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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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bekam Angst, dass er sich gleich in Luft auflösen würde. Also bemühte sie sich um einen freundlicheren Tonfall und fragte: «Bist du mein Schutzengel?»
    Er lachte und zeigte mit dem Daumen nach hinten. Die Fältchen um seine Augen verliehen ihm einen jungenhaften Charme, der sie ziemlich nervös machte. «Siehst du hier irgendwo Flügel? Das wäre ziemlich unpraktisch, findest du nicht auch?»
    So ganz unrecht hatte er nicht , überlegte sie. Er hätte wahrscheinlich ein Loch in das T-Shirt schneiden müssen, und das wäre verdammt schade gewesen, denn es sah sehr gut an ihm aus. Andererseits ... vielleicht hätte er dann überhaupt kein Shirt an? Bei diesem Gedanken stieg ihr die Röte ins Gesicht. «Mir würde es gefallen», platzte sie heraus.
    «Die Flügel oder dass Schutzengel keine Hemden tragen?» Er grinste frech, als wüsste er genau, wie peinlich ihr der Verlauf des Gesprächs war. Welch ein Glück, dass er wenigstens nicht wusste, welche Freiheiten sie sich in ihrem Traum mit ihm herausgenommen hatte.
    «Ach ja? Dann kennst du wohl viele Engel?»
    «Nein, nicht viele. Die meisten», er sah sich um, als hätte er Sorge, belauscht zu werden, und sprach dann leise weiter, «sind ein bisschen hochnäsig.» Danach hob er sein Kinn etwas höher und tat so, als würde er mit dem Rücken seines Zeigefingers ein bisschen nachhelfen.
    Jetzt musste auch Alva lachen. Sie wollte gerade etwas antworten, als er mit einer fließenden Bewegung aufstand. Da hörte sie es ebenfalls: Die Wohnungstür wurde aufgeschlossen, die Dielenbretter knarrten. «Bis du noch wach?»
    «Chris!» Alva sah sich nach Julen um, doch er war verschwunden.
    Es klopfte.
    «Ja, komm herein!» Schnell knipste sie die Nachttischlampe an und griff nach dem Buch auf ihrem Nachtschränkchen.
    Normalerweise hätte sie sich über Chris’ Gesellschaft gefreut, aber heute war das anders. Sehnsüchtig sah sie zum Balkonfenster. Kam es ihr nur so vor oder raschelten die Blätter im Baum gegenüber besonders laut?
    Chris kam herein und blieb etwas unsicher in der Tür stehen, als sie sah, dass Alva schon im Bett lag.
    «Komm ruhig, ich kann sowieso nicht schlafen.»
    «Das schlechte Gewissen?» Chris setzte sich auf die Bettkante.
    Sie wusste es also. «Ja, das könnte man so sagen.» Alva bemühte sich um einen reuevollen Gesichtsausdruck.
    «Ach, das macht nichts, wenn du willst, kannst du das Kleid haben. Mir steht Grau sowieso nicht. Ich hatte es mir nur gekauft, weil ... egal, ich schenke es dir. Heute ist der glücklichste Tag meines Lebens.»
    Weil sie nicht wusste, wie sie sich bedanken sollte, erkundigte sich Alva nach dem Grund für Chris’ gute Laune.
    «Du glaubst es nicht. Wir haben heute die Zusage für unseren allerersten Gig bekommen.»
    «Du spielst in einer Band? Ehrlich? Das ist ja toll! Was für Musik macht ihr?»
    Chris zuckte mit den Schultern. «Das kann man eigentlich nicht so genau sagen. Irgendwer hat es mal Alternative Potpourri genannt.» Sie kicherte hysterisch. «Von allem ein bisschen, schätze ich.»
    «Und wie heißt die Band?»
    « One More Thing ... Das war meine Idee», fügte sie stolz hinzu. «Man glaubt gar nicht, wie schwierig es ist, einen Namen zu finden, den es noch nicht gibt.»
    Alva konnte sich das sehr gut vorstellen, denn sie hatte sich schon oft ausgemalt, eines Tages selbst in einer Band zu spielen. Und während Musikrichtung und Bühnenoutfit ziemlich schnell feststanden, war es ihr nie gelungen, einen wirklich guten Namen zu finden. Doch dieser gefiel ihr. «Kann man ...», begann sie etwas schüchtern, «könnte ich mal irgendwann in den Übungsraum mitkommen?»
    Chris wirkte plötzlich verlegen. «Wegen mir gern, ehrlich. Aber ich weiß nicht ...» Sie verstummte. Doch dann schien sie sich zu etwas durchgerungen zu haben. «Du erfährst es ja sowieso irgendwann. Stefan und Tom gehören auch dazu.»
    «Und wo ist dann das Problem?»
    «Das Problem ist Mandy. Sie ...», Chris stockte wieder. «Sie ist Toms Freundin. So, jetzt weißt du es.»
    «Ich wusste nicht, dass er eine hat», sagte Alva. Sie konnte die Erleichterung, die sie bei dieser Eröffnung empfand, nicht verbergen. «Was für ein Glück!»
    «Aber ich finde es sowieso unmöglich, was er mit euch beiden da abzieht.» Chris schien erst jetzt zu verstehen, was Alva gerade gesagt hatte. «Na, du bist ja drauf!»
    «Du denkst doch nicht etwa, dass wir zusammen sind? Das ist alles seine Schuld, warum musste er mich auch küssen!» Weil Chris

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