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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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weiter. Dann was für den Oberkörper, am besten Trizepsdrücken…«
    Nach dem Training fühlte Carl sich schlapp wie ein nasser Socken. Beim Hinausgehen, das eher eine Art Schleichbewegung war, lief er dem Mann über den Weg, von dem er nur wusste, dass er Yehudi hieß.
    »Wieso glauben Sie, dass die Marssiedlung nicht aus finanziellen Gründen geschlossen werden soll?«, fragte Carl ihn.
    »Oh, ich glaube schon, dass das Geld eine Rolle spielt«, sagte der rothaarige Mann. »Aber weißt du, in der Gesellschaft der Erde ist Geld ein Ausdruck für Wertschätzung. Wenn einem etwas wichtig genug ist, dann gibt man das Geld auch aus, das es kostet. In der Regierung sind zu viele Leute, die uns einfach als lästiges Übel betrachten. Die nicht glauben, dass es irgendeinen Sinn macht, fremde Planeten zu besiedeln. Das ist das Problem.«
    Er ging seiner Wege und ließ einen nachdenklichen Carl zurück.
    Ariana keuchte schwer. Ihre Haare klebten ihr schweißnass auf der Stirn. Aber sie hatte nur Augen für den Mann, der ihr gegenüberstand, lauernd, die Arme ausgebreitet, angriffsbereit.
    Sie sah den Schlag kommen, von unten, gegen ihre Kehle gerichtet. Ruckartig wich sie zur Seite, stieß einen Schrei aus, der mindestens zur Hälfte Wut war, griff nach seinen Unterarmen und bekam sie zu fassen, setzte einen Hebel an und schleuderte den Angreifer über ihre Hüfte und das quer gestellte Bein, sodass er mindestens fünf Meter weit flog.
    »Gut«, sagte der Mann, als er wieder aufstand und sich die Hosen gerade klopfte. »Wenn auch der Unterarmgriff etwas unpräzise war.«
    »Ja«, sagte Ariana. »Hab ich auch gemerkt.«
    Kim Seyong, ihr Kampfsportlehrer, nickte ernst. »Aber auf der Erde wirst du diese und einige andere Techniken ohnehin nicht mehr anwenden können.«
    »Wieso das denn?«, erschrak Ariana.
    »Weil sie unter der Schwerkraft der Erde unmöglich auszuführen sind. Ich habe sie erst hier auf dem Mars entwickelt, aus einigen alten Chi -Techniken.« Er gab so etwas wie ein Seufzen von sich, was sehr ungewöhnlich für ihn war. »Ich hatte immer die Hoffnung, dass sie eines Tages offiziell anerkannt würden. Aber dazu hätte ein Prüfungskomitee zum Mars kommen müssen, mindestens drei Träger des zehnten Dan … und daraus wird nun wohl nichts mehr.«
    »Aber was mache ich dann auf der Erde?«
    »Zuerst musst du dich eingewöhnen. Das wird etwa ein Jahr dauern. Dann kannst du das Training wieder aufnehmen. Es wird am Anfang nicht leicht werden, aber du hast schon viel gelernt, das dir helfen wird.« Er lächelte, was immer sehr asiatisch aussah, obwohl Kim in Los Angeles geboren war. »Schluss für heute.«
    Als sie den mit Reisstrohmatten ausgelegten Raum verließen, wussten beide, dass kein weiterer Unterricht mehr stattfinden würde, ohne dass es nötig war, darüber ein Wort zu verlieren.
    Ronny hatte sich auch geweigert, die Kalziumtabletten zu nehmen, und ins Krafttraining wollte er auch nicht gehen. »Also gut«, hatte seine Mutter gemeint, »dann kommst du mit und hilfst mir im Lager. Kisten schleppen stärkt die Muskeln auch.« Da hatte alles Gemaule nichts geholfen, schon gar nicht die Ausrede, mit dem Unterricht zurückzuliegen, und so musste er nun hier unten in den kalten Katakomben zwischen den langen Regalen umherflitzen, Säcke wiegen, Konservendosen zählen und Vorratsboxen ordnen. Und wenn er, sagen wir, die Erbsendosen gezählt hatte und zu seiner Mutter zurückkam, die mit der Prüfliste auf dem Klemmbrett in der Hand am anderen Ende des Lagers zugange war, hieß es jedes zweite Mal: »Das kann nicht sein. Das ist zu wenig. Zähl noch mal nach.«
    Sinn des ganzen Unternehmens war, einen genauen Speiseplan für die kommenden Monate aufzustellen, sodass möglichst wenig Lebensmittel übrig bleiben würden, wenn die Siedlung verlassen wurde. Es standen noch einige Ernten aus – darum kümmerten sich andere; die Aufgabe von Mrs Penderton war es, die vorhandenen Vorräte noch einmal genau zu überprüfen.
    »Ronald!« Ronny zuckte zusammen. So nannte sie ihn nur, wenn sie wirklich ärgerlich war. »Glaube bloß nicht, dass du auf diese Tour eher von hier wegkommst. Von mir aus kannst du alles auch drei- oder viermal zählen, das ist mir vollkommen egal.«
    »Was stimmt denn jetzt schon wieder nicht?«, begehrte er auf.
    »Im Fach E33 müssen fünfzehn Sack Nudeln liegen. Nicht dreizehn.«
    »Es sind aber nur dreizehn!«
    »Also, bei Konservendosen kann ich mir ja noch vorstellen, dass jemand sich

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