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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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mit ihr mal eben ins Bett zu hüpfen, wenn sich keine willige Frau in der Nähe befand, dazu war das alberne Schulmädchen offenbar gut genug. Zum Glück hatte sie sich nicht darauf eingelassen! Dass er das alles vielleicht nur sagte, um die Band zusammenzuhalten, war da nur ein geringer Trost.
    Etwas weniger abfällig redete er weiter. «Und wenn du es nicht glaubst, dann ruf doch meine Eltern an, du wolltest sie doch immer schon mal kennenlernen. Außerdem hat Stefan recht. Der Auftritt ist nächste Woche und bis dahin haben wir noch viel zu tun.»
    «Ihr könnt mich mal!» Damit drehte sie sich um, und rauschte aus dem Übungsraum.
    Es wäre ein bemerkenswerter Abgang gewesen, wenn sie dabei nicht auf einem ihrer Absätze ausgerutscht wäre und wild mit den Armen gerudert hätte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Schließlich fand sie am Türrahmen Halt, richtete sich wieder auf, straffte die Schultern und stöckelte, soweit es ihre Absätze erlaubten, hoheitsvoll davon. Gleich darauf wurde die Tür schwungvoll ins Schloss geworfen.
    «Das ist die beste Show, die ich jemals von ihr gesehen habe!» Stefan applaudierte, und von Chris kam ein Geräusch, das verdächtig nach einem hysterischen Lachanfall klang.
    Tom fand die Situation weniger komisch und wütend packte er Chris am Arm. «Habe ich nicht gesagt, dass du Alva nicht hierher bringen sollst?»
    «Hey, jetzt ist aber gut! Du kannst nicht von uns verlangen, dass wir lügen und deine Schweinereien decken.» Nun klang auch Stefan ärgerlich.
    Tom ging mit erhobener Faust auf ihn zu.
    Doch Alva war schneller und stellte sich zwischen die beiden Freunde. «Es tut mir leid! Ich habe damals nicht gewusst, dass du eine Freundin hast.» Was sie wirklich hatte sagen wollen, war, dass sie ihn hasste. Für seine Lügen und die Rücksichtslosigkeit, mit der er sie beinahe benutzt hätte wie irgendein billiges Flittchen.
    «Du meinst, ihr seid Geschwister und habt wirklich ...?», jetzt klang sogar Stefan überrascht.
    «Wir sind nicht blutsverwandt und außerdem haben wir nicht ...!» Alva ignorierte seine zweifelnde Miene und wandte sich an Chris: «Wenn ich gewusst hätte, was ich damit anrichte, hierher zu kommen, hätte ich dich niemals darum gebeten.» Sie zögerte, und es war ihr anzusehen, dass sie schwer mit einer Entscheidung zu ringen hatte. «Ich weiß nicht, aber vielleicht könnte ich versuchen, euch als Sängerin auszuhelfen.»
    «Du?»
    «Im Ernst?»
    Tom und Chris hatten gleichzeitig gesprochen. Stefan verschränkte nur die Arme vor der Brust und taxierte sie kritisch. «Beweis es!»
    «Alva singt ungefähr so lieblich wie ein sterbendes Kamel.» Tom hob abwehrend die Hände, als sie ihn wütend anfunkelte. «Stimmt doch! Ich weiß noch ganz genau, wie peinlich es für unsere Familie war, als sich diese verrückte Lehrerin damals in den Kopf gesetzt hatte, dich in die Singklasse aufzunehmen.» Er wandte sich erklärend an die beiden anderen. «Sie hat beim Schulfest etwas vorgetragen, und ich schwöre, mitten im Lied ist eine Mutter, die im fünften Monat schwanger war, in Ohnmacht gefallen.»
    «Du bist ein Idiot.» Doch insgeheim wusste Alva, dass sie ihm in der Sache keinen Vorwurf machen durfte. Genau so war es passiert, und es hatte sie große Mühe gekostet, nicht lachend zusammenzubrechen und damit ihren mühsam errichteten Betrug aufzudecken. In Wirklichkeit sang sie ganz ordentlich, aber das war bisher ihr Geheimnis geblieben. Doch jetzt ging es nicht um sie, sondern um die Hoffnungen der anderen, die sie durch ihre Neugier zerstört hatte.
    «Was ist, kommen wir heute noch zum Üben?» Stefan drückte Alva ein paar Notenblätter in die Hand, gab Chris ein Zeichen, sich bereit zu machen, und setzte sich wieder hinter sein Schlagzeug. «Wenn du Cello spielst, kannst du auch Noten lesen, nehme ich an?»
    Alva nahm Tom das Mikrofon aus der Hand. Dabei studierte sie bereits das erste Blatt in ihrer Hand. «Ist das von dir?»
    «Ja. Die Texte schreiben wir allerdings gemeinsam.»
    «Könnt ihr das bis zum Refrain mal anspielen, bitte.»
    Anstelle einer Antwort zählte Stefan an und die drei begannen zu spielen. Stefan sang dabei ihren Part, damit sie eine Vorstellung davon bekam, wie der Song klingen sollte. Sein Gesang war nichts Besonderes, aber er klang angenehm. Alva hatte schon immer eine Vorliebe für wohlklingende Stimmen gehabt und der ruppige Schlagzeuger wurde ihr sofort sympathischer. Und noch etwas beeindruckte sie: Es war nicht zu

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