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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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völlig ratlos wirkte, beeilte sie sich hinzuzufügen: «Wir sind eigentlich Geschwister.»
    «Das ist ja krank!» Ihre Mitbewohnerin wollte aufspringen.
    Alva hielt sie am Arm fest. «Wir sind nicht wirklich verwandt. Ich bin adoptiert.» Hilflos ließ sie die Hand sinken. «Ich gebe ja zu, ich war mal in ihn verliebt und da war auch was. Aber obwohl wir nicht blutsverwandt sind, fand ich das irgendwie trotzdem schräg, und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, dass er eine Freundin hat.» Die Verwunderung darüber, dass Tom ihr diese nicht unwichtige Information vorenthalten hatte, behielt sie für sich.
    «Dann verstehe ich nicht, warum er wollte, dass wir dir nichts von der Band erzählen. Ich hasse diese Geheimniskrämerei. Schließlich wohnst du jetzt hier bei uns.» Chris stand auf und lächelte wieder. Offensichtlich hielt sie nichts davon, sich lange mit den Problemen anderer Leute zu befassen. «Weißt du was? Wenn du Lust hast, dann zieh dich schnell an und ich nehme dich einfach mit. Schließlich ist er ja nicht unser Chef, obwohl er sich manchmal wie einer aufführt.» Chris ermahnte sie, sich zu beeilen und ging dann in die Küche.
    Und ob Alva Lust hatte! Sie war sauer auf Tom, dass er ihr derart wichtige Dinge verschwiegen hatte, und wollte wissen, warum er das getan hatte. Sie stieg aus dem Bett und sah sich suchend um. «Julen?», fragte sie kaum hörbar in die Nacht. Aber natürlich war ihr Besucher nirgends zu sehen. Wie auch? Schließlich hatte sie ihn nur geträumt. Merkwürdigerweise löste dieser Gedanke eine Leere in ihr aus, die sie sich schlecht erklären konnte. Dann hörte sie den Teekessel pfeifen. Alva griff nach ihrer Jeans und einem frischen T-Shirt und lief über den Flur ins Bad, um sich dort anzuziehen. Sicher ist sicher , dachte sie und verdrehte gleichzeitig die Augen. Natürlich war da niemand gewesen. Dann fiel ihr Blick auf das Spiegelbild ihrer makellosen Schulter, und sie war sich nicht mehr so sicher, ob sie sich selbst noch trauen konnte.
    Chris klapperte mit ihrem Schlüsselbund und Alva bürstete hastig ihr Haar, während sie den Flur entlanglief.
    «Komm, wir sind spät dran», drängte Chris und ging so schnell, dass Alva die Lust auf ein Gespräch verging. Als sie den Park durchquerten, in dem sie sich in der letzten Nacht vor einem geheimnisvollen Verfolger gefürchtet hatte, fragte sie dann doch, wo der Übungsraum überhaupt war.
    Sie war nicht weiter überrascht, als sie erfuhr, dass er sich auf demselben Fabrikgelände befand, auf dem auch das Amnesia war. «Seid ihr gestern auch dort gewesen?»
    Chris nickte und zeigte auf ein rot gestrichenes Backsteingebäude, das von einigen Laternen erleuchtet war. «Siehst du? Da hinten ist es schon.»
    Und Alva dachte, dass sie großes Glück gehabt hatte, Tom nicht über den Weg gelaufen zu sein. Er wäre wenig begeistert gewesen, hätte er sie mitten in der Nacht in dieser Gegend angetroffen.
    Jetzt war es allerdings noch nicht einmal elf Uhr. Es hatte zu regnen aufgehört und außer ihnen waren noch viele andere Leute unterwegs. Durch die hohen Scheiben eines gut besuchten Pubs fiel Licht auf das nasse Kopfsteinpflaster. Vor der Tür standen Leute in Gruppen zusammen, redeten durcheinander, tranken Bier und rauchten.
    Seite an Seite umrundeten die beiden den hohen Schornstein, der vermutlich schon lange nicht mehr in Betrieb war, und gingen an einer dunklen Halle vorbei, an deren Vorderseite ein Gerüst errichtet worden war. Von oben hingen lange Planen herab, die jedes Mal, wenn der Wind sie blähte, unheimliche Geräusche machten. Erleichtert folgte sie Chris gleich darauf in das rote Gebäude. Die Planen hatten unangenehme Erinnerungen geweckt und ihr Angst gemacht.
    Es roch ein bisschen nach Farbe. Alte Stühle und zwei Tische standen herum und es gab sogar eine Spüle. An den Wänden war ein bisschen Gekritzel und jemand hatte einen Totenkopf mit gekreuzten Knochen gesprayt, aber alles andere sah so aus, als habe man kürzlich renoviert.
    Aus den Tiefen des Gebäudes hörte man schrille Gitarren. «Das sind die Metaller», erklärte Chris. «Die spielen immer bei offener Tür, ich hoffe sie sind bald fertig.» Sie sah auf ihre Armbanduhr. «Mist! Die anderen sind bestimmt schon da, komm!» Schnell liefen sie den Gang entlang, bis Chris eine rot gestrichene Eisentür aufriss.
    «Na endlich!» Drei Augenpaare wandten sich ihnen zu. Und Alva fand es schon beinahe komisch, wie sich die

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