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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Wirkung zu tun, sie räkelte sich und gähnte.
    Also entschied er sich dafür, noch eine Weile auszuharren, und wurde nach nicht allzu langer Zeit für seine Geduld belohnt.
    Das Mädchen löschte das Licht und war bald darauf eingeschlafen, wie Julen an ihrem gleichmäßigen Atem hören konnte, der dank seiner ausgezeichneten Sinne ebenso deutlich zu vernehmen war, als läge sie neben ihm.
    Ein verlockender Gedanke, den er sofort beiseiteschob. Ich mache einfach nur meinen Job , bestätigte er sich, sprang auf den Balkon und stand kurz darauf vor ihrem Bett.
    Aus der Nähe betrachtet wirkte sie sehr zerbrechlich, wie sie da mit geschlossenen Augen lag. Er konnte ihren Puls unter der zarten Haut sehen und der Hunger erwachte in ihm.
    Julen beugte sich weiter hinab und inhalierte mit geschlossenen Augen. Dann nahm er ihre Hand und berührte die Fingerspitzen mit seinen Lippen. Eine Flut exquisiter Emotionen überschwemmte ihn und es kostete ihn große Überwindung, sich von ihr zu lösen.
    Die Magie, die ihm innewohnte, verhinderte, dass seine Opfer rechtzeitig erkannten, in welcher Gefahr sie sich befanden. Er hätte sie beißen können, ohne dass sie sich danach noch daran erinnert hätte. Seine tödlichen Reißzähne hätten sich längst ihren Weg gebahnt und wäre Alva trotz allem erwacht, wäre sie möglicherweise vor Schreck an einem Herzschlag gestorben. Ein gnädiges Schicksal, wenn man bedachte, wie schnell Vampire in einen mörderischen Blutrausch geraten konnten. Wenn der Hunger erst einmal die Oberhand gewonnen hatte, gab es kein Halten mehr.
    Doch Julen war nicht hier, um ihr zu schaden, sondern um über sie zu wachen. Dass er die Kontrolle verlieren würde, war ohnehin nicht zu erwarten, verfügte er doch über genügend Erfahrung, um seinen Appetit selbst in schwierigen Situationen zu zügeln. Was er jetzt vorhatte, war ein Kinderspiel.
    Mit einem messerscharfen Eckzahn ritzte er seinen rechten Daumen an. Die Verletzung war minimal und heilte sofort wieder. Schnell drückte er die Wunde zusammen, damit wenigstens ein winziger Blutstropfen hervortrat, bevor sich die Wunde vollends schloss.
    Diesen Tropfen ließ er auf ihre rosige Unterlippe fallen und beobachtete fasziniert, wie sein eigenes Lebenselixier langsam wie ein erotischer Gedanke in ihrem Mund verschwand.
    Sofort fühlte er, wie die Kraft des Blutes ihr Fesseln anlegte, die wiewohl federleicht, stark genug waren, um diese junge Frau auf magische Weise an ihn zu binden.
    Das hättest du mir sagen müssen! Kieran hatte ihm verschwiegen, welche Flut an Gefühlen einen Vampir bei diesem einfachen Trick überschwemmte. Ganz deutlich konnte er nun sein eigenes Blut in ihren Adern singen hören.
    Nachdem diese wichtige Hürde genommen war und er wieder klar denken konnte, sah er sich im Rest der Wohnung um. Zusammen mit seinen bisherigen Beobachtungen entstand dabei ein recht genaues Bild der Bewohner. Zufrieden kehrte Julen in Alvas Zimmer zurück, vergewisserte sich noch einmal, dass ihr Atem ruhig und gleichmäßig ging, und drehte ihr schließlich schnell den Rücken zu, um nicht doch noch in Versuchung zu geraten. Hoffentlich lässt die Wirkung bald nach! , dachte er und verschwand in der Nacht.
    Als sein Lehrer ihm erklärt hatte, dass er eine Sterbliche auf diese Weise zuverlässig unter Hunderten anderer sofort finden würde, war er skeptisch gewesen. Jetzt war er überzeugt, ihr über lange Strecken ohne Schwierigkeiten in sicherem Abstand folgen zu können. Die perfekte Lösung für einen Bodyguard. Warum habe ich dann ein derart ungutes Gefühl?

Kapitel 3
    Wenn es stimmte, dass in Erfüllung ging, was man in der ersten Nacht in seinem neuen Zuhause träumte, dann war Alva ohne Zukunft. Es war nichts Schreckliches in ihren Träumen geschehen, ganz im Gegenteil: Sie hatte überhaupt nichts geträumt.
    Genau genommen zählt also diese erste Nacht überhaupt nicht. Sie hielt an diesem Gedanken fest, obwohl sie wusste, dass das Schicksal sich nicht gern in Frage stellen ließ. Schon die alten Griechen wussten, dass nichts Gutes dabei herauskommt, das Orakel mit der gleichen Frage mehrmals zu belästigen. Woher dieser Gedanke kam, war ihr vollkommen rätselhaft, und schnell schob sie ihn beiseite.
    Geflissentlich ignorierte sie die Zeichen, die darauf hinwiesen, dass ihr Schicksal nicht bereit war, sich vor ihr zu enthüllen, und nahm sich vor, sich in der folgenden Nacht eine zweite Chance zu gestatten.
    Tatsächlich hatte sie dann auch etwas

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