Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
hatten, nach Hause zurückkehrte. Stefan war schon fort und Chris kam ihr auf der Treppe entgegen. Tom öffnete die Wohnungstür. «Wir sind allein und ich habe noch ein bisschen Zeit ...» Er sah vielsagend in Richtung seines Zimmers.
    Alva schob ihn zurück. «Ich ... bitte versteh mich nicht falsch, ich mag dich wirklich gern. Aber ...»
    «... mehr wie einen Bruder. Habe ich recht?»
    Als sie seinen Blick gespielter Verzweiflung sah, musste sie trotz der peinlichen Situation lachen. «Ach, Tom! Ich weiß, das klingt blöd. Aber lass uns doch einfach Freunde sein.»
    Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. «Wenn du darauf bestehst. Aber sag mir Bescheid, sobald du es dir anders überlegst und dich in Leidenschaft nach mir verzehrst.»
    Sie ging auf den leichten Ton ein, den er dabei anschlug. «Du bist unmöglich. Aber ich gebe dir die Chance, alles wieder gutzumachen.»
    «Und was schwebt dir da vor?», er sah sie erwartungsvoll an.
    «Das Amnesia sucht jemanden für die Garderobe.»
    «Ja und?»
    Alva straffte die Schultern. «Kennst du nicht den Chef, oder so?»
    Tom zögerte einen Augenblick, bevor er ihr antwortete. «Den kenne ich tatsächlich. Und weißt du was? Das Letzte, was ich für meine ... Schwester wollte, wäre, dass sie für ihn arbeitet.»
    «Aber ich brauche einen Job!», widersprach sie ihm.
    «Den wirst du auch finden. Und bis dahin mach dir keine Sorgen um die Miete oder so. Ich komme auch ohne deine wenigen Pennys zurecht.»
    Misstrauisch sah Alva ihn an. «Und woher hast du das Geld, ein ganzes Haus zu kaufen und dann auf die Mieteinnahmen zu verzichten?»
    «Das geht dich nichts an.» Toms Blick war abweisend geworden. «Du kannst hier wohnen, aber geh mir nicht auf die Nerven.» Er drehte sich wortlos um und verschwand in seinem Zimmer. Kurz darauf ertönte laute Musik.
    «Typisch!», murmelte Alva und schlug die Tür ein wenig lauter hinter sich zu, als es notwendig gewesen wäre. Sie packte ihr Cello aus und setzte sich auf den Schemel, den sie in ihrem merkwürdigen Kleiderschrank gefunden hatte. Kaum hielt sie das Instrument zwischen den Knien und den Bogen in der Hand, vergaß sie alles um sich herum und begann zu spielen.
    Es dauerte eine Weile, bis sie bemerkte, dass sie Gesellschaft bekommen hatte. Tom lehnte mit verschränkten Armen in der Tür und hörte ihr zu. Als sie sich nach ihm umdrehte, sagte er: «Du bist gut geworden. Richtig gut.»
    Wie meistens reagierte Alva verlegen auf ein Kompliment. Sie legte den Bogen aus der Hand.
    Tom strich sich mit dem gekrümmten Zeigefinger über die Nasenspitze. Nun war er wieder ganz der Alte und sah sie an, als wüsste er von einem Geheimnis, das er nur lüften würde, wenn sie tat, was er von ihr verlangte. Sie kannte das Spiel und ließ sich nicht darauf ein, sondern wartete, bis er die Information freiwillig preisgab. Früher oder später geschah dies immer. Und Alva wurde auch jetzt nicht enttäuscht.
    «Sieh mal auf den Balkon.»
    Sie tat, was er verlangte, und entdeckte eine nagelneue Gießkanne aus grün lackiertem Metall. «Womit habe ich diese Großzügigkeit nur verdient?» Alva erwiderte sein Lachen und die schlechte Stimmung von vorhin war vergessen. Kurz darauf verabschiedete er sich. Wohin er ging, blieb sein Geheimnis. Doch sie nahm sich vor, es schnellstmöglich zu lüften. Er sah wirklich nicht gesund aus, und sie machte sich ernsthaft Gedanken, woher er das Geld hatte, um ein Haus kaufen zu können.
    Etwas enttäuschend war es ja schon, dass ihre neuen Mitbewohner einen völlig anderen Lebensrhythmus hatten als sie selbst. Auch deshalb war der Job im Club interessant für sie, zumindest vorübergehend, bis sich etwas Besseres ergab. Im Internet fand sie die Adresse und griff, einem Impuls folgend, zum Handy. Trotz des frühen Abends dauerte es nicht lange, bis am anderen Ende eine weibliche Stimme sagte: «Amnesia-Club, guten Abend.»
    Nachdem Alva ihr Anliegen geschildert hatte, klang die Frau eine Spur freundlicher. «Warte, ich will mal nachsehen, ob der Chef schon da ist.»
    Nach einer Weile trommelte Alva den Rhythmus des Songs mit, der ihr das Warten in der Telefonschleife verkürzen sollte. Wenn dieser typisch für die Musik des Clubs war, würde ihr die Arbeit dort bestimmt gefallen.
    «Du möchtest also für uns arbeiten?» Die dunkle Stimme kroch geradezu in ihren Körper hinein und riss sie aus ihren Träumereien.
    «Ja, also ich weiß nicht. Ich wollte mich erst einmal erkundigen. Was man so machen muss

Weitere Kostenlose Bücher