Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
überhören, dass jeder der drei Musiker wusste, was er tat. Sie würde sich anstrengen müssen, um mithalten zu können.
    Ohne dass sie es merkte, klopfte ihr Fuß den Rhythmus. Schnell hatte Alva die eingängige Melodie verinnerlicht und summte sie mit, während sie versuchte, sich den Text einzuprägen, was ihr nicht ganz so leicht fiel. «Okay, okay! Das reicht!» Sie drehte sich zu Stefan um. Könnt ihr noch einmal von vorne beginnen?
    «Kein Problem.» Wieder schlug er die Drumsticks viermal aufeinander und gab so den Rhythmus vor.
    Alva verpasste ihren Einsatz. Mit der Hand machte sie ein Zeichen, dass sie weiterspielen sollten, und beim nächsten Mal gelang ihr der Einstieg. Sie sang die Worte erst zögerlich, kaum hörbar, doch je sicherer sie wurde, desto mehr verlor sie sich in der Melodie.
    Nachdem der letzte Ton verklungen war, herrschte lange Stille. Schließlich brummte Tom etwas, das sich anhörte wie: «Ganz nett.»
    «Du hast sie ja nicht alle!» Stefan hielt es nicht mehr auf seinem Sitz. «Das ist, verdammt noch mal, das Beste, was ich seit Jahren gehört habe!»
    Chris nestelte an ihrem Bass herum und sah immer wieder zu Alva herüber. Ihr schien kein passender Kommentar einzufallen. Schließlich sagte sie: «Ich glaube, Blondie ist abgemeldet.»
    Es war Stefan, der dafür sorgte, dass Alva die Gelegenheit bekam, noch am gleichen Abend die wichtigsten Songs zu singen.
    Gegen vier waren sie alle vollkommen erschöpft. Tom verabschiedete sich ohne viele Worte und verschwand in der Nacht. Chris und Stefan begleiteten Alva nach Hause.
    Bevor sie ins Bett ging, sah Stefan noch einmal in ihr Zimmer.
    «Die Demos kriegst du morgen!» Er versprach außerdem, ihr alle Texte und die entsprechenden Noten zu kopieren. Gerade wollte sie ihre Zimmertür schließen, da sagte er: «Tut mir leid, wenn ich vorhin ein bisschen unfreundlich war.»
    «Kein Problem. Klare Ansagen sind mir lieber als irgendwelches Gerede.»
    Er legte eine Hand auf ihre Schulter und küsste ihre Stirn. «Du bist nach meinem Geschmack. Weißt du was, wir ziehen ihnen mit unseren Songs die Haut ab!»
    «Wie meinst du das?»
    Er drehte sich im Weggehen noch einmal um. «Mach dir keine Gedanken. Außer natürlich, dass du die beste Performance deines Lebens abliefern musst.» Stefan ließ sein meckerndes Lachen hören und kehrte in die Küche zurück, wo er zweifellos gemeinsam mit Chris die angebrochene Flasche Wein leeren würde.

Kapitel 5
    Alva ließ sich ins Bett sinken. Sie war so erschöpft, dass sich ihre Augen schlossen, sobald ihr Kopf das Kissen berührte. Melodien und Wortfetzen flatterten wie ein aufgeregter Schwarm Vögel in ihrem Kopf herum. Die anderen hatten es vermutlich gar nicht bemerkt, aber als sie sich sicherer gefühlt hatte, waren es ihre eigenen Worte gewesen, mit denen sie die eingängigen Melodien von Stefan begleitet hatte. Alle drei Musiker beherrschten ihre Instrumente, keine Frage, aber Stefan, davon war sie überzeugt, besaß ein ganz außerordentliches Talent.
    Erstaunlich, wie viel Freude ihr das Singen gemacht hatte. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, ihre Stimme vor aller Welt zu verbergen. Aber damals hatte sie einfach keine Lust gehabt, sich von dieser schrecklich aufgetakelten ehemaligen Operndiva unterrichten zu lassen. Sie lachte leise und riss erschrocken die Augen auf, als eine männliche Stimme einfiel.
    Julen! Alva sah ihn wortlos an. Ihr wollte einfach nichts Gescheites einfallen, was sie sagen konnte.
    Saß er nun wirklich dort oder war sie gerade eingeschlafen und träumte schon wieder von ihm?
    Ihre Verwirrung war ihm nicht verborgen geblieben. Beinahe verlegen klang seine Entschuldigung. «Ich wollte dich nicht erschrecken.» Er setzte sich auf die Tischkante und sah ihr geradewegs in die Augen. «Schlaf nur, ich passe auf, dass dich niemand mehr stört!»
    Merkwürdig zufrieden kuschelte sie sich wieder in ihr Kissen. Bald darauf war sie tatsächlich eingeschlafen.
    Am nächsten Tag trafen sie sich bereits am späten Nachmittag im Übungsraum. Tom hatte eine furchtbare Laune und sprach kein Wort. Auch so war allen klar, dass er sich nicht mit seiner Freundin versöhnt hatte. Er verspielte sich oft und trank immer wieder große Schlucke aus einer mitgebrachten Weinflasche.
    Je mehr er trank, desto schlechter spielte er, und irgendwann wurde es Stefan zu bunt. «Hast du sie nicht mehr alle? Von mir aus kannst du dich volllaufen lassen, wann du willst. Aber nicht, wenn wir hier

Weitere Kostenlose Bücher