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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Postkutschenräuber zum Besten. Anschließend klopfte er Julen mitfühlend auf die Schulter. «Na, mein Freund, bist du Wegelagerern in die Hände gefallen?»
    Tally drehte sich auf dem Absatz um und rauschte davon.
    «Immer noch ein bemerkenswerter Abgang, wenn man die Höhe ihrer Absätze und den Zustand des schlecht gepflasterten Weges in Betracht zieht.» Er ließ ein meckerndes Lachen hören. «Ein geiler Hintern!», fügte er hinzu und erntete einen Boxhieb von Alva dafür.
    «Hey!» Stefan klang, als wollte er sich rechtfertigen, doch ein Blick in Julens Gesicht ließ ihn verstummen. «Schon gut!»
    Chris kicherte und hakte sich bei Alva unter, als hätte sie nicht vor weniger als einer Minute noch selbst versucht, Julen zu verführen. «Sie ist eine Schlange, ihr werdet es noch erleben!»
    Manche Dinge ändern sich nie , dachte Julen und hüllte die Gruppe mit seiner Magie ein, so dass sie unbehelligt zum Bühneneingang gelangten.
    «Von wegen Rockstars!», murmelte Stefan mit gespielter Enttäuschung. «Kein Aas kennt uns hier. Das wird harte Arbeit, Mädels!»
    Im Gebäude kam ihnen bereits der Tourmanager entgegen und drängte zur Eile. Als sich Alva unauffällig an ihm vorbeidrücken wollte, legte er kurz seine Hand auf ihren Arm. «Bist du wieder in Ordnung?»
    Julen registrierte diese kleine Geste sehr wohl und auch den ehrlichen Tonfall, in dem die Frage gestellt worden war. Beides korrigierte die recht schlechte Meinung, die er bisher von Jon gehabt hatte. Er nickte dem Mann zu und begleitete Alva bis zur Bühne. Dort ergriff er ihre Hände und hielt sie fest. «Ich weiß, dass du das schaffst! Denke nur an deine Musik und nicht ans Publikum.»
    «Seltsamer Rat.» Tom drängte sich als Letzter an ihm vorbei, die Zuschauer applaudierten höflich und wenig später stimmten die Musiker den ersten Song an.
    Alva verzichtete an diesem Abend auf ihre Begrüßungsrede, das zweite Lied erklang und Julen verfolgte auf dem kleinen Schwarz-Weiß-Monitor hinter der Bühne gebannt jede ihrer Bewegungen. Der Augenblick, als das Lampenfieber von ihr abfiel und sie ganz in die Musik abtauchte, fühlte sich selbst Backstage an, als träfen zwei Luftschichten aufeinander. Die Atmosphäre knisterte enorm und er wäre nicht verwundert gewesen, hätte Zeus persönlich einen seiner Blitze herabgeschleudert.
    Ob der griechische Göttervater sich noch in irdische Geschicke einmischte, wusste Julen nicht. Doch wenn er es täte, hätte eine Sirene durchaus zu seinem Hoheitsgebiet gehört. Insofern war er froh, dass da draußen nur eine begeisterte Menge und nichts anderes tobte.
    «Sie ist der absolute Wahnsinn!» Neben ihm hatten sich Musiker der Midnight Fairytales eingefunden.
    Wenngleich Julen diese Meinung teilte, so sagte er doch nichts dazu. Unauffällig verließ er seinen Beobachtungsposten, um in den Zuschauerraum zu gehen. Die Macht ihrer Magie ließ ihn beinahe in die Knie gehen, und während er sich eilig gegen diesen unerwarteten Angriff auf seine Sinne schützte, wurde ihm klar, dass sie, wie auch beim Auftritt zuvor, die Herrschaft über ihre Kräfte verloren hatte.
    Wie sollte sie auch etwas dosiert einsetzen können, von dem sie fast nichts verstand?
    Alva! Seit gestern wusste Julen zwar, dass es durchaus möglich war, den Sirenenzauber zu beherrschen, in der tobenden Menge fehlte ihm dafür jedoch die Konzentration, der Duft von Blut und Erregung war bereits eine ausreichend große Herausforderung. Also verließ er den Saal, um sich einen ruhigeren Platz zu suchen. Inzwischen drängten sich Mitarbeiter des Hauses, die Roadies und Leute, die er noch nie zuvor gesehen hatte, am Bühnenzugang, um Alva besser sehen und hören zu können.
    Schließlich fand er ein leerstehendes Büro, in dem praktischerweise ebenfalls ein Monitor aufgestellt war, mit dessen Hilfe man das Geschehen auf der Bühne beobachten konnte.
    Alva sang nicht nur wie eine Göttin, sie hatte auch niemals zuvor hinreißender ausgesehen als in diesem Augenblick. Das dunkle Kleid umschmeichelte ihre Figur und die hohen Schuhe, in denen er sie heute zum ersten Mal sah, ließen sie wie ein Fohlen wirken, das noch ein bisschen staksig, aber schon sehr selbstbewusst über die Wiese sprang.
    Alva! , versuchte er es noch einmal und drang, als sie nicht reagierte, rücksichtslos in ihre Gedanken ein. Dabei half ihm ausgerechnet ihre Stimme, die bis hierher auch ohne die kleinen Lautsprecher am Monitor zu hören war.
    Was er vorfand, raubte ihm beinahe

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