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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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näherte sich dem Horizont, als sie zurückfuhren, und der Himmel spannte sich wie eine Kuppel aus dunkelrosa Glas über ihnen. Ein heller Lichtpunkt leuchtete schräg vor ihnen, einer der beiden winzigen Monde des Mars.
    »Hmm«, machte Ariana plötzlich und deutete in südliche Richtung. »Ich fürchte, die Arbeit heute hätten wir uns sparen können.«
    Im Süden, ungefähr über der zerklüfteten Gegend, die Noctis Labyrinthus hieß, schien sich der Horizont zu heben, dick, gelb, amorph. Ein neuer Staubsturm.
    » Merde «, sagte Mrs Dumelle, ohne zu bemerken, dass die Kinder grinsten, denn dass das ein französisches Schimpfwort war, wussten sie inzwischen.
    Als sie vor der Station ankamen, war ein deutlicher Südwind zu spüren, wenn man die Hand ausstreckte. In der dünnen Atmosphäre des Mars hatte das schon etwas zu bedeuten. Und tatsächlich, wenn man sich umschaute, konnte man beobachten, wie außerhalb des Vorplatzes Wellen lockerer Grusteilchen über den Boden getrieben wurden, sodass es aussah, als bewegten sich die Steine langsam kriechend vorwärts.
    Die Raumanzüge ausziehen, zurück in ihre Halterungen hängen, die Ladeleitungen wieder anschließen und danach die Anzüge abbürsten. Alles Routine. Als sie noch kleine Kinder gewesen waren, hatte man ihnen allerhand durchgehen lassen, aber niemals Schlampereien mit den Raumanzügen. Noch während sie mit all dem beschäftigt waren, hörte man, wie der Wind in den Antennen zu heulen begann, ganz leise noch, als wäre er hundert Kilometer weit weg.
    Aber das würde nicht so bleiben, das wussten sie. Heute Nacht würde ein dumpfes Gebrüll daraus werden. Böen würden mit dreihundert und mehr Stundenkilometern herangerast kommen und die Außenwände mit Schlägen traktieren. Die ganze Welt ringsum würde in rostfarbener Dunkelheit versinken, und morgen früh würde man von innen gegen die Stationsfenster klopfen müssen, damit der außen haftende Staub herunterfiel und man wieder hinaussehen konnte.
    »Tut mir Leid, Kinder«, sagte Irene Dumelle. »Trotzdem danke für eure Hilfe. Und nun entschuldigt mich, ich muss in die Meteorologische Abteilung und jemanden erwürgen.«
    Als die Kinder hinab in die Siedlung kamen, wartete ein weiteres Mail von Michael Visilakis auf sie.
    Liebe Marskinder,
    möglicherweise seid ihr einer ziemlich skandalträchtigen Geschichte auf die Spur gekommen. Ich habe mich nämlich noch einmal ein bisschen umgehört und herausgefunden, dass der Antrag 86-024 keineswegs zurückgezogen, sondern gestellt, beraten und genehmigt worden ist. Und wenn es darin tatsächlich um den Mars gehen sollte und nicht um irgendwelche militärischen Belange, könnte das ein Verstoß gegen das Informationsgebot der Verfassung sein. Was wiederum einigen Kollegen gut gefallen würde, die der Regierung sowieso kräftig auf die Zehen klopfen wollen.
    Ich melde mich wieder, sobald ich mehr weiß. Und es kann nicht schaden, wenn ihr die Nachrichten verfolgt.
    Michael Visilakis

10
    Festvorbereitungen
    Der nächste Morgen war wieder klar und friedlich, und wäre nicht die dünne Staubschicht auf allem rings um die obere Station gewesen, man hätte überhaupt nicht geahnt, dass in der Nacht ein Sturm getobt hatte. Gegen Mittag riss sogar die rötliche Staubdecke am Himmel auf und gab an einigen Stellen den Blick frei auf einen tiefdunklen, beinahe schwarzen Himmel voller Sterne.
    Das sprach sich rasch herum, und bald waren alle Fenster der Station umlagert von Siedlern, die das Schauspiel betrachten wollten. Die Ränder dieser Risse loderten hellgelb, als verzehre ein Feuer sie, und immer wieder faserten lange, irrlichternde Staubstreifen davon los und zerstoben; das kam von der Sonne, die sich langsam dahinter hervorschob und schließlich in ungewohnter Klarheit und Helligkeit am Himmel stand. Die felsigen Ebenen und Berghänge ringsum sahen in dem harten Licht ungewohnt aus, fast künstlich. Das gewohnte tiefe Rostrot wich einem hellen, an manchen Stellen fast weiß glänzenden Blutrot, wenn auch die Älteren meinten, verglichen mit sonnigen Tagen auf der Erde sei es nur mäßig hell.
    Kurz darauf kam eine Sonnensturmwarnung vom Mondobservatorium. Ein Sonnensturm, das bedeutete, dass auf der Sonne eine besonders starke Eruption stattgefunden hatte und nun eine Menge höchst energiegeladener Protonen auf den Mars zurasten. Das kam ungefähr zweimal im Jahr vor und bedeutete, dass man gut daran tat, die obere Station zu räumen und sich in die unterhalb der

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