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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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exquisite Zerstreuungen, doch Julen hatte kein Interesse daran. Einzig die Aussicht darauf, seine Schutzbefohlene bald wiederzusehen, hielt ihn hier.
    Später kam er gerade hinzu, als Cathy Alva einen Umschlag überreichte und dabei leise sagte: «Vorgestern ist mir ein Irrtum unterlaufen. Die Differenz habe ich heute dazugerechnet, dein Arbeitsplan ist auch dabei. Wenn dir irgendein Termin nicht passen sollte, gibst du mir einfach beim nächsten Mal Bescheid.» Als sie Julen erblickte, blinzelte sie und verabschiedete sich hastig. Die rechte Hand des Statthalters fürchtete ihn, das war nicht zu übersehen.
    Genau genommen war dies auch nicht verwunderlich, denn obwohl sie gewiss eine Menge über die magische Welt wusste, war sie doch kein Teil von ihr, sondern gehörte immer noch zur Welt der Sterblichen.
    Julen wusste inzwischen, dass die Vampire der Stadt wenig Verständnis für solche Extravaganzen hatten. Ein Mensch, selbst wenn in seinen Adern so viel Vampirblut floss wie in Cathy, war viel zu leicht zu beeinflussen und bedeutete eine gefährliche Schwachstelle für einen Statthalter, der immerhin vom Rat eingesetzt worden war, um für Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Notfalls auch mit Gewalt. Es hieß, Cathy entstamme einer Familie von Drogenbaronen und Richard lasse es ihr zuliebe zu, dass diese sich in seinem Bezirk frei bewegen konnten. Viele hielten ihn für zu schwach.
    Darum sollten sich andere kümmern. Julen interessierte sich ohnehin kaum für Politik und heute hatte er ganz sicher andere Sorgen. Eine gewisse junge Frau, die ihn jetzt erwartungsvoll ansah, gehörte dazu. Er erwiderte ihr Lächeln mit einem flauen Gefühl in der Magengegend und begleitete sie hinaus in die Nacht.
    Zwar legte er weder seinen Arm um ihre Schulter, noch gingen sie besonders nahe nebeneinander die Treppen hinunter, dennoch war seine Körpersprache für jeden Beobachter eindeutig: Alva stand unter seinem Schutz. Sie gehörte ihm und Julen diesen Anspruch streitig zu machen, wäre eine äußerst schlechte Idee.
    «Ich bin noch gar nicht müde.» Sie konnte nicht wissen, welchen Aufruhr allein der Klang ihrer Stimme in ihm auslöste.
    Julen war allgemein als Frauenheld bekannt, doch niemand hätte jemals behauptet, er sei ein Wüstling. Das hatte er auch gar nicht nötig. Mit seiner charmanten und unkomplizierten Art eroberte er genügend Herzen, um es ihm niemals an Gesellschaft mangeln zu lassen, wenn er Lust darauf verspürte.
    Jetzt allerdings hätte er Alva am liebsten gepackt und in eine dunkle Ecke gezogen, um sie dort hart zu nehmen, wie es ihr offenbar gefiel, sie dabei zu beißen und tatsächlich als sein Eigentum zu markieren. Dreimal musste die Verbindung zwischen einer Fee und einem Vampir einvernehmlich bestätigt werden und sie gehörten einander für immer. Sofern sie Seelengefährten waren, war dies der Traum eines jeden Dunkelelfs. Allerdings führte der Blutaustausch auch dazu, dass die auf diese Weise gefreite Fee selbst zu einem Geschöpf der Dunkelheit wurde. Eine verbindliche Angelegenheit, mit der Julen sich bisher selten beschäftigt hatte. Er war für einen Vampir relativ jung und stand am Anfang einer hoffnungsvollen Karriere. Julens Vater war mehr als doppelt so alt gewesen, als er seiner Seelengefährtin begegnet war. Doch diese Verbindung stand ohnehin auf einem anderen Blatt.
    Es war noch nicht allzu lange her, da hatte Julen trotz alledem für kurze Zeit geglaubt, ebenfalls die passende Gefährtin gefunden zu haben. Doch ausgerechnet der Bruder seines Chefs Kieran hatte die Hand und das Herz dieser Feentochter gewonnen. Dass Julen danach eine Affäre mir Sara gehabt hatte, nahmen ihm viele bis heute übel. Das Mädchen war wirklich nicht ganz richtig im Oberstübchen, aber damals hatten sie gut zueinandergepasst und sich gegenseitig Trost gespendet. Anders als Kieran es angedeutet hatte, waren sie sich beide darüber im Klaren gewesen, dass ihre Liaison keine Zukunft haben würde. Sara war schließlich freiwillig in die Feenwelt gegangen, wo sie zweifellos irgendwann ihren Platz als Anwältin der Königin finden würde. Das Mädchen besaß einen brillanten Geist, der eben leider zuweilen umnebelt war. Im Feenreich kein Problem. Julen hielt die meisten der dortigen Bewohner für, gelinde gesagt, ausgesprochen seltsam .
    Nicht eine dieser Überlegungen konnte man aus seiner Stimme heraushören, als er in harmlosen Worten gestand, ebenfalls nicht müde zu sein.
    Natürlich nicht, Vampire

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