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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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erfüllte die Kabine, die Armaturen erwachten glimmend zum Leben. Es ruckelte, als der Rover sich in Bewegung setzte, sanft schaukelnd und schlingernd in eine enge Kurve ging und hinüberwalzte zu Schleuse 1.
    »Lass mich das machen«, sagte Elinn und drängte ihren Bruder von der Steuerung des Greifarms weg.
    »Schon gut, schon gut«, brummelte Carl. »Dem Nachwuchs eine Chance.«
    Sie sahen zu, wie Elinn den Greifarm aus seiner Ruheposition hoch steigen, ihn sich elegant drehen ließ und dann mit dem Greifer die dunkelgrünen Matten aus Isolierschaum aufnahm, die gebündelt und verschnürt vor dem Schleusenluk bereitlagen. Sie wogen ohnehin fast nichts, und Elinn legte sie gekonnt auf der Ladefläche ab, schob sie mit einem Schubser in ein Eck und manövrierte den Greifarm dann in die Ruheposition zurück.
    »Ich staune immer wieder, wie ihr das macht, Kinder«, meinte Mrs Dumelle kopfschüttelnd.
    »Wir sind keine Kinder mehr«, knurrte Elinn, ohne aufzusehen, noch ganz mit den Steuerungskontrollen beschäftigt.
    Mrs Dumelle lächelte nachsichtig. »In einem gewissen Sinn«, sagte sie, »ist man sein Leben lang Kind. Ihr werdet immer die Kinder eurer Eltern bleiben. Und immer die Kinder des Mars.«
    Ronny ließ die Turbine aufheulen. »Es geht los!«, rief er.
    Es nahm einem immer wieder den Atem, wenn man den engen, halbrund von Fels umschlossenen Vorplatz der Station verließ und durch das von den beiden Endhügeln gebildete Tor hinausfuhr: Wie der Blick dann plötzlich in eine Weite ging, die man vergaß, wenn man längere Zeit nur in der Siedlung unter der Oberfläche verbrachte. Streng und erhaben öffnete sich die Wüste vor einem, staubig orange, schweigend, ein Anblick zum Luftanhalten.
    Im Lauf der Zeit hatten die Rover etliche Fahrspuren in den Boden gegraben, die in verschiedenste Richtungen führten. Abseits dieser zermahlenen Furchen lag rostrotes Geröll, lagen Steine in roten, aber auch in schwarzen oder gelben Tönen in bizzarrer Regelmäßigkeit bis zum Horizont.
    Zum Point Armstrong führte ebenfalls eine Fahrspur, der sie nur zu folgen brauchten. Es war nicht weit bis dahin, etwas mehr als eine Stunde Fahrt. Ehe die Idee aufgekommen war, dort das Silvesterfest zu feiern, hatten nur die Areologen diesen Punkt für Vermessungsarbeiten und großräumige Beobachtungen genutzt.
    Man fuhr über eine verkrustete, leicht abschüssige Ebene, an zerschrundeten Klippen vorbei durch etwas, das einmal ein Canyon gewesen sein konnte, erklomm dann eine aufwärts führende Kluft, die seitlich abging, kletterte über roten Schotter, umrundete etliche große Felsbrocken und erreichte eine geröllübersäte, sanft ansteigende Ebene, die aussah wie ein in der Bewegung erstarrtes und versteinertes Meer bei unruhigem Seegang. Nun ging es nur noch aufwärts, und mit jedem Meter weitete sich der Blick, den man in alle Richtungen hatte.
    Point Armstrong war der höchste Punkt, den man mit dem Rover erreichen konnte, dahinter erhob sich dann der Ascraeus Mons mit seinen kupferfarbenen Schluchten und Steilhängen.
    Das große Druckzelt war schon von weitem zu erkennen, ein riesiger, glänzender Tautropfen auf schwarzrotem Sand.
    »Von hier aus sieht das Zelt ganz sauber aus«, sagte Ariana.
    »Das täuscht«, sagte Mrs Dumelle.
    »Es glänzt richtig. Wie kann es glänzen, wenn Staub darauf liegt?«
    »Es glänzt nicht. Es leuchtet nur im Sonnenlicht.«
    Sie starrten alle auf das Druckzelt in der Ferne und versuchten, sich darüber schlüssig zu werden, ob es nun glänzte oder leuchtete.
    »Schaut mal«, sagte Elinn plötzlich.
    Etwas in ihrer Stimme ließ die anderen herumfahren.
    Elinn starrte in den rosafarbenen Himmel, und als sie ihrem Blick folgten, sahen sie es auch. Es glitt über den Himmel wie ein riesiger Vogel, kam um den Ascraeus Mons herum und schwebte auf sie zu, schwebte genau auf sie zu, als hätte es sie als Beute auserkoren.

9
    Ein Vogel am Marshimmel
    Es war ein Flugzeug mit schmalen, extrem weit gespannten Flügeln. Wie weit, war schwer zu schätzen, aber es mussten weit über hundert Meter sein. Ein schlanker, schmaler Rumpf zog sich so weit nach hinten, dass man es kaum glauben wollte, und lief in ein nadeldünnes Heck aus. Zwei Turbinen saßen über den Flügeln und trieben große, dreiflüglige Propeller an.
    Das ganze Gebilde sah aus wie eine optische Täuschung, nicht wie eine wirkliche Maschine.
    »Was ist das?«, entfuhr es Ariana.
    Mrs Dumelle sah sie erstaunt an. »Sagt bloß, das habt ihr

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