
lang mit anscheinend echtem Erstaunen an. »Das ist das Verrückteste, was ich je
gehört habe! Sie meinen, Mitch erpreßt Stu dazu, für
ihn zu kuppeln, indem er ihm droht, irgendein tiefes, düsteres Geheimnis zu
verraten, wenn Stu nicht tut, was er ihm befiehlt?«
    »So etwas Ähnliches«,
bestätigte ich.
    »Wer immer Ihnen das erzählt
hat, spinnt, Lieutenant!« Er tippte sich mit dem Finger gegen die Schläfe. »Der
spinnt, der hat nicht alle auf dem Kasten.«
    »Vielleicht haben Sie recht«,
pflichtete ich bei. »Wen würden Sie für den am meisten verdächtigen halten,
Sam?«
    Ein Ausdruck tiefen
Widerwillens trat auf sein Gesicht, während er streitlustig zu mir aufblickte.
»Was, zum Teufel, habe ich denn die ganze Zeit über anderes getan, als Ihnen
das klargemacht?« schnaubte er. »Diesen Kriecher von einem Rechtsanwalt! Er
will Sally Kramer haben, und er möchte Mitchs Zaster zwischen die Finger
kriegen — und beide will er gleich dringend!«
    »Aber Sie haben keinen Beweis
dafür, daß er es war?«
    »Würde ich sonst hier mit Ihnen
herumstehen und die Zeit mit Geschwätz vertrödeln, wenn ich einen hätte?« sagte
er verbittert.
    »Wahrscheinlich nicht«, gab ich
zu.
    »Ich weiß nicht, wie Sie etwas
so Offensichtliches übersehen können«, knurrte er. »Wenn Mitch tot ist, ist
Sally Witwe. Nicht? Dann braucht Irving nichts weiter zu tun, als sie und damit
Mitchs Geld nach einer dezenten Frist zu heiraten.«
    »Wissen Sie was, Sam?« fragte
ich ihn in feierlichem Ton. »Sie sind gar nicht so dumm, wie Sie aussehen.«
    »Vielen Dank!« Er grinste mir
mitten ins Gesicht. »Ich wollte, ich könnte von Ihnen dasselbe sagen,
Lieutenant!«
     
     
     

Siebentes Kapitel
     
    M acGregor hatte ein eindrucksvolles Büro
ganz für sich allein im obersten Stock des Geschäftsgebäudes der
Maschinenbaufirma. Seine Sekretärin kam den ganzen weiten Weg bis zum Empfangstisch
herunter, um mir den Weg zu zeigen, aber ihre Rückenansicht erweckte keinerlei
Sehnsüchte. Sie war wie ein Brett, und wenn sie keine Brille getragen hätte,
wäre es unmöglich gewesen, hinten und vorn zu unterscheiden. Ihre Brillengläser
waren blaßblau gefärbt — passend zu dem bekümmerten
Gesichtsausdruck, vermutete ich. Als wir schließlich bei dem richtigen Büro im
obersten Stock angekommen waren, öffnete sie mir die Tür und flüsterte, ich
solle gleich hineingehen, Mr. MacGregor erwarte mich.
Der Ton in ihrer Stimme bei Erwähnung seines Namens gab zutiefst Aufschluß über die mit ihrem Untergewicht zusammenhängenden
Probleme — offensichtlich war er der Kernpunkt ihrer Albträume, die sie nachts
von einem gesunden Schlaf abhielten.
    Wie ich schon sagte, war das
Büro eindrucksvoll, und irgendwie färbte diese Umgebung auf MacGregor selber ab. Vielleicht lag es am Unterschied zwischen einem dreckigen
Frotteehemd und einem Rohseideanzug . Als Angel mir
erzählt hatte, er

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