Das Feenorakel

sprechen.
    Gemeinsam packten sie ihre Reisetaschen und Alva war froh, dass sie letzten Endes anstelle einer Vielzahl von Klamotten einfach nur das gleiche Kleid mehrfach und dazu unterschiedliche Strumpfhosen, Strümpfe und andere Accessoires gekauft hatte. Zum Schluss packte sie noch eine Jeans dazu, zog sich ihre Jacke über und lief die steile Treppe des Busses hinunter. Draußen stand Alastair und rauchte. Er diskutierte mit dem Manager darüber, ob der Bus hier wirklich sicher war, und schien geneigt, auf den Ausflug zu verzichten.
    Die Diskussion wurde schnell hitzig. Alva hatte wenig Lust auf noch mehr Zank. Sie legte eine Hand auf Alastairs Arm. «Wir brauchen dich doch!» Ihre Stimme hatte einen besonders warmen Ton angenommen.
    Sofort unterbrachen die Männer ihren Streit und starten sie verwirrt an. Womöglich hatte sie ein bisschen zu viel des Sirenenzaubers verwendet, aber wenn es zum Guten war, warum nicht? Alva zuckte mit den Schultern. «Wir brauchen dich. Du und Stefan, ihr seid die Einzigen, die Erfahrung mit einem Festival haben.»
    Offensichtlich hatte sie die richtigen Worte gefunden. Der Tontechniker scharrte verlegen mit dem Fuß und nickte dann. «Also gut, ich komme mit.» Dann drehte er sich zu Jon um, der zufrieden feixte. «Aber wenn nachher irgendetwas mit meinem Bus ist, dann zahlst du mir den der Schaden, ist das klar?»
    Sanft sagte Alva: «Ich wäre auch nicht begeistert, wenn jemand in unserer Abwesenheit einbrechen und in unseren Sachen herumwühlen würde. Ich bin sicher, Erik hat nichts dagegen, wenn der Bus auf ein überwachtes Gelände gebracht wird.»
    «Ja, ja! Als würde ich nicht sowieso schon alles für euch tun.» Der Manager verdrehte die Augen und eilte davon.
    «Das habe ich genau gesehen!», rief Alva lachend hinter ihm her. «Und, wie war ich?»
    An Alastairs Stelle antwortete Chris: «So muss man mit den Kerlen umgehen!» Sie nahm Alastair die selbst gedrehte Zigarette aus der Hand, nahm einen Zug und hustete. «Lass dich bloß nicht erwischen! Das Zeug zieht einem ja glatt die Schuhe aus.» Damit hakte sie sich bei Alva unter. «Da drüben habe ich vorhin ein nettes Café entdeckt. Die Fairytales sind noch nicht fertig. Kommst du mit?»
    «Hast du Julen gesehen?» Alva sah sich suchend um.
    «Ihr habt gestritten, was war los?»
    Während sie die Straße entlanggingen, überlegte Alva, was sie antworten sollte. Schließlich entschied sie sich für eine Halbwahrheit. «Er scheint zu glauben, dass nur er weiß, was gut für mich ist. Aus irgendeinem Grund gefällt es ihm nicht, dass wir nach Avebury fahren.»
    «Es ist ein magischer Ort», sagte Chris.
    Überrascht fragte Alva nach, aber ihre Freundin flirtete anstelle einer Erklärung lieber mit dem Kellner des Cafés, der ihnen den bestellten Wein brachte, dazu eine Schale mit Knabbereien und auch sonst sehr aufmerksam war.
    Chris hatte eine Art mit Männern, um die Alva sie bewunderte. Es schien fast, als könne sie jeden um den Finger wickeln, wenn sie es darauf anlegte. Und das geschah ziemlich häufig. Ihr kam das Bild eines bunten Schmetterlings in den Sinn, der von Blüte zu Blüte flog, aber sich nie lange niederließ. Sie schnupperte, als ihr ein bekannter Duft in die Nase stieg, und plötzlich erkannte sie, dass es immer dann nach dieser einzigartigen Verbindung aus Honig und Jasmin roch, sobald Chris eine neue Blüte umflatterte.
    Du kannst deinesgleichen am Geruch ihrer Magie erkennen , raunte Nienibits Stimme in ihrer Erinnerung und Alva platzte heraus: «Du bist eine Fee!» Dem Kellner rutschte klappernd das Besteck vom Teller und am Nachbartisch blieben zwei Frauen stehen, die im Begriff gewesen waren, sich zu setzen. Sie sahen neugierig herüber und kicherten.
    «Still! Bist du verrückt geworden?» Chris hatte beide Hände auf die Tischkante gestemmt und sah sie vorwurfsvoll an. In ihren Augen glomm ein dermaßen andersweltliches Feuer, dass Alva sich fragte, ob sie eigentlich die ganze Zeit blind gewesen war.
    Mit schriller Stimme, die viel von ihrer momentanen Verwirrung verriet, bemühte sie sich um Deeskalation: «Das war ein Witz!» Gläser klirrten, ein Kind weinte und die Frauen vom Nachbartisch machten auf dem Absatz kehrt.
    «Super! Bei Gelegenheit musst du mir mal erklären, wie du es schaffst, mit einem Satz ein ganzes Restaurant zu leeren.» Chris warf ein paar Geldscheine auf den Tisch und zerrte sie auf die Beine. «Komm schon!»
    «Ich kann das in Ordnung bringen!» Alva schüttelte