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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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zusammen üben.»
    Tom zeigte auf Alva. «Sie singt die ganze Zeit einen komplett anderen Text!»
    «Na und?» Jetzt mischte sich auch Chris ein. «Erstens klingt es jetzt viel besser als vorher, und zweitens sollst du nicht auf den Text hören, sondern vernünftig Gitarre spielen.»
    «Das ist doch alles deine Schuld, wenn du sie nicht hierher gebracht hättest, dann hätten wir noch ein oder zweimal geprobt und wären bestens für den Auftritt vorbereitet gewesen.»
    «Das ist nicht dein Ernst!» Stefan zog ein Handy aus der Tasche. «Also, was ist? Proben wir jetzt weiter oder soll ich den Gig gleich absagen?»
    «Ja, verdammt, wir proben weiter!», brüllte Tom schließlich, nachdem er Stefan so lange wütend angestarrt hatte, dass niemand mehr mit irgendeiner Antwort gerechnet hatte.
    Beim nächsten Lied gab er sich deutlich mehr Mühe und sie konnten es ohne eine einzige Unterbrechung beenden.
    Je später es wurde, desto schlechter gelang es Alva sich zu konzentrieren. Sie schaute immer wieder unauffällig zur Uhr, die glücklicherweise genau in ihrer Blickrichtung an der Wand hing. Gegen zehn war sie dermaßen hibbelig, dass sie mehrmals ihren Einsatz verpasste.
    «Ich habe es ja gleich gesagt», brummte Tom, nachdem sie das Lied zum dritten Mal spielen mussten. «Niemand kann das in solch einer kurzen Zeit lernen.»
    «Nein, ich bin nur ziemlich kaputt.»
    Chris nahm ihren Bass von der Schulter und stellte ihn ab. «Wisst ihr was, ich kann auch nicht mehr. Lasst uns morgen weitermachen.»
    Stefan war anzusehen, dass er widersprechen wollte. Doch dann überlegte er es sich anders und stand auf. «Also gut. Ich muss vor der Arbeit sowieso noch was erledigen.»
    Er ging, ohne sich noch einmal umzudrehen. Und als Alva aus dem Waschraum zurückkam, war auch Tom verschwunden.
    Gemeinsam mit Chris verließ sie das Gebäude und blieb dann unsicher stehen. «Ich muss in die Richtung.» Sie zeigte zum Amnesia . «Aber verrate mich bitte nicht. Tom ist sowieso schon wütend auf mich, und er wollte nicht, dass ich da arbeite.»
    «Noch mehr Geheimnisse? Mach dir keine Gedanken, von mir erfährt er es nicht. Aber ich muss dich warnen, dein lieber Bruder geht oft in diesen Club. Zusammen mit einer Menge Leute übrigens, die ziemlich heftig drauf sind. Wie bist du denn an den Job gekommen?» Ganz gelang es ihr nicht, einen neidischen Ton aus der Stimme zu verbannen.
    Nachdem Alva von ihrem kurzen Bewerbungsgespräch erzählt hatte, legte sie ihr jedoch die Hand auf die Schulter. «Da kann ich dir nur gratulieren. Um ehrlich zu sein, ich hatte mich auch schon mal dort bewerben wollen, aber sie haben mich nicht einmal bis zum Chef vorgelassen. Er beschäftigt kaum Leute aus der Stadt. Die meisten sind von außerhalb oder wenigstens neu hergezogen. Ich weiß auch nicht, was das soll. Du hältst besser die Augen auf. Vielleicht hat Tom ausnahmsweise mal gar nicht so unrecht damit, dich vor dem Job zu warnen.»
    Alva versprach, vorsichtig zu sein. Sie verabschiedeten sich; und während Chris auf den Pub zusteuerte, lief Alva schnell am unheimlichen Baugerüst entlang.
    Sie hatte es noch nicht ganz passiert, als eine dunkle Gestalt aus dem Schatten trat und sich ihr in den Weg stellte. «Nach Hause geht es in die andere Richtung!»
    «Tom, hast du mich erschreckt! Ich dachte, du wärst schon längst weg.»
    «Das hast du wohl gehofft.» Er sprach mit schwerer Zunge und kam Alva ungewöhnlich blass vor, was allerdings auch an dem spärlichen Licht liegen konnte, das vom Schornstein vor dem Club herüberstrahlte und die Planen am Gerüst wie Gespenster wirken ließ, die unruhig versuchten, einen Eingang ins Gebäude zu finden.
    Jetzt geht wieder meine Fantasie mit mir durch , dachte Alva und überlegte krampfhaft, wie sie ihren Bruder so schnell wie möglich loswerden konnte. Sie war ohnehin schon spät dran und hatte Cathy sie nicht gewarnt, dass Unpünktlichkeit äußerst unerwünscht war? Nervös sah sie auf die Uhr. Noch fünf Minuten. Es hatte keinen Sinn, irgendwann würde sie ihm die Wahrheit ohnehin sagen müssen. Und außerdem ging es ihn ohnehin nichts an, wo sie arbeitete. «Hör mal, lass uns später reden, ich muss zur Arbeit.»
    Er blinzelte. «Du bist trotz meiner Warnung hingegangen, oder?»
    «Ja, und? Ich brauchte eben einen Job, und bis ich etwas Besseres finde, arbeite ich halt dort. Mir macht es nichts aus, das Garderobenmädchen zu geben.» Sie erinnerte sich daran, was Chris gesagt hatte. «Aber vielleicht

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