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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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wenn sie unter Sterblichen aufgewachsen war. Ihre magischen Schutzschilde waren nach dem Schrecken praktisch nicht vorhanden und für ihn war es nicht zu überhören, dass sie darauf brannte, ihm etwas Wichtiges zu erzählen: Das Feenorakel hatte sich ihr offenbart, zumindest teilweise.
    Entgegen Alvas Annahme kannte er den Traum bereits. Sie hatten ihn gemeinsam geträumt. Wenn auch seine Version vermutlich etwas aufschlussreicher war. Warum, das blieb noch zu klären. Sie hatte gewiss nichts von dem verstanden, was der Frau am Ende von einem geheimnisvollen Boten zugeraunt worden war. Auf magischem Boden unter den Augen des Lichtgottes und seiner roten Schwester soll es sich entscheiden. Die Sprache war älter als die Zeit und selbst den meisten Dunkelelfen nicht bekannt. Anders Julen, er hatte sie in jungen Jahren von seiner Mutter gelernt. Möglicherweise ein wichtiger Hinweis darauf, dass er den Satz verstehen sollte .
    Heute war Lúnasa, das Fest eben dieses Gottes und der Mond hing wie ein orangefarbener Lampion tief über Avebury. Julen hatte kein gutes Gefühl. Seit der vergangenen Nacht versuchte er vergeblich, Kieran zu erreichen. Ein Orakel war zwar niemals zuverlässig, doch zumindest am Termin ließ es keinen Zweifel aufkommen. Heute würde irgendetwas passieren, das spürte er mit jeder Faser seines Körpers. Er hatte überlegt, ob er Alva einfach schnappen und irgendwo in Sicherheit bringen sollte, aber am Ende würde das Schicksal sie doch einholen. Also blieb er lieber da und versuchte, aus den wenigen Hinweisen schlau zu werden.
    Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, verlangte Alva wieder seine volle Aufmerksamkeit.
    «Schon so spät? Irgendwie habe ich die Zeit vergessen. Julen, es tut mir leid ...»
    Sie hatte recht. Inzwischen spielte eine Gruppe, die vor One More Thing ... auf dem Plan stand, und es wurde Zeit, dass sie sich auf ihren Auftritt vorbereitete. Über den Leichtsinn, ausgerechnet in der Nähe eines magischen Kreises zu musizieren und sich dabei selbst zu vergessen, würde er später noch mit ihr reden können. Nun aber war es das Klügste, sie dabei zu unterstützen, schnell ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden, damit ihr nachher, wenn sie auf der Bühne stand, kein weiterer Fehler unterlief. Auch die Menschen waren in solchen Nächten anfällig für magische Kräfte, und er wollte lieber nicht wissen, was die Feen von Avebury davon hielten, wenn eine Fremde auf diesem geheiligten Boden Sterbliche in ihre Gewalt brachte.
    Trotz ihres Leichtsinns konnte Julen ihr einfach nicht böse sein. Er küsste sie flüchtig, bevor er sie zum Zelt ihrer Band brachte, damit sie sich darin ungestört umziehen und vorbereiten konnte.
    Mit lautlosen Schritten zog er sich schließlich in die Schatten zurück, um den einzigen Eingang im Auge zu behalten. Er hatte inzwischen alle Crewmitglieder überprüft, aber keinerlei Hinweise darauf gefunden, wer hinter den Attentaten stecken konnte. Es war wie verhext. Sogar Tally und ihr weiblicher Hofstaat, von dem besonders Mandy nicht gut auf Alva zu sprechen war, schienen nichts mit den Unglücken zu tun zu haben. Mandys Gehirn wirkte fabelhaft aufgeräumt. Was niemand weiter verwundern dürfte, der sie einmal hatte reden hören. Das Mädchen ist vollkommen hohl , dachte er verächtlich.
    Stechende Kopfschmerzen quälten ihn. Eilig setzte er seine Sonnenbrille wieder auf, zog einen Flachmann aus der Tasche und trank. Sobald am Nachmittag die Bewölkung stärker geworden war, hatte er seinen Unterschlupf verlassen und sich stets in Alvas Nähe aufgehalten. Den durch das Licht verursachten erhöhten Blutbedarf hatte er zuerst an einigen Festivalbesuchern befriedigt, war dann aber auf das Sanitätszelt gestoßen, in dem sich erfreulicherweise auch Blutkonserven befanden. In einem unbemerkten Moment hatte er zwei Beutel gestohlen und in einer ruhigen Ecke ausgetrunken. Ein schlechtes Gewissen plagte ihn dabei nicht. Wichtig war nur, dass er Alva im Auge behalten konnte und dabei nicht unnötig seine Kräfte aufs Spiel setzte. Geschwächt wäre er niemandem eine Hilfe.
    Der Energieverlust war geringer, als er erwartet hatte. Kieran war der festen Überzeugung, dass es Julens besondere Abstammung sein musste, die es ihm ermöglichte, Dinge zu tun, die für die meisten geborenen Vampire selbst nach vielen Hundert Jahren nicht vorstellbar gewesen wären. Nach den heutigen Erfahrungen war er geneigt, ihm zuzustimmen. Doch um kein Risiko einzugehen, war

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